Viele Düsseldorfer haben ausgemistet.
Wer Sperrmüll oder Gartenabfälle anliefern will, muss bis zu zwei Stunden warten. Die Stadt verweist auf Alternativen.
FLINGERN Darüber kann sie nur den Kopf schütteln. „Ich verstehe die Leute nicht, die sich hier zwei Stunden in die Schlange stellen und dann nur eine Tüte abgeben“, meint Kacha. Die Gerresheimerin hat einen guten Überblick über die Stausituation am Recyclinghof in Flingern. Mit Schwägerin Jennifer war sie am Samstag schon zum zweiten Mal Teil der sich nur mäßig bewegenden Blechlawine am Flinger Broich. „Unsere Familien machen den Garten fit. Die Jungs beschneiden die Hecken, Bäume und Büsche, wir entsorgen den Abfall“, sagt Jennifer. „Dabei haben wir den entspannteren Job. Es ist nämlich deutlich anstrengender, im Garten für Ordnung zu sorgen, als vor dem Recyclinghof zu warten.“Und bei ihrer zweiten „Zwangspause“waren die beiden jungen Damen perfekt vorbereitet. Sie hatten sich Picknick mitgebracht.
Dass der Recyclinghof unweit des Fortuna-Stammsitzes zurzeit so beliebt ist, liegt an Corona-bedingten Entscheidungen.„Die Recyclinghöfe in Lohausen und Garath sind bis auf weiteres geschlossen. Der Recyclinghof in Flingern bleibt geöffnet – Anliefern dürfen nur Düsseldorfer Bürger“, steht auf der Internetseite der Awista. Damit es auf dem Gelände nicht zu einem Gedränge kommt und der erforderliche Mindestabstand eingehalten werden kann, erfolgt eine Blockabfertigung. Zeitgleich werden jeweils nur acht Fahrzeuge auf den Recyclinghof gelassen und erst wenn alle ihre Wertstoffe und Abfälle entsorgt haben, dürfen die nächsten Fahrzeuge auf das Gelände. Dadurch bilden sich vor dem Recyclinghof lange Schlangen, die die Straße blockieren. Deshalb bittet die Awista, nicht zwingend notwendige Entsorgungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verlagern. Bisher verhallte der Appell ungehört.
Verständlich ist, dass viele Düsseldorfer das schöne Wetter der letzten Woche und das Kontaktverbot nutzen, um ihre alljährlich im Frühling anfallenden Gartenarbeiten zu machen. Für einige hat das aber nicht nur pflanzenpflegende Gründe. „Wir mussten den Grünschnitt wegbringen, weil die Kinder im Garten sonst keinen Platz mehr zum Spielen gehabt hätten“, sagt Fabian. „Zusammen mit den Kindern den Garten auf Vordermann zu bringen, hat auch Abwechslung in die letzten Tage gebracht.“Allerdings wurde sein Sohn Jannis nach zweistündigerWartezeit vor den Toren des Recyclinghofs dann doch etwas nörgelig.
Trotz Nachfragen will die Stadt die Recyclinghöfe Lohausen und Gerresheim nicht für die Abgabe von Grünschnittabfällen öffnen. „Dies würde wieder zusätzliche Kontakte zwischen Menschen bedeuten. Die Düsseldorfer werden dringend gebeten, die ‚kontaktlosen` Entsorgungsmöglichkeiten zu nutzen, etwa für Sperrmüll einen Abfuhrtermin anzumelden“, sagt Stadtsprecher Volker Paulat. „Grünschnitt kann man auch im Garten selbst kompostieren.“Nach wie vor bestehe zudem die Möglichkeit, gebührenfrei eine Biotonne für Grünschnitt oder eine blaue Tonne für Altpapier zu bestellen.
Doch nicht nur Gartenabfälle werden aktuell in Flingern entsorgt. So kam Nadine mit einer Fuhre alter Farbeimer und seit Jahren nicht geöffneter Umzugskartons zum Recyclinghof. „Jetzt, wo man so viel zu Hause sein muss, habe ich Lust, mir es nochmal besonders schön zu machen“, meint Nadine. „Also meinen Keller, den meiner Nachbarin und die Abstellräume entrümpelt“, so die Unterbilkerin. „Meine Nachbarin ist schon älter, deshalb stehe ich jetzt hier in der Schlange.“
Weil das Verständnis für die restriktiven Maßnahmen der Awista groß ist, war die Stimmung vor dem Recyclinghof trotz der tatenlos verstreichenden Lebenszeit groß. Dennoch wiederholt der Düsseldorfer Abfallentsorger seinen Appell: Die Düsseldorfer werden gebeten, nicht zwingend notwendige Entsorgungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verlagern. Der Recyclinghof sollte zurzeit nur für dringende Entsorgungen genutzt werden.