Instagram-Workouts gegen die Isolation
Die „Corona-Aktivisten“wollen mit Sport und Unterhaltung ihre Zuschauer vorm Lagerkoller in den eigenen vier Wänden bewahren.
DÜSSELDORF Während Mitte März noch über die Sinnhaftigkeit von Schulschließungen diskutiert wurde und der Erlass eines Kontaktverbotes äußerst unrealistisch erschien, startete bei Instagram der Account der „Corona-Aktivisten Düsseldorf“mit seiner ersten digitalen Yogastunde. „Wir haben befürchtet, dass uns eine längere Isolation bevorsteht“, erzählt Kathleen Kleibrink, die mit ihrem Mann Sven auf die Idee für das Projekt kam. Und sie sollte recht behalten.
So hat sich in den vergangenen drei Wochen aber nicht nur das gesellschaftliche Leben verändert, sondern auch das Programm auf dem Instagram-Account. Aus den vereinzelten Yogastunden ist inzwischen ein vielfältiges tägliches Programm geworden. „Wir wollten zeigen, dass wir Düsseldorfer im selben Boot sitzen“, erzählt Kathleen Kleibrink. Und so haben sich viele Düsseldorfer gefunden, die die Idee der beiden ehrenamtlich unterstützen und sich mit Kursen einbringen. Die Organisation übernimmt das Ehepaar – parallel zu seinen Vollzeitjobs, denen die beiden wie viele andere vom Homeoffice aus nachgehen müssen.
Jeden Abend wird auf dem Account das Angebot für den nächsten Tag veröffentlicht, bevor dann zu der vorher bestimmten Uhrzeit das Liveprogramm startet. „Es ist hilfreich, sich in dieser Situationen feste Routinen aufzubauen“, erzählt Kathleen Kleibrink. Deshalb beginnt auch jeder Morgen auf dem Kanal mit Yoga oder Meditation. Denn gerade Ruhe und Gelassenheit fehlten in dieser Situation vielen Menschen, sagt sie.
Im Laufe des Tages folgen dann Angebote wie Fitness-Workouts. Denn durch die Arbeit im Homeoffice bleibt bei vielen Menschen die Bewegung auf der Strecke. Da die Trainer die Übungen nur vorführen, die richtige Ausführung bei den Teilnehmern aber nicht kontrollieren können, wird auf komplizierte Bewegungen verzichtet, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Wer jedoch eine Übung nicht versteht, kann jederzeit über die Kommentarfunktion des sozialen Netzwerks nachfragen.
Während es inzwischen viele Online-Fitnessangebote gibt, stechen die „Corona-Aktivisten“mit ihrem Programm abseits vom Sport hervor. Denn bei ihnen geht es auch um die mentale Gesundheit und Unterhaltung.„Wir hatten in unserem Freundes- und Bekanntenkreis viel Panik wahrgenommen, da war so eine düstere Grundstimmung“, erzählt Sven Kleibrink. Und genau da wollen die beiden ansetzen. Einerseits mit Meditation, andererseits durch gemeinsames Kochen, Bastelstunden oder Kinderballett. Aber auch
DJs, Musiker sowie ein Zauberer gingen bereits auf dem Kanal online. Insbesondere der Magier kam bei dem Publikum gut an, da er sogar einzelne Zuschauer perVideoschalten in sein Programm integrierte. Bis zu 500 Zuschauer sind bei diesen Events dabei; aber auch die frühmorgendlichenYogastunden locken regelmäßig rund 200 Nutzer an ihre Smartphones. „Wir hätten niemals mit so einer Resonanz gerechnet“, sagt Sven Kleibrink.
Die beiden haben aber nicht nur die Zuschauer im Sinn, sondern auch die vielen Trainer und Künstler, die sich an dem Projekt beteiligen. Denn ob diejenigen dort regelmäßig oder einmalig auftreten, bleibt jedem selbst überlassen. So ist der Kanal für manche die Chance, einmal auszuprobieren, ob eine Dienstleistung auch digital funktioniert, Mit der Erfahrung lässt sich dann gegebenenfalls ein eigenes Angebot starten. So war es beispielsweise bei der Tanzschule Dresen, die nach einer Probestunde bei den„Corona-Aktivisten“nun auf ihrer Webseite Online-Tanzkurse anbietet.
Sobald sich die Lage entspannt und das öffentliche Leben wieder zunimmt, wollen die Kleibrinks ihr Projekt beenden. Das muss jedoch nicht bedeuten, dass damit auch die Angebote der Trainer und Künstler wegfallen. „Wer weiß, vielleicht stößt es ja etwas an.“