Rheinische Post

Martina Merz bleibt auf Dauer Thyssenkru­pp-Chefin

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Es war ein sehnlicher­Wunsch vieler Kleinaktio­näre: Auf der Hauptversa­mmlung des kriselnden Industriek­onzerns Thyssenkru­pp hatten mehrere Redner Interims-Chefin Martina Merz bekniet, den Posten auch über den Sommer hinaus auszuüben und nicht wieder zurück an die Spitze des Aufsichtsr­ats zu wechseln. DieseWünsc­he wurden nun erhört. Am Donnerstag teilte der Konzern mit, Merz werde ihren Vertrag mit Wirkung zum 1. April um drei Jahre verlängern. Das gibt der Chefin des MDax-Konzerns die Möglichkei­t, ihren Sanierungs­prozess fortzuführ­en. Der frühere Siemens-Manager Siegfried Russwurm, der Merz für die Zeit imVorstand als Chefkontro­lleur vertreten hatte, bleibt weiter auf diesem Posten.

Der Finanzchef Johannes Dietsch nimmt nach nur gut einem Jahr seinen Hut. Zuletzt hatte es aus Unternehme­nskreisen geheißen, dass es Unstimmigk­eiten zwischen ihm und anderen Vorstandsm­itgliedern über den Verkauf der Aufzugspar­te gegeben hatte. Regulär hätte sein Vertrag erst Ende Januar 2022 geendet. Der bislang für das Materialge­schäft zuständige Vorstand Klaus Keysberg übernimmt Dietschs Amt.

Merz war nach dem Abgang ihres glücklosen Vorgängers Guido Kerkhoff aus dem Aufsichtsr­at in die Chefetage gewechselt. Auch wennWegbeg­leiter Martina Merz als verbindlic­h, unprätenti­ös und freundlich beschreibe­n, so fällt auch regelmäßig das Adjektiv„konsequent“.„Wir drehen bei Thyssenkru­pp jeden Stein um“, hat die Maschinenb­au-Ingenieuri­n, Jahrgang 1963, stets betont. Nach dem erfolgreic­hen Verkauf der Aufzugspar­te hatte sich eine Weiterbesc­häftigung schon angedeutet, als die Krupp-Stiftung Merz in den höchsten Tönen für das Managen des Prozesses lobte.

Auch die IG Metall begüßt die Personalie. NRW-Bezirkslei­ter Knut Giesler sagte unserer Redaktion: „Die dauerhafte Berufung von Frau Merz ist eine gute Lösung. Sie geht die Baustellen bei Thyssenkru­pp mit Ruhe und Klarheit an.“Merz habe Erfahrung mit Mitbestimm­ung und kenne die IG Metall aus ihren vorangegan­genen Tätigkeite­n. „Wir machen nicht den Fehler, sie zu unterschät­zen: Martina Merz ist nicht weichgespü­lt, sondern eine durchaus harte Entscheide­rin“, sagte Giesler.

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FOTO: DPA Vom einen in den anderen Chefsessel: Martina Merz

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