„Resonanz auf Corona-Hilfen ist enorm“
Die IHK Mittlerer Niederrhein unterstützt Unternehmen bei der Beantragung von Corona-Hilfen. Die Telefone der Hotline stehen kaum still. Auch am Wochenende waren die IHK-Mitarbeiter im Einsatz. Eine Bilanz.
RHEIN-KREIS Seit Freitag können Unternehmen die Corona-Hilfen bei der Bezirksregierung beantragen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hilft dabei. Ein Blick auf den Start.
Resonanz „Die Resonanz war enorm. Allein am Wochenende haben wir mehr als 800 Unternehmen beraten“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Der Server der Bezirksregierung mit dem Antragsformular war zeitweise überlastet. „Dass die Förderbedingungen immer wieder kurzfristig vom Wirtschaftsministerium angepasst wurden, war für unsere Mitarbeiter eine Herausforderung.“
Häufigste Fragen Am Anfang ging es vor allem um den Erlass der Landesregierung. Die Unsicherheit der Unternehmen, ob sie von Schließungen betroffen sind, war groß. Inzwischen stehen die Soforthilfen im Mittelpunkt. Unternehmen fragen vor allem, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen sie die Hilfen beantragen können.
Corona-Folgen für die Wirtschaft Die Unternehmen prognostizieren dramatische Umsatzeinbrüche. Nahezu alle Branchen und Unternehmen aller Größenordnungen sind betroffen. Das gilt auch für den Rhein-Kreis. „Das hat unsere jüngste Blitzumfrage gezeigt. Für die Exportwirtschaft ist es natürlich von großer Bedeutung, dass auch die Märkte in anderen Ländern von der Pandemie betroffen sind“, erklärt Steinmetz. „Interessanterweise melden uns Betriebe, dass die Nachfrage aus China wieder steigt. Das ist ja auch ein Hoffnungsschimmer.“
Wie sieht es in den verschiedenen Branchen aus? Es gibt nur wenige
Unternehmen und Branchen, die sich der Krise entziehen können. Der Lebensmitteleinzelhandel verzeichnet gute Umsätze. „Deswegen spürt auch die Ernährungsindustrie keinen Nachfrageeinbruch – lediglich die Unternehmen, die von der Gastronomie abhängen. Die Chemische Industrie ist gespalten: Die Automobilzulieferer haben ihre Werke geschlossen, in anderen Bereichen – zum Beispiel Hygieneprodukte oder Pharmazie – ist die Nachfrage da, aber teilweise fehlen die Rohstoffe“, so Steinmetz. Die Papierindustrie läuft unter Volllast – insbesondere im Segment Hygieneprodukte. In diesem Bereich hat der Kreis mitarbeiterstarke Unternehmen.
Wie werden die Corona-Hilfen angenommen? Sehr gut. „Mitunter müssen wir bei den Unternehmen auch falsche Vorstellungen ausräumen. Die Soforthilfe ist dazu gedacht, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu beseitigen. Im Bewilligungsbescheid erhalten die Antragssteller klare Hinweise, was mit der Soforthilfe zu geschehen hat. Das Geld steht also nicht gänzlich zur freien Verfügung. Zum Beispiel ist es nicht dafür gedacht, Investitionen zu finanzieren.“
Haben Bund und Land die richtigen Instrumente gewählt? Im ersten Schritt ja. Das Bündel an Maßnahmen ist wirkungsvoll: Soforthilfen, günstige Kredite und der Stabilisierungsfond, neue Kurzarbeiterregelungen, das Mieten-Memorandum
und ein neues Insolvenzrecht. Es ist an vieles gedacht worden, damit die Unternehmen nach dem Shutdown wieder wirtschaften können.
Wo muss nachgebessert werden? „Wir brauchen in jedem Fall eine Unterstützung für Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern. Diese Betriebe benötigen auch Zuschüsse. Sie erhalten derzeit keine Kredite, weil eine Liquiditätsplanung nicht möglich ist. Erst ab 250 Mitarbeitern greift der Schutzschirm des Staates. Darüber hinaus fordern wir, dass das Kurzarbeitergeld für Azubis angepasst wird. Bis jetzt bekommen Azubis erst nach einer SechsWochen-Frist Kurzarbeitergeld.“