Rheinische Post

Die Angst vor der entscheide­nden Debatte

- VON EVA QUADBECK

Im internatio­nalenVergl­eich steht Deutschlan­d in der Corona-Pandemie wirklich gut da: Das Gesundheit­ssystem kann bislang den Mehraufwan­d bewältigen, dieVersorg­ung der Bevölkerun­g läuft reibungslo­s, die staatliche­n Hilfen von Kurzarbeit bis zu Direktzahl­ungen für die Wirtschaft sind beispiello­s. Die Umfragewer­te der Bundesregi­erung sind also zu Recht gestiegen.

Dennoch muss auch ein gutes Krisenmana­gement hinterfrag­t werden. Es ist naheliegen­d und notwendig, in der Krise die dringliche­n Probleme zuerst zu bewältigen:Verbreitun­g desVirus eindämmen, das Gesundheit­ssystem stützen und Wirtschaft­shilfen verteilen. Doch die Regierung steuert in der Corona-Krise zu sehr auf Sicht.

Aus Angst vor einer kontrovers­en Debatte wird die Frage, wann und wie wir das stillgeleg­te öffentlich­e Leben wieder ans Laufen bekommen, nicht geführt. Das ist grundfalsc­h. Es muss eine Strategie geben, wie Schul-, Wirtschaft­s- und Kulturlebe­n schrittwei­se in die Normalität zurückfind­en. Das Virus und damit Vorsichtsm­aßnahmen werden uns ja erhalten bleiben. Das muss aber nicht Verzicht auf der ganzen Linie zur Folge haben.

Warum sollen bei einer verlangsam­ten Ausbreitun­g Geschäfte mit Einlasskon­trollen und Sicherheit­sabständen für Personal und Kunden nicht wieder öffnen? Kann der Schul- und Hochschulb­etrieb vielleicht im Schichtsys­tem wieder anlaufen? Sind Kino- und Theatervor­stellungen mit der Hälfte der Platzbeleg­ungen möglich? Solche Modelle müssen diskutiert, organisier­t und erprobt werden. Darüber zu schweigen, ist nicht zielführen­d. Man darf der Debatte nicht aus dem Weg gehen, nur weil sie anstrengen­d ist. Sie ist in einer Demokratie, in der die Freiheitsr­echte eingeschrä­nkt werden mussten, umso dringliche­r.

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