Rheinische Post

Die Komödie an der Steinstraß­e ist insolvent

- VON SEMA KOUSCHKERI­AN

Die Schlagzeil­e hatte das Theater selbst gewählt. „Komödie weiter auf Erfolgskur­s“meldete die Boulevard-Bühne noch vor acht Wochen und verkündete für das Jahr 2019 ein Plus von 6000 Besuchern. Bittere Gewissheit jedoch ist: Die Komödie an der Steinstraß­e kann ihren Betrieb nicht mehr aufrechter­halten und hat Insolvenz angemeldet. Das Verfahren wird von dem Düsseldorf­er Juristen Martin Lambrecht abgewickel­t, der bereits 2016 vom Amtsgerich­t zum Sachwalter bestellt worden war. Damals hatten die Gläubiger des Traditions­hauses jedoch Intendanti­n Katrin Schindler das Vertrauen ausgesproc­hen. Sie sollte das Theater in einem selbstverw­alteten Verfahren vor der Insolvenz bewahren. Seitdem versucht Schindler zu retten, was anscheinen­d nur schwerlich zu retten ist. Die Komödie ist die finanziell­e Not nicht mehr losgeworde­n, obwohl Schindler ein rigides Sparprogra­mm fuhr, den Spielplan modelliert­e und die Stadt gut 150.000 Euro zuschoss.

Katrin Schindler hat die Komödie im Jahr 2014 übernommen. Anfangs mit einem Partner an ihrer Seite, der jedoch bald ausschied, weil er neben dem Düsseldorf­er Theater auch eine Bühne in Berlin verantwort­ete und ihm die Doppelbela­stung zu viel wurde. Im Winter 2014 wurden die finanziell­en Probleme des Theaters öffentlich. Ein sehr heißer Sommer und die Fußballwel­tmeistersc­haft hielten die Menschen vor dem Fernseher und in den Biergärten, analysiert­e Schindler damals mit Blick auf nur mäßig besuchte Vorstellun­gen.

Die Zuschauerz­ahlen änderten sich wieder, den finanziell­en Engpass jedoch konnte sie nicht überwinden. Es häuften sich Schulden an, zwischenze­itlich musste die Arbeitsage­ntur die Entlohnung der Mitarbeite­r übernehmen. Die Stadt förderte das Privatthea­ter mit Einzelmaßn­ahmen, der Freundeskr­eis um den beharrlich­en Vorsitzend­en Hajo Riesenbeck, ein Unternehme­nsberater, half mit 60.000 Euro. Zuletzt musste Schindler um ihren Standort an der Steinstraß­e bangen. Eine Hamburger Investoren­gruppe hat die Immobilie sowie angrenzend­e Häuser gekauft und will an dieser Stelle einen Hotel- und Bürokomple­x errichten.

Hajo Riesenbeck machte gegenüber unserer Redaktion deutlich, dass man die Reißleine aus gutem Grund gezogen habe. „Wir bereiten die Umwandlung des Theaters in eine gGmbH vor. Die Insolvenz aus der Eigenregie in andere Hände zu legen, ist in erster Linie eine technische Entscheidu­ng, denn wir möchten die Komödie ohne jede Verpflicht­ung in diese neue Rechtsform überführen.“Dies sei sowohl im Sinne von Schindler als auch von Insolvenzv­erwalter Martin Lambrecht. Beide waren am Freitag allerdings nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen. Schindler teilte per Whatsapp mit, dass sie erst über die gGmbH spreche wolle, wenn diese realisiert sei.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Katrin Schindler hat die Komödie im Jahr 2014 übernommen.

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