Rheinische Post

Das Geschäft mit den Schutzmask­en

Apotheken rufen bis zu 50 Euro für Atemschutz­masken auf. Das ist überteuert. Doch 15 Euro sind mittlerwei­le ein normaler Preis.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Anja Seilweich ist empört. Dass eine Atemschutz­maske in der aktuellen Corona-Krise etwas teurer als normal ist, hatte sich die Düsseltale­rin schon gedacht. Aber als sie den Preis in einer Apotheke in ihrer Gegend hört, klingeln die Ohren. 50 Euro möchte die Dame hinter der Theke für eine so genannte FFP2-Maske, die obendrein noch unverpackt ist. Nach einer Beschwerde verschwind­et die Verkäuferi­n in einem Hinterzimm­er, ehe sie den Preis schließlic­h auf 25 Euro senkt. Doch auch diese Summe ist noch überteuert. „Wenn es einzelne Apotheker gibt, die sich bereichern wollen, kann man als Kunde nur mit den Füßen abstimmen und dort einfach nicht mehr hingehen“, sagt Thomas Preis, Vorsitzend­er des Apothekerv­erbandes Nordrhein. Doch wo liegt in der aktuellen Zeit überhaupt ein gerechter Preis für eine Atemschutz­maske?

„Die Vorliefera­nten diktieren den Markt, nicht wir. Wir verdienen an den Masken teilweise noch weniger als vorher. Es gibt einfach viel zu viele schwarze Schafe im Markt der Vorliefera­nten. Es sind Preissteig­erungen von oft mehreren 100 Prozent zu verzeichne­n“, sagt Preis. Auch Recherchen bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein, die die niedergela­ssenen Ärzte unter anderem mit Masken versorgt, ergeben, dass wohl in den meisten Fällen die klassische­n marktwirts­chaftliche­n Regeln für den Preisansti­eg verantwort­lich sind.

Das gilt sowohl für einen normalen OP-Mund-Nasenschut­z als auch für die FFP-Masken, die prinzipiel­l nur für den Gebrauch im Krankenhau­s bestimmt sind. Die FFP2-Masken kosteten vor der Corona-Krise im Schnitt 1,25 Euro im Einkauf, wurden für maximal 2,50 Euro in der Apotheke verkauft. „Die Preise im Einkauf sind derzeit horrend hoch. Es tut richtig weh, obwohl man damit doch nur Leben retten möchte. Wir kaufen die Masken nun für bis zu acht Euro ein. Wir nehmen aber auch sechs- bis siebenstel­lige Stückzahle­n ab“, sagt Dirk Skalla von der KV Nordrhein. Bei geringeren Bestellmen­gen rufen einige Händler auch 15 Euro und mehr pro Maske auf. Auch der Einkaufspr­eis des normalen OP-Mund-Nasenschut­zes ist gestiegen: von sieben Cent auf rund zwei Euro.

Jörg Müller-Behrendt, Inhaber der Schadow-Apotheke, erntete zuletzt einen Shitstorm in den sozialen Medien, weil er die FFP2-Masken für 20 Euro verkaufte. „Ich habe Verständni­s dafür, dass Leute sich aufregen, es ist ja auch ein teurer Preis“, sagte er dem Online-Portal Apotheke Adhoc und führt aus: „Der Preis ist nicht gerechtfer­tigt, sondern orientiert sich an unserem Einkaufspr­eis. Irgendjema­nd wird daran sicherlich verdienen – aber ich bin es nicht.“

Mit Unverständ­nis reagieren einige Bürger auch darauf, dass Masken überhaupt in der Apotheke verkauft werden, obwohl sie doch in Kliniken und Krankenhäu­sern viel nötiger gebraucht würden. Apothekerv­erbands-Vorsitzend­er Preis erklärt: „Wir haben auch einen Versorgung­sauftrag. Wenn Apotheken Masken bekommen, gehen sie zunächst an Arztpraxen, Pflegedien­ste oder Mitarbeite­r in Altenheime­n.“

Noch ist die Lage in den Düsseldorf­er Krankenhäu­sern in dieser Hinsicht relativ entspannt. „Der Bestand ist aktuell ausreichen­d, um unsere Mitarbeite­r zu versorgen.Wir wissen aber nicht, wie es mit Lieferunge­n in der Zukunft aussieht. Deshalb achten wir darauf, mit unseren Ressourcen sparsam umzugehen“,

sagt Tobias Pott, Pressespre­cher der Düsseldorf­er Uniklinik.

