Rheinische Post

Nach draußen höchstens noch zu zweit

Bund und Länder einigen sich wegen der Corona-Krise auf strenge Kontaktspe­rren: Versammlun­gen ab drei Personen sind auch in NRW verboten. Ausnahmen gelten nur für Familien und Mitbewohne­r. Friseure und Restaurant­s müssen schließen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND BIRGIT MARSCHALL

BERLIN/DÜSSELDORF­Bund und Länder haben die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronaviru­s noch einmal verschärft. Von diesem Montag an gilt flächendec­kend ein strenges Verbot von Ansammlung­en von mehr als zwei Personen. Zusammenkü­nfte von drei oder mehr Personen sind damit untersagt. Auf diese grundlegen­de Regel einigten sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten in einer Telefonkon­ferenz am Sonntag. Die Maßnahmen sollen für mindestens zweiWochen gelten; in Nordrhein-Westfalen sind sie sogar bis zum 19. April in Kraft. Eine Ausgangssp­erre verhängt die Politik ausdrückli­ch nicht.

Der neun Punkte umfassende Bund-Länder-Beschluss sieht unter anderem vor, dass die Kontakte in der Öffentlich­keit reduziert werden.„Der Aufenthalt im öffentlich­en Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörige­n des eigenen Hausstands gestattet“, heißt es wörtlich. Merkel betonte, dass es sich hierbei nicht um Empfehlung­en, sondern um Regeln handle. Wer sich nicht daran halte, müsse mit Strafen rechnen.

Es gibt wenige Ausnahmen von dem Kontaktver­bot. Für NRW betrifft das Mitglieder einer „Kernfamili­e“(Verwandte in gerader Linie), Lebenspart­ner, den öffentlich­en Nahverkehr, die Begleitung Minderjähr­iger und Hilfsbedür­ftiger und zwingende Zusammenkü­nfte „aus geschäftli­chen, berufliche­n und dienstlich­en sowie aus prüfungs- und betreuungs­relevanten Gründen“.

Zudem gibt es jetzt einheitlic­he Regeln für Dienstleis­tungsunter­nehmen. Cafés, Restaurant­s und Kneipen sind fortan zu schließen. Geschlosse­n werden müssen auch Friseure, Kosmetikst­udios, Massagepra­xen, Tattoo-Studios und ähnliche Dienstleis­tungsbetri­ebe für Körperpfle­ge. Medizinisc­h notwendige Behandlung­en bleiben möglich.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) kündigte an, die eigenen Regelungen beizubehal­ten, die teils strenger sind. Auch Hessen, Sachsen und das Saarland folgen teils strengeren Regeln.

Das Kontaktver­bot sei verhältnis­mäßiger, zielgerich­teter und besser nachzuvoll­ziehen als eine Ausgangssp­erre, sagte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Nicht im Verlassen der Wohnung liege die Gefahr, sondern im engen Kontakt zu anderen. In der Mehrheit verhielten sich die Bürger zwar vernünftig. „Aber wir beobachten immer noch viel Unvernunft“, so der Ministerpr­äsident. Um alle zur Räson zu bringen, brauche es strengere Maßnahmen. „Es gibt Menschen, die mich wütend machen, wenn ich zum Beispiel von Corona-Partys höre“, sagte Laschet. Ab sofort gelte eine Null-Toleranz-Politik. Möglich seien Bußgelder bis 25.000 Euro, bei schweren Verstößen werde es auch strafrecht­liche Konsequenz­en geben.

Zuvor war verlautet, dass es während der Konferenz zu einem Streit zwischen Laschet und Söder gekommen war. Laschet habe Söder massiv attackiert, weil dieser bereits am Freitag „ohne Absprache“mit dem Bund und anderen Ländern die eigenen Maßnahmen mit Ausgangsbe­schränkung­en für Bayern verordnet hatte. Söder habe daraufhin damit gedroht, die Telefonsch­alte zu verlassen. Dazu wollte sich Laschet am Sonntag nicht äußern.

FDP-Chef Christian Lindner unterstütz­t die Maßnahmen.„Ein Kontaktver­bot ist hart, aber vertretbar“, sagte Lindner unserer Redaktion. „Bund und Länder müssen jedoch sicherstel­len, dass solche Maßnahmen verhältnis­mäßig und auch befristet sind.“Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt forderte eine Bonuszahlu­ng für medizinisc­hes Personal und Pflegekräf­te, die sich um Corona-Patienten kümmern.

Merkel selbst kündigte an, sie werde sich sofort in häusliche Quarantäne begeben. Ein Arzt, der sie am Freitag gegen Pneumokokk­en geimpft hatte, sei positiv getestet worden und trage das Coronaviru­s, hieß es zur Begründung. Sie werde sich von nun an täglich testen lassen, ließ Merkel mitteilen.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Die Szenerie am Sonntag im Düsseldorf­er Rheinpark entsprach schon weitgehend den strengeren Vorgaben der Behörden, die zum Wochenanfa­ng in Kraft treten.

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