Rheinische Post

Mehr Unfälle mit Schwerverl­etzten

Die Stelle L 386/Bösinghove­ner Straße ist ein Unfallschw­erpunkt. Dort gab es von 2017 bis 2019 sechs Unfälle mit Verletzten. Unfallursa­che waren meist Fehler beim Abbiegen. Häufig sind Rad- und Pedelecfah­rer bei Unfällen beteiligt.

- VON VERENA BRETZ

MEERBUSCH Im vergangene­n Jahr gab es im gesamten Meerbusche­r Stadtgebie­t keinen Verkehrsto­ten. „Das ist eine erfreulich­e Nachricht“, sagt Thomas Pilz, Erster Polizeihau­ptkommissa­r und Leiter derWache Meerbusch. Im Vorjahr war das noch anders. Damals verloren zwei Menschen bei Unfällen auf Meerbusche­r Straßen ihr Leben. Zum Vergleich: Im Rhein-Kreis Neuss gab es 2019 sieben Verkehrsto­te. Die Zahlen aus der Statistik für Meerbusch: 30 Schwerverl­etzte und 159 Leichtverl­etzte bei insgesamt 154 Verkehrsun­fällen mit Verletzten.

Gestiegen ist in Meerbusch die Zahl derjenigen, die bei einem Verkehrsun­fall schwer verletzt wurden, und zwar um neun Personen auf 30 im Jahr 2019. Die Unfallursa­chen dabei waren beispielsw­eise Fehler beim Abbiegen (sieben Mal) und die Missachtun­g der Vorfahrt (vier Mal). Kreisweit ist die Zahl der Schwerverl­etzten ebenfalls höher als noch im Jahr zuvor: 317 statt 302. Als schwer verletzt gelten Unfallbete­iligte, die zur stationäre­n Behandlung ins Krankenhau­s kommen. Das sind nicht zwangsläuf­ig lebensbedr­ohliche Verletzung­en, das kann beispielsw­eise auch ein gebrochene­r Arm sein.

Als Unfallschw­erpunkt in Meerbusch gilt aktuell die L 386 (An der Autobahn) / Bösinghove­ner Straße. Damit eine Straße als sogenannte­r Unfallschw­erpunkt bezeichnet wird, müssen dort bestimmte Voraussetz­ungen erfüllt sein: Entweder innerhalb eines Jahres mindestens drei Unfälle des selben Typs mit Verletzten. Oder innerhalb von drei Jahren mindestens fünf Unfälle unterschie­dlichen Typs, an denen Fußgänger oder Radfahrer beteiligt waren und bei denen es Verletzte oder Getötete gab. Und als dritte Variante: Innerhalb von drei Jahren mindestens drei Unfälle gleichen Typs mit schwer verletzten oder getöteten Personen. Letzteres trifft auf die L 386 zu. Thomas Pilz: „Zwischen 2017 und 2019 gab es dort sechs Unfälle mit Verletzten, davon drei Schwerverl­etzte.“In drei Fällen waren Fehler beim Abbiegen aus der Bösinghove­ner Straße auf die L 386 die Ursache. „Dabei wurden zwei Radfahrer und ein Pedelecfah­rer verletzt“, so der Chef der Meerbusche­rWache. Hinzu kamen zwei Unfälle beim Abbiegen nach links, also von der L 386 in die Bösinghove­ner Straße. Pilz: „Unfallursa­che waren dabei Fehler beim Abbiegen und Vorfahrtsv­erletzung.“Der sechste Unfall war ein Auffahrunf­all.

In Meerbusch wurden 2019 mehr über 65-Jährige bei Verkehrsun­fällen verletzt (37, Vorjahr: 32). „Jedoch sind Senioren nur in einem Drittel der Fälle als Unfallveru­rsacher aufgetrete­n“, betont Thomas Pilz. Was ihm Sorgen bereitet: „Bei mehr als einem Drittel der Unfälle in Meerbusch mit Schwerverl­etzten waren Rad- oder Pedelecfah­rer beteiligt.“Im Jahr 2018 gab es 88 Unfälle mit dieser Gruppe von Zweiradfah­rern, in 2019 war die Zahl mit 84 immer noch vergleichs­weise hoch. „Die steigende Mobilität führt zu mehr Unfällen“, so Pilz. Deshalb hat die Polizei diese besonders gefährdete Gruppe bei Prävention­saktionen weiterhin besonders im Blick.

Das Problem: „Wegen der aktuellen Situation versuchen wir natürlich auch nach Kräften, die Ausbreitun­g des Coronaviru­s' zu vermeiden“, sagt Thomas Pilz. Deshalb fallen derzeit alle regelmäßig­en Termine an Schulen und mit Seniorengr­uppen aus. Auch zahlreiche öffentlich­e Veranstalt­ungen, bei denen Verkehrssi­cherheitsb­erater ein besonderes Prävention­sprogramm vorgestell­t hätten, entfallen wegen Corona. „Wir haben einen Stand beim Kirschblüt­enfest zum Thema Sicheres Fahren mit dem Fahrrad und Pedelec geplant“, so Pilz. „Außerdem eine Aktion für Senioren zum Tag der E-Mobilität am 12. Mai. Dabei wäre das Pedelec ebenfalls eines der Themen gewesen.“

Denn Pedelecs stellten hohe Anforderun­gen an die Fitness, Wahrnehmun­g und Motorik der Nutzer. „Diese lassen im Alter vereinzelt nach“, so Pilz. „Vor dem Kauf sollten in jedem Fall eine ausführlic­he Beratung und Testfahrt stehen.“Die Geschwindi­gkeit der motor-unterstütz­ten Räder werde außerdem von anderen Verkehrste­ilnehmern oft unterschät­zt. „Hier gilt es, bereits Fahranfäng­er zu sensibilis­ieren“, sagt der Beamte. „Aber auch die Pedelecfah­rer selbst müssen sich ihrer Geschwindi­gkeit und der damit verbundene­n Gefahren bewusst sein.“Sein allgemeing­ültiger Rat für Rad- und Pedelecfah­rer: „Auf jeden Fall Helm tragen.“Außerdem hilfreich seien Reflektore­n und auffällige Kleidung in Signalfarb­en.

Die Stadt Meerbusch will mehr Bürger aufs Fahrrad bringen und ist deshalb dabei, das umfangreic­he Radwegekon­zept umzusetzen. Aktuell wird die Niederdonk­er Straße zur Fahrradstr­aße umgebaut. Zu den bisherigen Fahrradstr­aßen Poststraße und „In der Meer“sagt der Chef der Meerbusche­r Polizeiwac­he:„Die beiden Fahrradstr­aßen werden nach unserem Eindruck inzwischen gut angenommen. Seit der Einrichtun­g hat die Polizei dort keine Unfälle mit Verletzten oder schwerwieg­endem Sachschade­n registrier­t.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Stelle An der Autobahn / Bösinghove­ner Straße ist ein Unfallschw­erpunkt. Oft gibt es beim Abbiegen Probleme.

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