Gespielt wird nicht mehr auf dem Platz
Der Rückzug vom Spielplatz war in den vergangenen Tagen einer in Etappen. Zwischen Montag und Mittwoch sprachen wir mit Düsseldorfer Eltern über die für Kinder so wichtigen Orte.
Der Frühling kommt Marcel Scherrer entgegen. Mit seiner Tochter (10) und seinem Sohn (6) steigt er an diesem Mittwochmorgen auf die Inline-Skater. Der Ausflug führt die drei zu den Rheinwiesen in Flehe und Volmerswerth. „Auslauf ist total wichtig, sonst steigen einem die Kinder irgendwann aufs Dach“, sagt der Vater. Die vierköpfige Familie lebt in Bilk, nutzt besonders gerne die Spielplätze an der Merkur- und der Ulenbergstraße. Der letzte Besuch ist schon ein paar Tage her. „Unser Sechsjähriger hat bereits den nächsten Besuch eingefordert und gesagt, er würde da mal wieder gerne hin“, sagt Scherrer. Doch daraus wir nichts – denn Spielplätze sind seit dem Mittwoch auch in Düsseldorf endgültig tabu.
Und das Tabu sollten Eltern sehr ernst nehmen. „Hier greift das Infektionsschutz-Gesetz. Wer die Auflagen verletzt, begeht keine mit Bußgeld belegte Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat, die zur Anzeige gebracht wird“, sagt Ordnungsdezernent Christian Zaum. Damit niemand sagen kann, er wisse von nichts, werden auf den 200 Düsseldorfer Spielplätzen Flatterbänder und Hinweiszettel angebracht. Wie lange das insgesamt dauert, blieb am Mittwoch offen.„Es wird schnell gehen, so schnell wie möglich“, sagt Zaum. Kontrollieren wird die Einhaltung des Verbots in erster Linie der städtische Ordnungsdienst OSD.
Nach Informationen aus Rathaus-Kreisen wurde zudem mit der Polizei darüber gesprochen, ob – und, wenn ja, wie – sie die Ordnungskräfte bei der Spielplatz-Kontrolle unterstützen kann.
Unterdessen haben sich die Eltern längst Alternativen überlegt. „Wir haben Glück, der Bürgersteig auf der anderen Straßenseite ist so breit, dass man ihn als Spielfläche nutzen kann“, sagt Scherrer, der sich mit seiner Frau bei der Betreuung des Nachwuchses abwechselt. Die Entscheidung, die Plätze nicht mehr betreten zu dürfen, hat den Vater im ersten Moment gewundert. Noch am Dienstagmorgen sei das für Nordrhein-Westfalen anders kommuniziert worden. Irritiert hat ihn die Begründung, man mache das auch, weil sich nicht alle Familien an die Ansage gehalten hätten, die Plätze zu meiden. „Eine solche
Ansage gab es bis Dienstag für unser Bundesland noch gar nicht.“Trotzdem vertraut der Vater nun den Experten und Politikern. „Es wird für all das triftige Gründe geben.“
Eine Entwicklung, die viele zuletzt erwartet hatten – die aber die Verhältnisse komplett änderte. Noch am Montag hatte es bei Recherchen unserer Redaktion anders ausgesehen auf den Spielplätzen, zumal es noch kein Verbot gab. Juliane Schneider beispielsweise verbrachte den Montagvormittag mit ihrem
Sohn auf dem Spielplatz am Schillerplatz – eine Ausnahme. Grund dafür war die kurz vor dem Wochenende verkündete Schließung der Kitas. Ihr Arbeitstag hat sich seit Wochenbeginn damit grundlegend verändert. „Die Arbeit passt sich jetzt an die Bedürfnisse des Kindes an“, sagt sie.
Wie ihr erging es Tausenden Familien in Düsseldorf. Kinderbetreuung ohne Kita – das ist eine enorme Herausforderung. Den Spagat zwischen Vorsicht und den Bedürfnissen des Kindes fand Schneider bereits an diesem Tag, an dem es noch kein Spielplatzverbot gab, schwierig. Mit ihrem Kind hielt sie sich etwas abseits des großen Trubels auf. Die Grünfläche am Schillerplatz war dafür weitläufig genug. Schneider und ihr Mann arbeiten nun beide im Homeoffice und müssen sich um die Betreuung ihres fünf Jahre alten Sohnes kümmern.
Am Dienstag war der Spielplatz im Hofgarten dann schon deutlich leerer gewesen als am Vortag. Tanja Spangenberg etwa wollte den sonnigen Tag mit ihren Kindern an der frischen Luft verbringen. Für sie war die in diesem Moment geringe Anzahl an Spielplatzbesuchern ein Grund, das Infektionsrisiko nicht als sehr hoch einzuschätzen. Das hatte auch die NRW-Landesregierung zumindest am Vormittag dieses Tages noch nicht getan. Spangenberg sagte: „Klar schaut man ein bisschen darauf, dass die Kinder keinen zu engen Kontakt haben“. Doch irgendwie hatte sie da bereits eine Vorahnung. „Irgendwie fände ich eine Schließung konsequent, wenn die Kinder schon nicht in die Kita dürfen.“Sie kündigte an, mit ihren Kindern vor allem die Düsseldorfer Wälder und Parks aufzusuchen.
Am Mittwoch waren dann nicht alle, aber viele Spielplätze leer. Wie der Spielplatz im Südpark, der nur dürftig an den seitlichen Zugangswegen mit Flatterband abgesperrt war, von der Wiese aus aber komplett zugänglich blieb. Genutzt wurde er dennoch nicht. Zwei Mütter saßen allerdings am Rand auf einer Bank – sie ließen ihre Kinder nicht auf den Spielgeräten toben, sondern auf der benachbarten Wiese.
„Wir finden die Regelungen richtig und wollen uns so gut wie möglich daran halten, damit alles schnell vorbei ist“, sagt eine von ihnen. „Wir verstehen das aber so, dass man sich nur nicht in großen Gruppen zusammenfinden sollte.“Ihre Kinder dürften sich dennoch weiterhin miteinander verabreden, auch ein weiteres Kind hat sich inzwischen dazu gesellt. Darüber, sagen die Frauen, machten sie sich aber keine Sorgen. Bericht