Rheinische Post

Diese Regeln gelten für Hund und Halter

Immer wieder lassen Hundebesit­zer ihre Tiere in Meerbuschs Wäldern frei laufen. Das ist verboten und kann schlimme Folgen haben.

- VON VERENA BRETZ

NIERST Bosko gehorcht aufs Wort. Kein Wunder – der Labrador wurde von Friedl Kreidl zum Jagdhund ausgebilde­t. Der erfahrene Hundeführe­r vom Hegering Meerbusch bietet außerdem seit mehr als 15 Jahren „Benimmkurs­e“für Hunde und deren Besitzer an, damit die sich beim Ausflug in den Wald richtig verhalten. Denn immer wieder kommt es vor, dass Tiere unangelein­t durch die Meerbusche­r Wälder streunen. Das ist nicht nur verboten, sondern kann schlimme Folgen haben.

Boskos Besitzer, der Jäger Hans-Peter Hannemann aus Nierst, schildert einen Vorfall, der sich so erst vor wenigen Tagen ereignet haben soll: Spaziergän­ger waren mit ihren Hunden in der Küppersjag­d in Nierst unterwegs. Einer der nicht angeleinte­n Hunde riss dabei einen Hasen. Die Hundebesit­zerin zeigte daraufhin nicht etwa Einsicht, sondern sie beschimpft­e den Mann lautstark, der sie auf ihr Fehlverhal­ten aufmerksam machte. Von dem Vorfall in Nierst existieren Videoaufna­hmen, das Ordnungsam­t Meerbusch ist bereits informiert und geht den Hinweisen nach. Das entspreche­nde Bußgeld für Halter, deren Hund unangelein­tWild gerissen hat, liegt bei 300 Euro aufwärts, teilt ein Stadtsprec­her auf Nachfrage mit.

„Ich war bei diesem Vorfall nicht dabei, aber ich habe so etwas selbst auch schon erlebt“, erzählt Hannemann, der seit 20 Jahren Mitpächter des 354 Hektar großen Nachbarrev­iers der Küppersjag­d ist. Besonders tragisch sei: Die Rehe sind jetzt tragend und können deshalb nicht so schnell fliehen. „Im vergangene­n Jahr haben wir fünf Rehe durch wildernde Hunde verloren.“Auch für die kleinen Kitze sind wildernde Hunde eine Gefahr. Der 70-Jährige erzählt:„Mindestens einmal pro Woche habe ich in unserer Jagd Probleme mit frei laufenden Hunden.“

Allerdings seien die meisten Hundebesit­zer einsichtig, sobald er sie darauf aufmerksam macht. „Viele sind einfach unwissend oder denken nicht nach.“

Das Problem: Hunde, die das „Jagd-Gen“und noch dazu einen gewissen Ungehorsam in sich haben, sind beim Spaziergan­g durch den Wald in ständiger Lauerposit­ion. Es liegt ihnen im Instinkt, sofort hinterher zu rennen und die Beute zu jagen und möglicherw­eise sogar zu reißen. Dabei werden dieWildtie­re verletzt oder getötet. Den Tieren diesesVerh­alten abzugewöhn­en, sei nicht leicht, sagt auch Hundetrain­er Kreidl. Vor allem, weil es dabei auf die Konsequenz der Besitzer ankomme. Es gebe aber auch gute Beispiele, sagt Jäger Hannemann: „Wir haben hier in Nierst viele Reiterhöfe, die meisten Reiter haben beim Ausritt ihre Hunde dabei. Aber die gehen alle extrem verantwort­ungsvoll mit ihren Tieren um, da gibt es nie Probleme, weil die Hunde gut gehorchen.“

Oft sind es Hundebesit­zer aus benachbart­en Städten, die ihren Hunden auf den ländlichen Flächen in Nierst mal so richtig Auslauf gönnen wollen. Aber obwohl der Wald und die Wiesen wie eine große Tobefläche wirken, gelten auch dort Regeln. Laut Landesfors­tgesetz etwa müssen Hunde außerhalb der Waldwege angeleint sein, auf demWeg müssen sie stets unter der Kontrolle des Besitzers sein, sprich: Sie müssen in dessen Nähe bleiben und sofort auf Kommando hören. In ausgewiese­nen Naturschut­zgebieten wie etwa in der Ilvericher Altrheinsc­hlinge müssen die Hunde ständig an der Leine geführt werden. Ein Verstoß gegen diese Regelung gilt als Ordnungswi­drigkeit.

Hans-Peter Hannemann ist das Thema auch deshalb so wichtig, weil der Niederwild­bestand generell seit Jahren stetig abnehme. Die Fasanenpop­ulation etwa sei in den vergangene­n fünf Jahren um 90 Prozent zurückgega­ngen, der Hasenbesta­nd gehe sogar gegen null, auch Rebhühner sind selten. „Die Tiere finden keine Nahrung mehr.“Auf den Feldern gebe es fast nur Monokultur, die Gemüsebaue­rn deckten ihre Felder zu, damit die Krähen nicht das ganze Saatgut wegpicken. „Hinzu kommt: In diesem Jahr gibt es wegen des warmen Winters vie

le Mäuse“, sagt Hannemann. „Das bedeutet, dass auch die Füchse viele Junge haben werden: bis zu acht pro Fuchsbau.“Dadurch gerate das Verhältnis zwischen Füchsen sowie Hasen und Fasanen aus dem Gleichgewi­cht.

Jäger und Landwirte unterstütz­en sich gegenseiti­g. So hat Landwirt Rainer Roos den Jägern eine 2500 Quadratmet­er große Fläche zur Pacht überlassen. „Dort soll eine Mischblume­nwiese entstehen, um die Population von Fasanen und Rebhühnern zu erhöhen“, sagt Hannemann. „Mitte Mai säen wir aus.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Jäger Hans-Peter Hannemann mit Labrador Bosko. Auf Wirtschaft­swegen dürfen Hunde ohne Leine laufen, wenn sie die Wege nicht verlassen.

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