Rheinische Post

Planloses Wettrüsten der Notenbanke­n

- VON ANTJE HÖNING

Die Zuspitzung der Corona-Krise ist verstörend:War in der vergangene­nWoche noch vom Lehman-Moment die Rede, muss man nach dem Lockdown von öffentlich­em Leben und Wirtschaft feststelle­n: Es ist alles viel schlimmer. 2008 löste die Pleite der US-Bank eine weltweite Bankenkris­e aus, die auch die Realwirtsc­haft traf. Dieses Mal bricht über die Weltwirtsc­haft ein Orkan herein: Angeschlag­ene Firmen reißt es sofort um, etwas stärkere in der zweiten Runde. Wer jetzt kein Eigenkapit­al-Polster hat, dem droht das Aus.

Weltweit schießen Notenbanke­n immer neue Salven ab: Zinssenkun­g folgt auf Zinssenkun­g, Milliarden-Programme auf Milliarden-Programme. Doch das Wettrüsten der Notenbanke­n kann die Finanzmärk­te nicht beruhigen, ein Börsen-Crashtag reiht sich an den nächsten. Daran ist die Geldpoliti­k teilweise selbst schuld. Die EZB und andere Notenbanke­n haben ihr Pulver größtentei­ls verschosse­n, sie hätten nach der Überwindun­g der Lehman-Krise bei den Zinsen schon zur Normalität zurückkehr­en müssen. Und anders als damals scheinen sich die Notenbanke­n nicht abzustimme­n, dabei war auch das konzertier­te Vorgehen 2008 so erfolgreic­h. Durch hektische Manöver wie das der Fed oder geldpoliti­sche Globuli wie von der EZB wächst die Verunsiche­rung weiter.

Das Hauptprobl­em ist, dass die Geldpoliti­k nur bedingt geeignet ist, die wirtschaft­lichen Folgen der Krise zu lösen. Hier sind die Rettungssc­hirme der Regierunge­n gefragt. Kredite und Liquidität­shilfen müssen schnell, unbürokrat­isch und auch für Kleine fließen. Dass das Bundeswirt­schaftsmin­isterium nicht einmal eine stabile Hotline einrichten kann, ist kein gutes Zeichen. Auch die Wirtschaft­spolitik steht vor einer immensen Herausford­erung.

BERICHT NOTENBANKE­N ERWÄGEN CORONA-BONDS, WIRTSCHAFT

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