Gestrandet am Düsseldorfer Flughafen
Die verschärften Einreisebestimmungen nahezu aller EU-Länder traf besonders Tranitreisende hart.
Es herrscht eine seltsame Stimmung am Flughafen. Die Einreisebestimmungen, die viele europäische Länder aufgrund der Coronakrise in den vergangenen Tagen massiv verschärft haben, zeigen Wirkung. Fast die Hälfte der Flüge am Mittwoch sind annulliert worden. Nur wenige Fluggäste irren noch durch die Terminals. Diejenigen, die noch einen Flieger kriegen wollen, wirken gestresst. Manch einer klappert einen Infoschalter nach dem anderen ab. Die anderen starren auf die Anzeigetafel und in ihre Handys.
Javier Busalto ist einer von ihnen. Erst vor wenigen Stunden landete sein Flug aus dem kubanischen Havanna in Düsseldorf. Hier sollte er umsteigen, um weiter in seine Heimatstadt Prag zu fliegen. Zuvor hatte er schon gehört, dass die tschechische Regierung am 16. März ein Einreiseverbot verkündet hatte, das ihn betreffen würde. „Aber ich habe dennoch gehofft, dass das Flugzeug noch abfliegen darf. Irgendwie muss ich ja schließlich nach Hause kommen“, sagt Busalto. Noch in der Luft erfuhren die Passagiere dann, dass der Anschlussflug gecancelt wurde.
Eine Annahmestelle für festsitzende Transitreisende kommt am Flughafen nur zum Einsatz, wenn ausländische Passagiere aufgrund der Visabestimmungen keine Einreisegenehmigung nach Deutschland haben. Bis zur Klärung der Sachlage und des Weiterflugs können im Flugsteig C Schlaf- und Aufenthaltsgelegenheiten geschaffen werden. Seit Dienstagabend werden jedoch generell alle Nicht-EU
Bürger bei ihrer Einreise zurückgewiesen. Im Fall von Busalto sollen sich Passagiere an die Airport-Information wenden – doch auch die Mitarbeiter dort können meist nicht mehr tun, als sie an ihre Airline zu verweisen.
Auch die Mitarbeiter von Eurowings gaben sich Mühe, Busalto Informationen zu beschaffen. Er sei jedoch ein Sonderfall, hieß es. Nur dass im Laufe des Tages ein Sammelbus von Frankfurt nach Tschechien fahren würde, konnten sie ihm mitteilen. Busalto: „Aber wo genau in
Frankfurt wann der Bus fährt, wie ich dahin komme: Das konnte mir keiner sagen.“
Ebenfalls nach Tschechien wollte Studentin Catherina, auch sie hat eine Buchungs-Odyssee hinter sich. Erst wurde ihr Direktflug aus London annulliert, dann sollte sie in Wien von ihrer Familie abgeholt werden. Auch das musste umgebucht werden, da sie für die Einreise ein ärztliches Gutachten zuvor hätte einholen müssen. Wie sie jetzt in Düsseldorf gelandet ist, versteht sie selbst nicht ganz. „Von hier geht es nun hoffentlich nachher nach Dresden, wo mich meine Familie erwartet. Das ist jetzt meine vierte oder fünfte Umbuchung seit gestern.“
Willy Martins und seine Frau wussten schon früher, dass ihr Flugzeug nach Moskau nicht abheben würde. Eine Charter-Maschine würde die Russen am Abflugtag in Düsseldorf erwarten, hieß es stattdessen. „Davon weiß hier heute allerdings niemand etwas. Dabei müssen wir dringend zurück, meine Frau leitet schließlich ein Geschäft“, sagt Martins, während er zum wiederholten Mal die russische Botschaft anwählt.
Relativ entspannt wirken Marlies Heap und Gerry Smith. Die US-Bürger waren zur Taufe von Heaps Großnichte nach Golzheim gereist. In genau diese Phase fiel das Einreisestopp-Dekret für die EU. Flüge zurück ins heimische Miami gibt es nur noch über London. „Der hätte morgen früh starten sollen, wurde aber auch annulliert. Jetzt hoffen wir, wenigstens heute fliegen zu können und müssen dafür halt eine Nacht in London verbringen“, sagt die gebürtige Neusserin Heap. Nicht die einzige Enttäuschung in diesen Tagen – denn auch die Taufe musste zuvor wegen der neuen Bestimmungen verschoben werden.