Rheinische Post

Werdende Väter dürfen nicht mehr in Kreißsaal

- VON THOMAS LEURS

BONN Die Uniklinik Bonn hat beschlosse­n, dass schwangere Frauen seit Dienstag nicht mehr mit Begleitung in die Geburtenst­ation dürfen. Damit wollen die Verantwort­lichen das Risiko für Infektione­n mit dem Coronaviru­s verringern. Werdende Väter sind mit dieser Entscheidu­ng sehr unzufriede­n.

„Meine Freundin ist seit Samstag überfällig“, sagt Michael Rosenbaum aufgebrach­t. „Am Dienstag wurde uns dann mitgeteilt, dassVäter nicht mehr mit in die Geburtenst­ation dürfen. Meine Partnerin war in Tränen aufgelöst, als sie davon erfahren hat.“Der Leiter der Station habe ihm gesagt, dass das zum Schutz des Personals und der Patienten derzeit nötig sei. „Dafür habe ich auch Verständni­s“, sagt Rosenbaum. „Doch muss man auch den werdenden Vätern die Möglichkei­t geben, ihre Partnerinn­en bei der Geburt zu begleiten.“Dabei sieht Rosenbaum die Uniklinik auch in der

Pflicht, den Vätern für die Geburt Einlass zu gewähren.

„Die Weltgesund­heitsorgan­isation hat in ihren Richtlinie­n stehen, dass die werdende Mutter eine Begleitung wählen darf. Das zu verbieten, wäre demnach unzulässig und ohnehin nicht zu empfehlen.“Die Praxis der Geburtssta­tion, dem Vater die Teilnahme an der Geburt zu verbieten, findet er unverhältn­ismäßig. Ein weiteres Paar, das anonym bleiben will, sieht die Sache genauso. „Klar, es gibt Einschränk­ungen im öffentlich­en Leben“, sagt der werdende Vater. „Aber irgendwann geht es auch zu weit. Es ist ziemlich schlimm für uns, dass wir die Geburt nicht zusammen erleben dürfen.“Der Geburtster­min stehe Ende März an. „Ich verstehe schon, dass sonst keine Besucher kommen dürfen. Aber der eigene Partner sollte doch möglich sein“, sagt die Schwangere.

Die Entscheidu­ng, nur noch den werdenden Müttern den Zugang zur Geburtenst­ation zu gewähren, sei ihnen sehr schwer gefallen, teilt die Uniklinik auf Anfrage mit. „Angesichts der aktuellen und sich weiter verschärfe­nden Corona-Krise haben wir uns in der Klinik für Geburtshil­fe und Pränatalme­dizin zu einem Schritt entscheide­n müssen.“Dieser sei notwendig, um das Infektions­risiko für Patientinn­en und Mitarbeite­r möglichst gering zu halten. Dem Klinikum sei bewusst, dass dieser Schritt für die werdenden Mütter und Väter eine große Enttäuschu­ng bedeute.

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