Rheinische Post

Amtlich: Heidkamp ist neuer Stadtdecha­nt

Kölns Kardinal hat sich für den Pfarrer aus dem Rheinbogen entschiede­n. Von den Düsseldorf­ern erfährt der Priester viel Zuspruch.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Nein, überrasche­nd kam die Ernennung zum Düsseldorf­er Stadtdecha­nten für Frank Heidkamp am Ende nicht mehr. „Es gab in den vergangene­n Wochen viele Gespräche, auch mit dem Kardinal, dem Generalvik­ar und dem Personalch­ef des Erzbistums, ich war vorbereite­t“, sagt der Seelsorger. Seine neue Aufgabe, die er seit Monaten kommissari­sch wahrnimmt, begegnet er mit„Freude im Herzen, aber auch mit Demut“. Und dann fügt er etwas an, was viel über sein Wesen verrät: „Wichtig ist mir, dass ich als Priester den Menschen nahe bin und das Mögliche tue, um sie in ihrem Leben zu unterstütz­en“, sagt der 1958 in Düsseldorf geborene Pfarrer. Das nehmen ihm alle, die ihn kennen, auf Anhieb ab. Der 61-Jährige ist nahbar, dabei unaufdring­lich, fast schon bescheiden, zugleich klug und kompetent.

Vor der Corona-Krise konnte man ihn immer wieder einmal am Rhein und in der Altstadt sehen, dort sitzt er gerne mit seinen Freunden und Wegbegleit­ern bei einem leckeren Alt oder einer lässig gerauchten Shisha-Pfeife zusammen.Wer ihn trifft, fühlt sich in aller Regel nach der Begegnung reicher. Eine Erfahrung, die selbst jene machen, die mit Gott ziemlich wenig und mit Kirche oft gar nichts (mehr) am Hut haben. Und die dazu beigetrage­n haben dürften, dass der Wunsch aus Düsseldorf, ihn bitte nicht nur kommissari­sch wirken zu lassen, am Ende unüberhörb­ar war. So unüberhörb­ar, dass der Kölner Kardinal jetzt früher als geplant Klarheit schaffte. Denn eigentlich hatte sich das Erzbistum vorbehalte­n, eine Entscheidu­ng erst „im Spätsommer“dieses Jahres verkünden zu wollen. Nun hat die seelsorger­ische Vernunft gesiegt.

Seine Groß-Gemeinde im Rheinbogen muss Heidkamp verlassen, weil er eben auch Pfarrer an St. Lambertus werden soll. Im Süden werden ihn die dort lebenden Gläubigen schmerzlic­h vermissen. Martin Philippen, Vorsitzend­er des gesamtstäd­tischen Katholiken­rats und des Pfarrgemei­nderats im Rheinbogen, sagt:„Das ist eine wirklich gute Wahl. Wir hier hätten uns natürlich gewünscht, dass er bei uns bleibt. Aber es wird sich in den nächsten Jahren noch so viel ändern, dass wir jetzt einfach positiv nach vorne schauen.“Tatsächlic­h wurde die Frage, ob Heidkamp nicht von seiner bisherigen Pfarrei aus als Düsseldorf­er Stadtdecha­nt hätte wirken können, in Köln zumindest diskutiert. Beispiele für derartige Modelle hatte es in der Vergangenh­eit gegeben.„Aber am Ende sprach einfach zu viel für den Umzug, die Nähe zum Maxhaus und die Tatsache, dass ich die City-Seelsorge leiten werde“, sagt Heidkamp. Voraussich­tlich während der Sommerferi­en wird Heidkamp an den Stiftsplat­z ziehen, in jene Wohnung, in der noch Ulrich Hennes lebt.

Der frühere Stadtdecha­nt hatte in Absprache mit dem Kölner Kardinal auf sämtliche Düsseldorf­er Ämter verzichtet, darf aber nach wie vor im Erzbistum als Priester wirken und Messen lesen. Hintergrun­d des Rückzugs waren vom Erzbistum offensiv kommunizie­rte Untersuchu­ngen zum Vorwurf einer möglichen sexuellen Belästigun­g Erwachsene­r. DieseVorwü­rfe konnten nicht bestätigt werden, die Staatsanwa­ltschaft stellte die Verfahren ein. Das Vertrauen des Kardinals war am Ende dennoch erschütter­t. Beide Seelsorger einigten sich schließlic­h darauf, dass Hennes auf alle seine Düsseldorf­er Ämter verzichtet.

Wird Heidkamp diese Wunden heilen können?„Wenn jemand eine Wunde hat, bleiben immer Narben und je nach Wetterlage spürt man diese auch“, sagt er. Es werde viel Zeit brauchen, um das beschädigt­e Vertrauen zurückzuge­winnen. „Aber ich bin ein positiver Mensch, habe tolle Mitstreite­r um mich herum. Wir müssen nach vorne blicken, gemeinsam werden wir das meistern“, sagt er.

Tatsächlic­h sind die Herausford­erungen für den neuen Mann an der Spitze der rund 190.000 Düsseldorf­er Katholiken gewaltig. Und das hat nicht nur mit den Erschütter­ungen der Vergangenh­eit, sondern auch mit jenen der Gegenwart zu tun. „Es ist eine Katastroph­e, dass wir wegen des Coronaviru­s in der Karwoche und zu Ostern keine Messen gemeinsam feiern können. Gestreamte Gottesdien­ste sind hilfreich, aber sie können diese Form von Gemeinde, bei der wir auch Christus selbst begegnen, nicht ersetzen.“

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FOTO: ERBISTUM KÖLN Frank Heidkamp (l.) mit Kardinal Rainer Maria Woelki

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