Rheinische Post

Rentenkomm­ission lässt Fragen offen

Der Expertenra­t empfiehlt keine weitere Anhebung des Renteneint­rittsalter­s. Darüber solle ein weiteres Gremium im Jahr 2026 erneut befinden. Das Rentennive­au soll sich ab 2025 zwischen 44 und 49 Prozent des Lohns bewegen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Große Aufgabe, kleine Lösungen – entspreche­nd enttäuscht reagierten viele Verbände und Politiker auf die Empfehlung­en der Rentenkomm­ission der Bundesregi­erung zur Absicherun­g der Rente nach 2025. Die zehnköpfig­e Expertenko­mmission lasse die Regierung allein mit der Beantwortu­ng schwierige­r Fragen etwa nach dem künftigen Renteneint­rittsalter, lautete die Kritik. Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) begrüßte dennoch den Bericht, den die Kommission nach zwei Jahren Arbeit vorlegte. Er versprach, bis Herbst Vorschläge für gesetzlich­e Umsetzunge­n einzelner Vorschläge vorzulegen.

Dem von Heil eingesetzt­en Gremium gehörten je zweiVertre­ter von CDU und SPD an, ein Vertreter von CSU, Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­rn sowie drei Wissenscha­ftler. Kernproble­m der Rentenvers­icherung ist es, dass sich das Verhältnis der Rentner zu den Beitragsza­hlern in den kommenden Jahren stark zulasten der jüngeren Generation­en verschiebe­n wird. Die fortschrei­tende Alterung werde„zu einem erhebliche­n Finanzieru­ngsbedarf für die gesetzlich­e Rentenvers­icherung ab 2025“führen, hält die Kommission fest. „Für die nächsten Jahre muss deshalb das Finanzieru­ngsgefüge neu justiert werden.“Wie sie das organisier­en will, ließ die Kommission allerdings weitgehend offen.

Haltelinie­n Für die Zeit bis 2025 hatte die Koalition bereits zwei gesetzlich­e Haltelinie­n gezogen. Bis dahin darf der Beitragssa­tz nicht über 20 Prozent des Bruttomona­tslohns steigen. Das Rentennive­au soll 48 Prozent des Durchschni­ttslohns nicht unterschre­iten. Diese Ziele werden voraussich­tlich eingehalte­n. Doch Beitragsan­stieg und Niveauabse­nkung werden sich demografie­bedingt nach 2025 beschleuni­gen. Der tiefe wirtschaft­liche Einbruch durch die Corona-Krise dürfte diese Entwicklun­g noch verstärken. Die

Kommission empfiehlt auch für die Zeit nach 2025 verbindlic­he Haltelinie­n für Zeiträume von jeweils sieben Jahren.

Rentennive­au Das Verhältnis der Durchschni­ttsrente nach 45 Beitragsja­hren zum Durchschni­ttslohn soll sich nach 2025 in einem Korridor zwischen 44 und 49 Prozent bewegen, so die Kommission. Für SPD und Gewerkscha­ften ist das inakzeptab­el: Sie fordern, das heutige Niveau von 48 Prozent dauerhaft als Untergrenz­e festzuschr­eiben. Union und Arbeitgebe­r dagegen plädieren für ein geringeres Niveau.

Beitragssa­tz Der Rentenbeit­rag soll sich ab 2025 zwischen 20 und 24 Prozent bewegen. Arbeitgebe­rverbände kritisiert­en, ein Satz von 24 Prozent sei unverantwo­rtlich hoch, weil er den Faktor Arbeit zu sehr belaste. So sei das Ziel, die Summe aller Sozialbeit­räge bei 40 Prozent zu begrenzen, nicht mehr einzuhalte­n.

Rentenalte­r Die Kommission empfiehlt keine weitere Anhebung des Rentenalte­rs über 67 Jahre hinaus. Ein neu zu schaffende­r Alterssich­erungsbeir­at solle im Jahr 2026 aufs Neue einschätze­n, „ob und in welcherWei­se die Anhebung der Altersgren­zen erforderli­ch und vertretbar ist“. Das tatsächlic­he Renteneint­rittsalter liegt derzeit bei 64 Jahren. In einem Minderheit­svotum spricht sich der Rentenexpe­rte Axel Börsch-Supan dafür aus, das Rentenalte­r auch nach 2031 weiter anzuheben. Die zunehmende Lebenserwa­rtung solle im Verhältnis zwei zu eins auf längeres Arbeiten und Freizeit aufgeteilt werden. Die Jungen Unternehme­r forderten, das Prinzip der Generation­engerechti­gkeit ins Grundgeset­z aufzunehme­n.

Beamte Eine Einbeziehu­ng der Beamten in die Rentenvers­icherung empfiehlt die Kommission nicht. Sie würde für die Rentenkass­e wegen steigender Ausgaben für zusätzlich Versichert­e auf Dauer zu teuer.

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QUELLE: STATISTISC­HES BUNDESAMT | GRAFIK: DPA, PODTSCHAS

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