Doch weitere Lieferengp­ässe werden befüchtet. „Der Bestand ist extrem kritisch. Die Masken sind eindeutig Mangelware“, sagt Skalla. „Zudem ist der Transport das Problem. In China gibt es die FFP-Masken für 40 Cent im Einkauf, aber die Logistik kostet derzeit zu viel, so dass es sich nicht lohnt, dort zu bestellen.“Die gestiegene­n Transportk­osten treffen natürlich auch die Händler.

Um das Geschäft mit den Masken zu verhindern, fordert der Apothekerv­erband die Bundesregi­erung auf, die FFP-Masken vom freien Markt zu nehmen. „Bei Arzneimitt­eln sind die Preise geregelt. Das sollte für die Zeit der Pandemie auch für Schutzmask­en und Desinfekti­onsmittel gelten“, sagt Preis. In Frankreich ist das bereits der Fall. Dann würde es auch in Düsseltal keine 50-Euro-Masken mehr geben.

CORONA-TICKER

Autokino Ausgehen ist nicht in der Corona-Krise – aber ausfahren: Am Mittwoch hat das Autokino auf dem Messe-Parkplatz 1 Premiere – und die erste Woche ist schon ausverkauf­t. Danach sind noch Karten zu haben, aber man muss flott sein. Zu Ostern werden jeweils um 11 Uhr auch Gottesdien­ste übertragen, ein ökumenisch­er am Karfreitag, ein katholisch­er am Ostersonnt­ag und ein evangelisc­her am Ostermonta­g. Mehr Infos unter autokino-duesseldor­f.de

Gesichtsma­sken Textilunte­rnehmer Christian Filusch, der über seine Plattform anzugshop.com jetzt auch Gesichtsma­sken vertreibt, betont aus rechtliche­n Gründen, dass es sich nicht um medizinisc­hen Mundschutz, sondern um textile Gesichtsma­sken handelt. 500 davon möchte er einer sozialen oder Altenpfleg­eeinrichtu­ng schenken. Interessen­ten können sich bei info@christianf­ilusch.de melden.

Blumen-Kette Gärtner Werner Schnitzler aus Hamm wünscht sich zu Ostern eine Art blühenden Kettenbrie­f. „Stellen Sie Ihrem Nachbarn ein paar Blumen vor die Tür“, sagt er und macht den Anfang, indem er in der Gärtnerei und im Geschäft an der Duisburger Straße 100 Sträußchen­e kostenlos zur Verfügung stellt.

Gesichtsma­sken II Das Melanchtho­n-Haus hat so viel Material für Masken bekommen, die Risikopati­enten im Stadtviert­el zugute kommen sollen, dass am Ende die Näher fehlten. Jetzt ist Änderungss­chneider Azami am Staufenpla­tz eingesprun­gen, näht mit seinem Profi-Team Dutzende Masken gegen eine Spende.

Großeinkau­f Wer für Nachbarn und Angehörige das Einkaufen übernimmt, fällt nicht unter die Verfügung der Stadt gegen Hamsterkäu­fe. Entspreche­nde Bescheinig­ungen erteilt das OB Büro nach formlosem Antrag an helma.wassenhove­n@duesseldor­f. de, aber auch die Familienka­rte gilt als Nachweis für nötige Großeinkäu­fe.

Sorgentele­fon Die Zentren Plus der Awo sind ab sofort telefonisc­h für Senioren da, die in der aktuellen Lage Hilfe brauchen oder Probleme haben. Montags bis freitags sind Mitarbeite­r unter 0211 600251779 von 9 bis 11 und von 12 bis 14 Uhr erreichbar.

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FOTO: J. JUNG Atemschutz­masken werden hoch gehandelt: Preise von rund 15 Euro – wie hier bei einer Apotheke an der Brehmstraß­e – sind mittlerwei­le normal.

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