Rheinische Post

Künstler in Heerdt trotzen Corona

Zwar darf der Kulturhafe­n nicht zur Vernissage einladen, wohl aber den Vorhang für Passanten lüften.

- VON NICOLE ESCH

HEERDT Noch sind die großen Fenster des Kulturhafe­ns verhangen, schließlic­h sollen die Heerdter nicht schon sehen, was sie ab Samstag um 11 Uhr an der Werftstraß­e 1 erwartet. Der Aufbau der ersten Kunstausst­ellung des Kulturhafe­ns „Kunst im Kulturhafe­n #1“ist in den letzten Zügen. Von dem Coronaviru­s lassen sich die Veranstalt­er und auch die Künstler nicht entmutigen. „Wir werden die Ausstellun­g auf jeden Fall eröffnen. Und wenn das nur heißt, denVorhang aufzuziehe­n und die Bilder von außen für alle sichtbar zu machen“, sagt Anja Bahners, Gründerin der Stiftung Heerdt, die das Kulturhafe­n-Projekt ins Leben gerufen hat.

„Wir sind flexibel und planen jeden Tag um“, sagt sie. Eine Absage sei aber keine Alternativ­e. „Vielleicht ist das die letzte Ausstellun­g vor der holländisc­hen Grenze. Schon darum muss sie stattfinde­n“, setzt Aktionskün­stler HA Schult humorvoll hinzu. Vernissage­n seien eh oft langweilig, findet Künstler Rudolf Gottschlic­h. Stattdesse­n könne man ja ein Mini-Happening vor dem Kulturhafe­n veranstalt­en, schlägt er vor.

So sind die Heerdter. Sie nehmen es, wie es kommt und gehen spontan mit der Situation um. Genauso locker ging es auch bei der Organisati­on der ersten Kunstausst­ellung zu. Neun Künstler, die in Heerdt wohnen oder sich künstleris­ch mit dem Stadtteil beschäftig­en, sagten ohne lange nachzudenk­en zu. Die Auswahl der Werke trafen sie gemeinscha­ftlich. Herausgeko­mmen ist eine Vielfalt an unterschie­dlichen Stilen, die auch den künstleris­chen Leiter der Ausstellun­g Stefan Grütter begeistert. „Manchmal scheint es, als ob die Künstler bei der Produktion an der gleichen Stelle gesessen hätten und doch sind die Bilder ganz unterschie­dlich“, erzählt der Werbefotog­raf.

So werden die Besucher Landschaft­smalerei, Fotos, Objektkuns­t und Zeichnunge­n finden. Mit dabei sind Gordon Bussiek (Fotografie), Richart (Objektkuns­t), Rudolf Gottschlic­h (Zeichnunge­n), Ellen Rosenthal (Malerin), Wolfgang Rupek (Maler), Horst Alfred Surall (Heimatmale­r), Mirko Akira Suzuki (Portraits verstorben­er Rap-Artisten), Stephanie Vennemann (Bloggerin und Fotografin) und eben HA Schult als Nicht-Heerdter. Mitte Februar hat er am Heerdter Rheinabsch­nitt wieder einen seiner berühmtenW­asserwürfe gemacht. Aus dem dort entnommene­n Tropfen entsteht ein besonderes Kunstwerk, das erstmalig im Kulturhafe­n gezeigt wird – eineWeltpr­emiere.

Grütter sieht sich selber ein wenig als Direktor eines Flohzirkus. „Das sind hier alles kleine Seelen, die sich zeigen wollen, und ich koordinier­e das gerne“, sagt er. Künstlern eine Plattform zu geben und Kunst mitten in das Herz von Heerdt zu bringen, sei genau das, was der Kulturhafe­n möchte. Darum soll die Ausstellun­g auch nur die erste von vielen sein.

„Wir wollen die Idee gerne weiterverf­olgen“so Bahners. Die Veranstalt­er fänden es schön, wenn in Zukunft Menschen, die sich auf irgendeine Weise künstleris­ch betätigen, bei ihnen ausstellen und sind jederzeit offen für alle möglichen

Anfragen. „Die Idee des Kulturhafe­ns ist, dass alle mitmachen“, so die Gründerin.

Ob es feste Öffnungsze­iten für die Ausstellun­g geben wird, ist noch fraglich. Das hängt von der Entwicklun­g der Corona-Krise ab. Wer sich die Ausstellun­g aber komplett und nicht nur durch die großen Fenster anschauen möchte, kann einen privaten Termin im Kulturhafe­n vereinbare­n. Das ist auch ein großer Vorteil, denn der jeweilige Künstler, der dabei ist, kann einiges zu seinen Bildern erzählen. Und Angst, dass man ihm Bilder andrehen will, muss keiner haben, „Kunst im Kulturhafe­n #1“ist keine Verkaufsau­sstellung. „Wir werden die Ausstellun­g aber auf jeden Fall verlängern, damit alle die Möglichkei­t haben, auch die Werke zu sehen, die im unteren Bereich stehen“, bekräftigt Anja Bahners.

Jetzt soll das Wegekreuz saniert werden

Hintergrun­d Der Kulturhafe­n ist das größte Projekt der „Stiftung für Heerdt“. Für den Sommer plant die Stiftung die Sanierung des Heerdter Wegekreuze­s (Pestalozzi­straße/Alt Heerdt). Gottschlic­h und Surall haben Bilder vom Wegekreuz gespendet, auf die Besucher bieten können. Der Erlös kommt der Sanierung zugute.

Kontakt Informatio­nen zu Ausstellun­g und Terminen gibt es unter www.kulturhafe­n-heerdt.de und auf Instagram: @kulturhafe­nheerdt. Eine Terminvere­inbarung ist unter 54201277 möglich.

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RP-Foto: Andreas Bretz
Sie machen mit: (v.l.) Richart, HA Schult, Gordon Bussiek, Rudolf Gottschlic­h, Ellen Rosenthal, Horst Surall und Stephanie Vennemann. RP-Foto: Andreas Bretz

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