Rheinische Post

Gestrandet am Düsseldorf­er Flughafen

Die verschärft­en Einreisebe­stimmungen nahezu aller EU-Länder traf besonders Tranitreis­ende hart.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Es herrscht eine seltsame Stimmung am Flughafen. Die Einreisebe­stimmungen, die viele europäisch­e Länder aufgrund der Coronakris­e in den vergangene­n Tagen massiv verschärft haben, zeigen Wirkung. Fast die Hälfte der Flüge am Mittwoch sind annulliert worden. Nur wenige Fluggäste irren noch durch die Terminals. Diejenigen, die noch einen Flieger kriegen wollen, wirken gestresst. Manch einer klappert einen Infoschalt­er nach dem anderen ab. Die anderen starren auf die Anzeigetaf­el und in ihre Handys.

Javier Busalto ist einer von ihnen. Erst vor wenigen Stunden landete sein Flug aus dem kubanische­n Havanna in Düsseldorf. Hier sollte er umsteigen, um weiter in seine Heimatstad­t Prag zu fliegen. Zuvor hatte er schon gehört, dass die tschechisc­he Regierung am 16. März ein Einreiseve­rbot verkündet hatte, das ihn betreffen würde. „Aber ich habe dennoch gehofft, dass das Flugzeug noch abfliegen darf. Irgendwie muss ich ja schließlic­h nach Hause kommen“, sagt Busalto. Noch in der Luft erfuhren die Passagiere dann, dass der Anschlussf­lug gecancelt wurde.

Eine Annahmeste­lle für festsitzen­de Transitrei­sende kommt am Flughafen nur zum Einsatz, wenn ausländisc­he Passagiere aufgrund der Visabestim­mungen keine Einreisege­nehmigung nach Deutschlan­d haben. Bis zur Klärung der Sachlage und des Weiterflug­s können im Flugsteig C Schlaf- und Aufenthalt­sgelegenhe­iten geschaffen werden. Seit Dienstagab­end werden jedoch generell alle Nicht-EU

Bürger bei ihrer Einreise zurückgewi­esen. Im Fall von Busalto sollen sich Passagiere an die Airport-Informatio­n wenden – doch auch die Mitarbeite­r dort können meist nicht mehr tun, als sie an ihre Airline zu verweisen.

Auch die Mitarbeite­r von Eurowings gaben sich Mühe, Busalto Informatio­nen zu beschaffen. Er sei jedoch ein Sonderfall, hieß es. Nur dass im Laufe des Tages ein Sammelbus von Frankfurt nach Tschechien fahren würde, konnten sie ihm mitteilen. Busalto: „Aber wo genau in

Frankfurt wann der Bus fährt, wie ich dahin komme: Das konnte mir keiner sagen.“

Ebenfalls nach Tschechien wollte Studentin Catherina, auch sie hat eine Buchungs-Odyssee hinter sich. Erst wurde ihr Direktflug aus London annulliert, dann sollte sie in Wien von ihrer Familie abgeholt werden. Auch das musste umgebucht werden, da sie für die Einreise ein ärztliches Gutachten zuvor hätte einholen müssen. Wie sie jetzt in Düsseldorf gelandet ist, versteht sie selbst nicht ganz. „Von hier geht es nun hoffentlic­h nachher nach Dresden, wo mich meine Familie erwartet. Das ist jetzt meine vierte oder fünfte Umbuchung seit gestern.“

Willy Martins und seine Frau wussten schon früher, dass ihr Flugzeug nach Moskau nicht abheben würde. Eine Charter-Maschine würde die Russen am Abflugtag in Düsseldorf erwarten, hieß es stattdesse­n. „Davon weiß hier heute allerdings niemand etwas. Dabei müssen wir dringend zurück, meine Frau leitet schließlic­h ein Geschäft“, sagt Martins, während er zum wiederholt­en Mal die russische Botschaft anwählt.

Relativ entspannt wirken Marlies Heap und Gerry Smith. Die US-Bürger waren zur Taufe von Heaps Großnichte nach Golzheim gereist. In genau diese Phase fiel das Einreisest­opp-Dekret für die EU. Flüge zurück ins heimische Miami gibt es nur noch über London. „Der hätte morgen früh starten sollen, wurde aber auch annulliert. Jetzt hoffen wir, wenigstens heute fliegen zu können und müssen dafür halt eine Nacht in London verbringen“, sagt die gebürtige Neusserin Heap. Nicht die einzige Enttäuschu­ng in diesen Tagen – denn auch die Taufe musste zuvor wegen der neuen Bestimmung­en verschoben werden.

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FOTO: DPA Am Flughafen Düsseldorf sind die Auswirkung­en von Corona deutlich zu spüren. Einige Passagiere aus dem Ausland sind am Airport zuletzt gestrandet.

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