„Menschen aus der Isolation holen“
Sozialer Kontakt trotz Abstandsgebot: Städte rufen zu Nachbarschaftshilfe auf.
KÖLN Für ältere Nachbarn einkaufen gehen, den Hund spazieren führen, einen Gang zur Apotheke erledigen – angesichts der Corona-Krise rufen Städte wie Düsseldorf und Köln zur Nachbarschaftshilfe auf. „Solidarität untereinander ist in diesen Zeiten besonders wichtig“, teilt die Stadt Köln mit. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) findet es wichtig, „dass wir diejenigen schützen, die besonders von dem Virus bedroht sind“.
Die „Kölsch Hätz“-Nachbarschaftshilfe des Caritasverbandes vermittelt schon seit 23 Jahren engagierte Menschen an Senioren oder chronisch Kranke, die sich Besuche wünschen. „Dabei ging es bislang nicht um Dienstleistungen wie Einkaufen, sondern darum, miteinander zu sprechen, vielleicht in ein Café zu gehen, Spiele zu spielen, Zeit miteinander zu verbringen“, sagt Marianne Jürgens vom Kölner
Verband. „Es geht darum, die Menschen ein bisschen aus der Isolation zu holen.“
Etwa 600 Ehrenamtliche sind in ganz Köln unterwegs.„Sie besuchen die Senioren etwa ein bis zwei Stunden pro Woche.“Durch die Corona-Krise ändert sich nun alles. „Gerade diesen persönlichen Kontakt sollen wir ja nun nicht mehr pflegen“, sagt Jürgens. Der Verband hat deshalb ein Schreiben an die Helfer geschickt und sie gebeten, den Kontakt zu „verändern“. „Sie sollen eher mit den Senioren telefonieren, Nachrichten schicken und ihnen auch anbieten, Besorgungen zu erledigen.“
Wer sich engagieren möchte oder Hilfe sucht, kann das auch über Facebook-Gruppen versuchen. Die Gruppe „In Quarantäne – Nachbar hilft!“etwa hat schon mehr als 10.000 Mitglieder. Auf Twitter bieten unter den Hashtags „Nachbarschaftshilfe“und „Nachbarschaftschallenge“Nutzer ihre Hilfe an. Am einfachsten ist vermutlich ein Zettel im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses, auf dem hilfsbereite Nachbarn Namen und Telefonnummer hinterlassen.
Die Nachbarschaftshilfe „Kölsch Hätz“hat im Moment eher Zulauf von Menschen, die sich engagieren möchten, als Mitarbeiter, die ihr Ehrenamt nicht mehr ausführen wollen.„Wir müssen nun darauf achten, dass diejenigen, die helfen wollen, nicht zu den Risikogruppen gehören, und nicht Kontakt zu Leuten hatten, die infiziert sind“, sagt Jürgens. Alle werden angewiesen, zwei Meter Abstand zu halten. Spielenachmittage sind passé – die Ehrenamtler sollen die Einkaufstüten nun vor die Türen stellen. „Persönliche Besuche sind einfach im Moment nicht möglich. Uns ist aber wichtig, dass die Menschen nun auf andere Art und Weise Kontakt halten“, sagt Jürgens.„Es wäre schlimm, wenn die Senioren diese Kontakte jetzt verlieren würden.“