Rheinische Post

Auch Einbrecher bleiben jetzt daheim

- VON UWE-JENS RUHNAU

Die meisten Menschen arbeiten und verbringen selbst die Freizeit zu Hause. Das hat Folgen für die Einsatzzah­len bei Polizei und Feuerwehr.

DÜSSELDORF Was für ein anderes Düsseldorf: Die meisten Menschen arbeiten und verbringen selbst die Freizeit zu Hause. Die Pendlerzah­len rauschen in den Keller, und die zigtausend­en Messebesuc­her, die im ersten Halbjahr 2020 eigentlich in die Landeshaup­tstadt gekommen wären, bleiben ebenfalls aus. Das alles hat Folgen für die Einsatzzah­len bei Polizei und Feuerwehr.

Genaue Statistike­n gibt es noch nicht. Die von außen veranlasst­en Einsätze über den Notruf 110 haben jedoch in der vergangene­n Woche abgenommen, weil auf den

Straßen weniger los ist. „Ganze Deliktfeld­er brechen jetzt weg“, sagt Polizeispr­echer Marcel Fiebig. Das Gewühl in Bahnen oder auf belebten Straßen beispielsw­eise ist die Arbeitsvor­aussetzung für Taschendie­be. Sie haben jetzt kaum Chancen auf Erfolg, also machen sie die Finger gar nicht erst lang.

Die Altstadt erlebt die friedlichs­ten Tage aller Zeiten. Die üblichen Prügeleien am Wochenende finden nicht statt, und auch die „Zechanschl­ussdelikte“wie das Abzocken Betrunkene­r tauchen im Polizeiber­icht nicht auf.

Die Einbrecher bleiben nun ebenfalls lieber zu Hause. Nichts fürchten sie mehr als Entdeckung oder den direkten Kontakt zu ihren Opfern.WenigerVer­kehr bedeutet auch weniger Unfälle und Verletzte.

Die Feuerwehr rückt oft zu Einsätzen aus, weil Nachbarn den Rauchmelde­r nebenan hören. Da die Menschen nun zu Hause sind, können sie auf den Alarm selber reagieren. So reduziert sich die Zahl der Fehlfahrte­n für die Wehr. Zurückgega­ngen ist auch die Zahl der Alarmmeldu­ngen wegen technische­r Defekte. Was hingegen zugenommen hat, sind die Alarmierun­gen zum Punkt „Person hinter Tür“. Haushaltsu­nfälle geschehen öfter, wenn mehr Menschen daheim sind.

Die Zahl der Passagiere bei der Rheinbahn hat sich mehr als halbiert. Jeden Tag werden allein im Ticket-Barverkauf 100.000 Euro weniger umgesetzt. „Wir verzeichne­n einen Einnahmerü­ckgang von 30 Prozent“, sagt Vorstandsc­hef Klaus Klar. Kein Wunder, dass die Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t über Kurzarbeit bereits aufgenomme­n wurden. Zu viel sparen will man in der Corona-Krise aber nicht: Ab Montagmorg­en werden die Passagiere auf den Schwerpunk­tlinien gezählt. Wo die Menschen zu eng beieinande­r sitzen, sollen zusätzlich­e Waggons oder Fahrten angeboten werden.

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