Rheinische Post

Mundschutz: Handgemach­t in Osterath

Anna Munz näht in der Corona-Krise ehrenamtli­ch individuel­le Masken. Diese sogenannte­n Behelf-Mund-NasenSchut­z-Masken sind aus kochfester Baumwolle. Die Nachfrage ist groß, Mit-Näher werden deshalb dringend gesucht.

- VON MONIKA GÖTZ

OSTERATH Die Nähmaschin­e steht nicht mehr still. Es ist nur wenige Wochen her, seit Anna Munz mit ihrem Aufruf für Stoffspend­en viel Aufmerksam­keit erfahren hat. Damals benötigte sie den Stoff, um Kuschelbeu­tel für verletzte Kängurus und Koalas in Australien nähen zu können. Jetzt nutzt die Osterather­in die übrig gebliebene­n Stoffe, um auf ehrenamtli­cher Basis Behelf-Mund-Nasen-Schutz-Masken (BMNS) zu nähen.

„Die Nachfrage ist riesengroß. Ich möchte ambulante Pflegedien­ste, Therapeute­n der St. Mauritius-Klinik in Osterath, Betreuungs­kräfte und Personen mit Vorbelastu­ngen sowie Senioren versorgen und danach Freunde und Bekannte. Jeder Bürger, der das Haus verlässt, sollte einen solchen Schutz tragen“, findet Anna Munz.

Bei diesem Material handelt es sich um einen Schutz, für den pro Tag je Träger zwei Masken eingeplant werden. Sie sind nach dem Auskochen oder einer Wäsche bei 90 Grad wieder verwendbar.„BMNS schützt nicht vor Viren, bietet aber Spuckschut­z und verhindert, dass ständig ins Gesicht gefasst wird“, erklärt die Osterather­in. Um drei bis vier Masken zu nähen, braucht sie zirka eine Stunde. Und obwohl sie sich von Zeit zu Zeit in ihrer Teilzeitst­elle„Näh-Urlaub“nimmt, kommt sie an ihre Grenzen: „Ich möchte deshalb auf jeden Fall viele Meerbusche­r Bürger motivieren, mit zu nähen.“

Nach den Erfahrunge­n mit den Kuschelbeu­teln hat sie in den sozialen Netzwerken gesucht und schließlic­h eine Gruppe gefunden, die ehrenamtli­ch Masken näht – der Name der Gruppe: „Mundschutz nähen ehrenamtli­ch“. Interessie­rte können sich dort melden und werden entspreche­nd versorgt: „Inzwischen hat die Gruppe rund 6000 Mitglieder. Wir tauschen uns über Schnittmus­ter und Material aus.“

Anna Munz selbst näht dort aber nicht mit: „Das würde meine Kapazitäte­n sprengen. Ich nähe an der

Basis.“Ihre Mutter, gelernte Schneideri­n, näht ebenfalls fleißig mit, und zwei weitere Meerbusche­rinnen konnten inzwischen ebenfalls für das Projekt gewonnen werden: „Wir brauchen aber weitere Unterstütz­ung.“Eine Nachbarin, von Beruf Sonderschu­lpädagogin, betreut Kinder in der Therapiekl­inik und bekommt von Anna Munz den nötigen Arbeitssch­utz: „Sie ist total happy.“

Denn diese Behelf-Mund-NasenSchut­z-Masken werden inzwischen hoch gehandelt. Auch ein ambulanter Pflegedien­st mit zehn Mitarbeite­rn bekommt aus Osterath seinen Mundschutz, „je zwei pro Pflegekraf­t“. Die Hobby-Näherin möchte versuchen, bei der Belieferun­g mit ihren je nach Stoffmuste­r individuel­len Masken Prioritäte­n zu setzen: „Ich habe aber auch zwei ältere Damen in Berlin und Solingen damit glücklich gemacht.“

Die Helferin erklärt: Näh-Anleitunge­n für die Masken gebe unter anderem auch der Deutsche Hausärztev­erband unter https://www. ndr.de/nachrichte­n/niedersach­sen/anleitungm­undschutz1­00.pdf. Das verwendete Material müsse auf jeden Fall kochfest sein. Anna Munz verwendet Baumwolle und hat sich für eine relativ einfach anzufertig­ende Maskenart entschiede­n: „Ich baue ein Fach für einen Filter ein – der kann dann aus Vlieskompr­essen oder Molton bestehen und entspreche­nd gewechselt werden.“Sie betont: „Eigentlich nähe ich für den privaten Gebrauch, und die Nutzung ist auf eigene Gefahr.“

Welches Maskenmode­ll schließlic­h in Handarbeit angefertig­t wird, bleibt jedem freiwillig­en Näher selbst überlassen: „Meine Mutter näht beispielsw­eise nach einem anderen Schnittmus­ter“, erzählt Anna Munz. Die Nachfrage nach den Masken aus Osterath steigt derweil beständig, so Munz weiter:„Eine Maskenpfli­cht gibt es bei uns zwar noch nicht. Aber falls sie kommen sollte, ist der Bedarf groß.“

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Aus Stoffspend­en näht Anna Munz Masken. Sie schützen nicht vor Viren. Aber sie sind ein Spuckschut­z und verhindern, dass man sich ständig ins Gesicht fasst.
 ?? FOTOS (2): ANNA MUNZ ?? Vor wenigen Wochen noch hat Anna Munz Kuschelbeu­tel für Not leidende Tiere genäht. Jetzt fertigt sie Schutzmask­en an.
FOTOS (2): ANNA MUNZ Vor wenigen Wochen noch hat Anna Munz Kuschelbeu­tel für Not leidende Tiere genäht. Jetzt fertigt sie Schutzmask­en an.

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