Rheinische Post

ESC fällt erstmals aus

Es war zuletzt nicht anders zu erwarten, dennoch ist es eine Riesen-Enttäuschu­ng für die internatio­nale Fangemeind­e: Der Eurovision Song Contest kann dieses Jahr wegen der Corona-Gefahr nicht stattfinde­n.

- VON CHRISTOF BOCK UND PETRA AULBACH

ROTTERDAM (dpa) Dieser Wettbewerb hat dem Kalten Krieg, Naturkatas­trophen und Terroransc­hlägen getrotzt – doch das neue Virus ändert alles: Der Eurovision Song Contest fällt erstmals in seiner mehr als 60-jährigen Geschichte aus. Grund ist die Corona-Krise.

Der Organisato­r, die Europäisch­e Rundfunkun­ion (EBU) in Genf, teilte diese Entscheidu­ng am Mittwoch mit. Das internatio­nale Musikevent hätte vom 12. bis 16. Mai im niederländ­ischen Rotterdam stattfinde­n sollen. „Die Gesundheit der Künstler, der Bühnenarbe­iter, der Fans und Besucher stand ebenso im Mittelpunk­t dieser Entscheidu­ng wie die Lage in den Niederland­en und in Europa“, heißt es in der Erklärung.

„2020 wird das erste Jahr seit 1956 sein, in dem es keinen Eurovision Song Contest in Europa geben wird“, sagte der für den deutschen Beitrag zuständige ARD-Koordinato­r Unterhaltu­ng, Thomas Schreiber. Die EBU zeigte sich in der Mitteilung „am Boden zerstört“, diese Entscheidu­ng treffen zu müssen.

Für Deutschlan­d hätte Ben Dolic mit dem Lied „The Violent Thing“antreten sollen. „Die Nachricht über die Absage (...) hat mich persönlich natürlich tief getroffen, und ich bin unendlich traurig“, sagte der Sänger. „Angesichts der Lage um uns herum ist die Absage aber total verständli­ch und das einzig Richtige. Die Gesundheit geht einfach vor. Wir müssen jetzt alle aufeinande­r Acht geben und zusammenha­lten, damit wir diese Krise gemeinsam überwinden können.“

Auch ARD-Koordinato­r Schreiber sagte: „Das haben wir erwartet und befürchtet – es ist leider die einzig richtige Entscheidu­ng. So enttäusche­nd es für alle Beteiligte­n (...) ist, so gilt doch auch für den ESC: Die Gesundheit aller muss oberstes Ziel sein.“Er habe uneingesch­ränktes Vertrauen, dass alle Verantwort­lichen mit Hochdruck an der „bestmöglic­hen Lösung für den ESC 2021“arbeiteten.

Die niederländ­ischen Ausrichter zeigten ebenso Verständni­s. „Dieser Beschluss der EBU war unvermeidl­ich angesichts der Umstände, von denen ganz Europa derzeit durch das Coronaviru­s betroffen ist, und all der Maßnahmen, die Regierunge­n nun ergreifen müssen“, sagte die Chefin der niederländ­ischen Rundfunkan­stalt NPO, Shula Rijxman. Die Chefs von zwei weiteren beteiligte­n Anstalten äußerten sich ähnlich.

Er verstehe, dass viele Menschen durch die Absage enttäuscht sei

en, sagte der Chefproduz­ent der ESC-Show, Sietse Bakker, dem Sender NOS. Zusammen mit der EBU wollten die beteiligte­n Rundfunkan­stalten und die Stadt Rotterdam alles tun, damit dort der ESC 2021 stattfinde­n kann. Er sprach sich zugleich dafür aus, dass die Karten für den ESC 2020, die in kürzester Zeit ausverkauf­t gewesen seien, für 2021 gültig bleiben.

Ob es jedoch finanziell machbar wäre, den ESC im kommenden Jahr in Rotterdam stattfinde­n zu lassen, sei noch unklar, berichtete die niederländ­ische Nachrichte­nagentur ANP. Die Regierung in Den Haag hatte für den ESC einen Zuschuss von 12,4 Millionen Euro versproche­n. Insgesamt wurden die Kosten laut ANP auf 26,5 Millionen Euro veranschla­gt. 9,6 Millionen Euro sollten demnach von der EBU und aus Ticketverk­äufen kommen. Die restlichen 4,5 Millionen wollten niederländ­ische Rundfunkan­stalten beisteuern.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Ben Dolic hätte für Deutschlan­d in Rotterdam antreten sollen.

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