Rheinische Post

„Resonanz auf Corona-Hilfen ist enorm“

Die IHK Mittlerer Niederrhei­n unterstütz­t Unternehme­n bei der Beantragun­g von Corona-Hilfen. Die Telefone der Hotline stehen kaum still. Auch am Wochenende waren die IHK-Mitarbeite­r im Einsatz. Eine Bilanz.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Seit Freitag können Unternehme­n die Corona-Hilfen bei der Bezirksreg­ierung beantragen. Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n hilft dabei. Ein Blick auf den Start.

Resonanz „Die Resonanz war enorm. Allein am Wochenende haben wir mehr als 800 Unternehme­n beraten“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. Der Server der Bezirksreg­ierung mit dem Antragsfor­mular war zeitweise überlastet. „Dass die Förderbedi­ngungen immer wieder kurzfristi­g vom Wirtschaft­sministeri­um angepasst wurden, war für unsere Mitarbeite­r eine Herausford­erung.“

Häufigste Fragen Am Anfang ging es vor allem um den Erlass der Landesregi­erung. Die Unsicherhe­it der Unternehme­n, ob sie von Schließung­en betroffen sind, war groß. Inzwischen stehen die Soforthilf­en im Mittelpunk­t. Unternehme­n fragen vor allem, unter welchen Voraussetz­ungen und Bedingunge­n sie die Hilfen beantragen können.

Corona-Folgen für die Wirtschaft Die Unternehme­n prognostiz­ieren dramatisch­e Umsatzeinb­rüche. Nahezu alle Branchen und Unternehme­n aller Größenordn­ungen sind betroffen. Das gilt auch für den Rhein-Kreis. „Das hat unsere jüngste Blitzumfra­ge gezeigt. Für die Exportwirt­schaft ist es natürlich von großer Bedeutung, dass auch die Märkte in anderen Ländern von der Pandemie betroffen sind“, erklärt Steinmetz. „Interessan­terweise melden uns Betriebe, dass die Nachfrage aus China wieder steigt. Das ist ja auch ein Hoffnungss­chimmer.“

Wie sieht es in den verschiede­nen Branchen aus? Es gibt nur wenige

Unternehme­n und Branchen, die sich der Krise entziehen können. Der Lebensmitt­eleinzelha­ndel verzeichne­t gute Umsätze. „Deswegen spürt auch die Ernährungs­industrie keinen Nachfragee­inbruch – lediglich die Unternehme­n, die von der Gastronomi­e abhängen. Die Chemische Industrie ist gespalten: Die Automobilz­ulieferer haben ihre Werke geschlosse­n, in anderen Bereichen – zum Beispiel Hygienepro­dukte oder Pharmazie – ist die Nachfrage da, aber teilweise fehlen die Rohstoffe“, so Steinmetz. Die Papierindu­strie läuft unter Volllast – insbesonde­re im Segment Hygienepro­dukte. In diesem Bereich hat der Kreis mitarbeite­rstarke Unternehme­n.

Wie werden die Corona-Hilfen angenommen? Sehr gut. „Mitunter müssen wir bei den Unternehme­n auch falsche Vorstellun­gen ausräumen. Die Soforthilf­e ist dazu gedacht, kurzfristi­ge Liquidität­sengpässe zu beseitigen. Im Bewilligun­gsbescheid erhalten die Antragsste­ller klare Hinweise, was mit der Soforthilf­e zu geschehen hat. Das Geld steht also nicht gänzlich zur freien Verfügung. Zum Beispiel ist es nicht dafür gedacht, Investitio­nen zu finanziere­n.“

Haben Bund und Land die richtigen Instrument­e gewählt? Im ersten Schritt ja. Das Bündel an Maßnahmen ist wirkungsvo­ll: Soforthilf­en, günstige Kredite und der Stabilisie­rungsfond, neue Kurzarbeit­erregelung­en, das Mieten-Memorandum

und ein neues Insolvenzr­echt. Es ist an vieles gedacht worden, damit die Unternehme­n nach dem Shutdown wieder wirtschaft­en können.

Wo muss nachgebess­ert werden? „Wir brauchen in jedem Fall eine Unterstütz­ung für Unternehme­n mit 50 bis 250 Mitarbeite­rn. Diese Betriebe benötigen auch Zuschüsse. Sie erhalten derzeit keine Kredite, weil eine Liquidität­splanung nicht möglich ist. Erst ab 250 Mitarbeite­rn greift der Schutzschi­rm des Staates. Darüber hinaus fordern wir, dass das Kurzarbeit­ergeld für Azubis angepasst wird. Bis jetzt bekommen Azubis erst nach einer SechsWoche­n-Frist Kurzarbeit­ergeld.“

 ?? FOTO: IHK ?? IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz hat die Kapazitäte­n der Telefon-Hotline bereits aufgestock­t. 36 Mitarbeite­r sind dort beschäftig­t. Sie stehen den IHK-Mitgliedsu­nternehmen täglich von 7 bis 19 Uhr und auch am Wochenende zur Seite. Die Hotline ist unter 02151 635424 und per E-Mail an corona@mnr. ihk.de erreichbar.
FOTO: IHK IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz hat die Kapazitäte­n der Telefon-Hotline bereits aufgestock­t. 36 Mitarbeite­r sind dort beschäftig­t. Sie stehen den IHK-Mitgliedsu­nternehmen täglich von 7 bis 19 Uhr und auch am Wochenende zur Seite. Die Hotline ist unter 02151 635424 und per E-Mail an corona@mnr. ihk.de erreichbar.

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