Athleten sind schon jetzt die Verlierer
Es gibt oft genug gute Gründe, das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu kritisieren. Ob Anti-Doping-Kampf generell, Umgang mit dem russichen Doping-Skandal, Umgang mit Korruptionsvorwürfen – zwischen den Fensterreden der olympischen Hofgesellschaft und ihrem Handeln besteht vielfach eine offensichtliche Diskrepanz. Aber Kritik am IOC ist auch kein Selbstzweck. Es gibt selbst im Themenfeld Olympia nicht immer nur schwarz und weiß. Und die Corona-Krise ist tiefgrau.
Klar scheint aktuell nur: Egal, ob die Spiele nun regulär stattfinden, ob sie ohne Zuschauer, also als Geisterspiele, stattfinden oder ob sie abgesagt und verschoben werden – der Verlierer sind die Athleten. Denn sie trifft die Corona-Pandemie in einer Hochzeit von Qualifkationswettkämpfen. Doch statt sich der Norm für Tokio zu stellen, sind vielerorts die Sportanlagen geschlossen. Mit jedem Tag ohne Training sinkt die Leistung und steigt die Verletzungsgefahr – da hilft auch kein Yoga in den heimischen vier Wänden. Es wird 2020 keine Spiele mit Höchstleistungen geben. Das steht schon jetzt fest. Egal, wie das IOC um Thomas Bach entscheidet. Den Makel der Improvisation, des Halbgaren, den wird Tokio innehaben. Und die Veranstalter vor Ort können nichts dafür.
Sie ist also längst da. Die große Ungewissheit für die Sportler. Fällt es da am Ende wirklich ins Gewicht, noch ein paar Wochen zu warten, bis man über Absage oder Ausrichten entscheidet? Das Thema ist komplex, und das darf ausnahmsweise auch mal das IOC für sich ins Feld führen. Selbst Athletensprecher Max Hartung attestierte Bach in dieser Woche „einen schweren Job“.
Über eins ist man sich derzeit global einigermaßen einig: Auf die Krise gibt es keine einfachen Antworten. Nur schwierige. Und wenn um die länger gerungen wird, als sonst, muss das ausnahmsweise mal nicht schlecht sein.