Existenzangst im Biergarten von Krevets
Lebensmittel kaufen, frische Luft tanken oder bis 15 Uhr in Himmelgeist in den Biergarten gehen.
HIMMELGEIST Die Kirchenglocken von St. Nikolaus läuten, ein Schild weist auf die Krötenwanderung in den Abendstunden hin In Himmelgeist flanieren Spaziergänger am Vormittag durch den Park von Schloss Mickeln, im Naturschutzgebiet des Himmelgeister Rheinbogens sind Radfahrer, Jogger und Walker unterwegs, viele alleine. Ein sonniger Frühlingstag lockt Mütter und Väter mit ihren Kindern an die frische Luft. Die Spiel- und Bolzplätze sind geschlossen, Schulen und Kitas sowieso. Abstand halten ist möglich, denn Platz ist vorhanden in der Jücht. Manche verweilen am Rhein und schauen den Schiffen nach, andere haben die Roller für ihre Kinder im Grundschulalter dabei und drehen eine schnelle Runde.
Anders sieht es auf dem Parkplatz des Discounters aus, hier sind die Einkaufswagen voll, die Schlangen länger als sonst, es herrscht hektische Betriebsamkeit. Am Landgasthaus Krevet ist der Biergarten geöffnet, es gibt Mittagstisch, Kaffee und Kuchen, darauf weist eine Tafel am Eingang hin. „Wir haben uns entschieden von 11 bis 15 Uhr aufzumachen, so lange wie wir dürfen. Wenn in den nächsten Tagen etwas anderes rauskommt, dann müssen wir uns danach richten“, sagt Chefin Christiane Roßmann. Das Personal habe sie bereits runtergefahren, zahlreiche Feiern sind abgesagt. Nur ein Teil des Biergartens ist offen, Schilder auf den Tischen weisen auf den Mindestabstand hin. „Es ist so deklariert, wo man sich hinsetzen darf und wo nicht“, sagt sie. Sie spürt die Verunsicherung der Gäste. Viele gucken um die Ecke, noch sind die Tische mittags leer. „Sie kommen, gucken und gehen“, sagt sie. Täglich reagiert sie auf die Veränderungen. „Es sind absolute Existenzängste“, sagt sie. Im Juli vergangenen Jahres startete Christiane Roßmann in Himmelgeist, jetzt weiß sie nicht, wie es weitergeht. „Wenn von der
Regierung oder der Stadt Düsseldorf nicht etwas kommt, werden viele Gastronomen daran kaputtgehen“, sagt sie.
Im Kiosk am Steinkaul hat Siham Antony für die Kunden geöffnet. „Es gibt Getränke zum Mitnehmen, Zigaretten, Zeitungen, Eier, Brötchen, Kuchen. Außerdem Konserven, Milch und Mehl oder den
Hermes-Service“, sagt sie und bedient die Kunden. Eine Mutter wartet mit ihrem Sohn vor der Tür der gegenüberliegenden Pizzeria. „Wir haben gerade beschlossen, dass wir schauen, ob auf ist und holen uns eine Pizza zum Mitnehmen, was wir ja dürfen und setzen uns dann alleine auf eine Wiese, wo niemand ist und essen sie in der Sonne“, sagt sie.
AUS DEN VIERTELN