Spatenstich für Euref-Campus im September
Der frühere Chef der Wirtschaftsförderung, Uwe Kerkmann, wird zum 1. April neuer Standortleiter des Projektes.
DÜSSELDORF Für den geplanten Innovationscampus (Euref-Campus) nahe dem Flughafen-Bahnhof soll noch in diesem Monat der Bauantrag gestellt werden. „Der offizielle erste Spatenstich ist für September vorgesehen, und bis Ende 2022 soll der erste Bauabschnitt fertig sein“, kündigt Euref-Vorstandschef Reinhard Müller im Gespräch mit unserer Redaktion an.
Schon vor dem offiziellen Baustart hat er zudem einen personellen Coup gelandet: Der langjährige Leiter der Düsseldorfer Wirtschaftsförderung, Uwe Kerkmann, wird zum
1. April Standortleiter des Mega-Projektes. Der zuletzt für das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium tätige Kerkmann soll das Konzept des ersten Euref-Campus in Berlin nun für Düsseldorf weiterentwickeln. Er gilt in der Stadt als Experte für die Akquisition und Betreuung von Firmen aus dem Inund Ausland. Der Campus werde Unternehmen „bestmögliche Rahmenbedingungen bieten, um innovativ, kooperativ und erfolgreich zu sein“, sagt er über seinen künftigen Arbeitsplatz.
Auf einem Areal nahe der A44 wird ein 40.000 Quadratmeter großer Campus entstehen, auf dem Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen am Thema „Mobilität der Zukunft“arbeiten. Der erste Großmieter stand bereits fest, als Müller das Projekt im vergangenen Jahr im Rathaus erstmals der Öffentlichkeit vorstellte: Das Elektrotechnik-Unternehmen Schneider Electric verlegt seinen Hauptsitz aus Ratingen nach Düsseldorf, zieht mit rund 750 Mitarbeitern auf dem Campus ein. „Auch deshalb ist der
31. Dezember 2022 für uns gesetzt – da müssen wir fertig sein“, sagt Müller. Der zweite Bauabschnitt solle ein Jahr später abgeschlossen werden. Hier wird ein Mobilitäts-Hub als Erprobungsplattform für die Mobilität der Zukunft entstehen, vom E-Bike bis zur Drohne.
Er ist überzeugt, dass man keine Probleme haben wird, auch die weiteren Flächen zu füllen; Gespräche mit Mietinteressenten gebe es bereits. „Einige aus Düsseldorf und der Region, einige auch aus Berlin, die diesen Schritt nun mit uns gehen wollen.“Unter anderem interessieren sich für den Campus die H2 Mobility Deutschland (Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur) und Hyper Poland (Hochgeschwindigkeitszüge). Außerdem gibt es Gespräche über Kooperationen mit der Hochschule Düsseldorf und der RWTH Aachen, wie Euref-Vorstandsmitglied Karin Teichmann betont.
In Berlin hatte Architekt Müller („Wir planen alles selbst“) im Jahr 2008 begonnen, seinen ersten Euref-Campus aufzubauen, auf dem heute rund 3500 Mitarbeiter für 150 Firmen tätig sind. Schon damals nahm er die Themen Energiewende und Mobilität in den Fokus:„Viele Leute in Berlin dachten damals, ich hätte einen Knall.“Was ihn nicht davon abgehalten hat, seine Pläne weiter zu verfolgen: Seit 2014 erfüllt der Berliner Euref-Campus die Klimaziele der Bundesregierung für 2050. In einem Blockheizkraftwerk auf dem Gelände wird durch dieVerbrennung von Biomethan Strom erzeugt, mit der Abwärme wird Wasser erhitzt.
Für Düsseldorf gibt es ebenfalls ehrgeizige Pläne, um das Gelände CO2-neutral zu versorgen. Die innenliegende Freifläche des Campus wird ein Solarglasdach erhalten: „Es erzeugt so viel Strom, dass der Bedarf über das Jahr rechnerisch gedeckt ist“, sagt Müller. An den Fassaden werden sogenannte Bioreaktoren angebracht, in denen Algen wachsen. Diese verbrauchen Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff und Wärme. Nutzen will man zudem das Wasser des nahen Lichtenbroicher Baggersees: Im Winter wird Wasser aus sechs Metern Tiefe entnommen, per Wärmepumpe erhitzt und zum Heizen genutzt; im Sommer wird aus 20 Metern Tiefe kälteres Wasser hochgepumpt und zur Klimatisierung verwendet. Die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Düsseldorf, sagt Müller, laufe außerordentlich gut: „Wir wären froh und stolz, wenn wir so etwas in Berlin hätten.“Auch die Stadtverwaltung lobt er so nachdrücklich, dass die Sache ihm selbst nicht ganz geheuer scheint: „Ich habe am Anfang oft überlegt, wo der Haken sein muss; so kooperativ und konstruktiv waren die Leute.“
So habe ihm die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt sogar abgeraten von dem Areal, das er nun für sein Bauvorhaben erworben hat. „Sie haben auf die Probleme durch Lärm und Kerosinbelastung hingewiesen – aber für mich ist das hier genau das richtige Grundstück.“Die Anbindung über den Fernbahnhof, den Flughafen und einen geplanten Radschnellweg sei optimal, findet Müller. Und weil es hier um die Mobilität der Zukunft geht, ist das noch nicht alles. Auch ein Landeplatz für Flugtaxis, heißt es auf der Webseite des Projektes, sei in Planung.