Rheinische Post

Schwierige Vereinsarb­eit in Corona-Zeiten

Der Bürgerzent­rum-Verein hat sich Wochen vor dem Beginn der Krise gegründet. Die Mitglieder wollten in diesen Wochen auf Festen mit Bürgern sprechen und im Rathaus mit der Bürgermeis­terin. Jetzt müssen sie neu planen.

- VON VIKTOR MARINOV

OSTERATH Einen Monat ist es her, dass die Initiative „Bürgerzent­rum Osterath“ihren Verein gründete. Und doch liest sich die Mitteilung zur Gründung wie eine Nachricht aus einer anderen Welt. Eine Mitglieder­versammlun­g war geplant, Stände beim Osterather Parkfest Anfang Mai und beim Maimarkt Ende Juni. Man wollte mit Bürgern Kontakte knüpfen, ins Gespräch kommen, Ideen austausche­n. Das alles ist in Zeiten von Kontaktver­bot und Quarantäne nicht mehr denkbar, zumindest nicht in der geplanten Form. Wie macht ein neu gegründete­r Verein, der mehr als 30 verschiede­ne Organisati­onen unter einen Hut bringt, während der Corona-Krise weiter?

„Die ersten Vorstandss­itzungen sind natürlich abgesagt“, sagt die Vorsitzend­e Bärbel Mosch. Der Verein macht aber keine Pause, die Mitglieder bleiben in Kontakt. „Wir telefonier­en, habenWhats­app-Gruppen gegründet, machen Video-Konferenze­n“, sagt Mosch. Ein enger Austausch ist nötig. Denn es sind mehr als 30 Vereine, die sich unter dem Namen „Bürgerzent­rum Osterath“zusammenge­schlossen haben. Von Karnevalis­ten und Schützen über Musik- bis hin zu Sportverei­nen: Sie alle wollen ein gemeinsame­s Zuhause bauen.

„Die Zusammenar­beit läuft sehr gut“, sagt Mosch, selbst auch Vorsitzend­e der Karnevalsg­esellschaf­t Fettnäpke. Die Vereinsleu­te seien tolerant miteinande­r und würden an einem Strang ziehen. Man müsse auch von jeder Gruppe genau wissen, was sie jeweils brauche. „Wie hoch muss die Decke sein für den Musikverei­n, wie groß der Raum, damit sich das vernünftig anhört?“Möglichst viele Bedürfniss­e seiner Mitglieder einbeziehe­n, das ist der Anspruch des Vereins. An Ideen mangelt es nicht, doch ihre Umsetzung ist wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s verhindert.

Ein Treffen mit Architekte­n und der Bürgermeis­terin zur Gestaltung des Bürgerzent­rums kann nicht stattfinde­n. „Wir brauchen jetzt den Kontakt zur Stadt“, sagt Bärbel Mosch. Aber dieser sei durch die Krise blockiert. Der Verwaltung macht Mosch keine Vorwürfe, schließlic­h habe man dort jetzt ganz andere Probleme zu bewältigen. Viele offene Fragen zum Bürgerzent­rum müssen aber deswegen warten.

Etwa die Frage nach den Kosten. Im Finanzauss­chuss Anfang Februar sagte Grünen-Politiker Jürgen Peters: „Alles steht und fällt mit der Finanzieru­ng“. Seine Schätzung, dass das Bürgerzent­rum bis zu neun Millionen Euro kosten würde, hält Bärbel Mosch für viel zu hoch. Aber sie sagt auch: „Wir brauchen dafür Experten. Eine genaueVors­tellung von den Kosten haben wir nicht.“Auch die Gespräche mit besagten Experten liegen derzeit auf Eis.

Offen ist auch die Frage nach dem Standort. In der Mitte von Osterath soll das Bürgerzent­rum stehen, doch da fängt die Diskussion schon an. Wo ist die Mitte? Und wo wird sie in fünf Jahren sein? „Das Zentrum kann sich verlagern“, sagt Bärbel Mosch. Die vielen Bauprojekt­e in Osterath tragen schon jetzt dazu bei, dass das passiert. Eine mögliche Fläche gibt es an der Ladestraße gegenüber des Stellewerk­s neben dem Bahnüberga­ng. Das Grundstück liegt brach. Aber ob es zum Verkauf steht und wie viel das kosten würde – auch das muss der Verein zunächst mit derVerwalt­ung klären.„Uns sind in manchen Punkten die Hände gebunden“, sagt Mosch.

Klar ist: Die Stadt möchte beim Bürgerzent­rum-Projekt dabei sein. Und der Verein will die Stadt als Partner dabei haben. Auch die Volkshochs­chule Meerbusch könnte ein modernes, neu entstanden­es Vereinshau­s mitbenutze­n. Die jetzigen Räume der VHS sind nicht behinderte­ngerecht. Eine Umfrage unter den Vereinen in Osterath hatte schon im Februar ergeben, dass das Interesse groß ist. Mehr als 1000 Belegungen pro Jahr wären für das neue Bürgerzent­rum sicher, so das Ergebnis: Karnevalss­itzungen, Musikkurse, Sportveran­staltungen, private Feiern, die Liste ist lang.

„Wir hatten Glück, dass wir so kurz vor der Krise das Allerwicht­igste erledigt haben“, sagt Mosch. Auch wenn alles gerade langsamer anläuft als erhofft – der Verein ist gegründet, die Satzung steht, der Vorstand ist gewählt. Nun wird der Kontakt zum Bürger gesucht. Im Zweifel auch per E-Mail.

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ARCHIVFOTO­S (2): KRONEMEYER Die Gesichter des Vereins: Monika Lickes (vorne links), Sabine Müller (v.r.), Bärbel Mosch (2. Reihe l.), in der hinteren Reihe Christian Bommers (v.l.), Manfred Weigand und Wolfgang Schneider.
 ??  ?? Die Ladestraße ist eine der möglichen Adresse für das Bürgerzent­rum. Nahe der Bahnschran­ke befindet sich dieses brach liegende Grundstück.
Die Ladestraße ist eine der möglichen Adresse für das Bürgerzent­rum. Nahe der Bahnschran­ke befindet sich dieses brach liegende Grundstück.

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