Werdende Väter dürfen nicht mehr in Kreißsaal
BONN Die Uniklinik Bonn hat beschlossen, dass schwangere Frauen seit Dienstag nicht mehr mit Begleitung in die Geburtenstation dürfen. Damit wollen die Verantwortlichen das Risiko für Infektionen mit dem Coronavirus verringern. Werdende Väter sind mit dieser Entscheidung sehr unzufrieden.
„Meine Freundin ist seit Samstag überfällig“, sagt Michael Rosenbaum aufgebracht. „Am Dienstag wurde uns dann mitgeteilt, dassVäter nicht mehr mit in die Geburtenstation dürfen. Meine Partnerin war in Tränen aufgelöst, als sie davon erfahren hat.“Der Leiter der Station habe ihm gesagt, dass das zum Schutz des Personals und der Patienten derzeit nötig sei. „Dafür habe ich auch Verständnis“, sagt Rosenbaum. „Doch muss man auch den werdenden Vätern die Möglichkeit geben, ihre Partnerinnen bei der Geburt zu begleiten.“Dabei sieht Rosenbaum die Uniklinik auch in der
Pflicht, den Vätern für die Geburt Einlass zu gewähren.
„Die Weltgesundheitsorganisation hat in ihren Richtlinien stehen, dass die werdende Mutter eine Begleitung wählen darf. Das zu verbieten, wäre demnach unzulässig und ohnehin nicht zu empfehlen.“Die Praxis der Geburtsstation, dem Vater die Teilnahme an der Geburt zu verbieten, findet er unverhältnismäßig. Ein weiteres Paar, das anonym bleiben will, sieht die Sache genauso. „Klar, es gibt Einschränkungen im öffentlichen Leben“, sagt der werdende Vater. „Aber irgendwann geht es auch zu weit. Es ist ziemlich schlimm für uns, dass wir die Geburt nicht zusammen erleben dürfen.“Der Geburtstermin stehe Ende März an. „Ich verstehe schon, dass sonst keine Besucher kommen dürfen. Aber der eigene Partner sollte doch möglich sein“, sagt die Schwangere.
Die Entscheidung, nur noch den werdenden Müttern den Zugang zur Geburtenstation zu gewähren, sei ihnen sehr schwer gefallen, teilt die Uniklinik auf Anfrage mit. „Angesichts der aktuellen und sich weiter verschärfenden Corona-Krise haben wir uns in der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin zu einem Schritt entscheiden müssen.“Dieser sei notwendig, um das Infektionsrisiko für Patientinnen und Mitarbeiter möglichst gering zu halten. Dem Klinikum sei bewusst, dass dieser Schritt für die werdenden Mütter und Väter eine große Enttäuschung bedeute.