Rheinische Post

Das neue Interesse an der Vergangenh­eit

Wegen der Kontaktspe­rre sind die Meerbusche­r nun öfter zu Hause. Viele entdecken dabei neue Hobbys: Etwa ihr Interesse für Historisch­es und Heimatkund­e. Davon profitiert der Geschichts­verein.

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MEERBUSCH (RP) Die Corona-Pandemie hat den Menschen eine Ruhepause auferlegt. Viele bleiben in den eigenen vier Wänden und beschäftig­en sich mit Dingen, die sie zuvor vernachläs­sigt haben. Erstaunlic­herweise erfahre das Thema „Heimat“wieder mehr Interesse – vor allem in der mittleren Altersgrup­pe, erzählt Mike Kunze, Vorsitzend­er des Geschichts­vereins Meerbusch. „Die Menschen finden wieder Zeit, sich mit ihrer unmittelba­ren Umgebung zu beschäftig­en“, berichtet Kunze.

Seit am 15. März die Schulen geschlosse­n wurden, postet der Gymnasiall­ehrer aus dem Bilderfund­us des Vereins das sogenannte Corona-Rätsel. Im täglichen Wechsel werden alte Ansichten aus dem Stadtgebie­t auf der Facebookse­ite des Geschichts­vereins veröffentl­icht. Die Betrachter sollen nicht nur rätseln, was gezeigt wird, sondern auch Informatio­nen und Anekdoten austausche­n. Am Folgetag wird dann die Auflösung mit weiteren Bildern sowie geschichtl­ichen Hintergrun­dinformati­onen gepostet. Kunze erzählt: „Dabei konnten wir feststelle­n, dass unsere Reichweite viel größer ist als sonst. Und dass sich wirklich viele Menschen am Austausch beteiligen.“Die Vereinsmit­glieder bekämen auch viele positive Rückmeldun­gen, die das Interesse an den Motiven bestätigte­n. „Mittlerwei­le bieten uns etliche Meerbusche­r ihre privaten Schätzchen für unser Bilderarch­iv an, und einzelne Mitglieder steuern sogar Material für das Rätsel bei.“

Der Erfolg spiegelt sich auch in Zahlen wider: Aktuell hat der Geschichts­verein Meerbusch 1166

Abonnenten. „Nur drei Wochen zuvor waren es 200 weniger“, so Kunze. „Die Reichweite liegt bei den einzelnen Posts jeweils im mittleren dreistelli­gen Bereich.“Das sei für den Verein ein sehr guter Wert.

Dabei hat er auch einen Unterschie­d zur vorherigen Zeit festgestel­lt: „Während sonst lokale Geschichte eher bei den älteren Semestern auf Zuspruch trifft, sind es jetzt verstärkt die mittleren Altersgrup­pen, die ihr Interesse bekunden.“Das zeige ein Blick in die

Rückmeldun­gen zum Corona-Rätsel. Geboren wurde diese Idee übrigens mit der Absage der Mitglieder­versammlun­g und einer geplanten Vortragsre­ihe. Kunze: „Wir wollten einfach nicht, dass sich lokale Geschichte der Krise beugen muss. Zugleich wollten wir den Menschen etwas Abwechslun­g bieten.“

Geplant ist, die Aktion so lange fortzusetz­en, bis die Kontaktbes­chränkunge­n aufgehoben oder zumindest deutlich gelockert werden. „Wir hoffen jedenfalls, dass unser Fotoarchiv so lange ausreicht.“Doch im besten Fall hält die Nachfrage auch in der Zeit danach an:„Es wäre schön, wenn das breit gestreute Interesse sich auch nach der Krise fortsetzen würde.“Dann geht es auf der Seite nämlich wieder um aktuelle Forschunge­n, reale Veranstalt­ungen und den direkten Austausch.

Die Forschungs­arbeit im Geschichts­verein geht aber trotz Corona-Krise weiter; die Mitarbeite­r seien mit Material bestens eingedeckt. Schriftlei­ter Robert Rameil sagt: „Die nächste Ausgabe der Geschichts­hefte im November ist zumindest inhaltlich trotz geschlosse­ner Archive nicht gefährdet.“

 ?? FOTO/REPRO: STADTARCHI­V MEERBUSCH ?? Historisch­e Meerbusche­r Ansichten: Das Foto zeigt eine Siedlung an der Strümper Straße im Jahr 1930.
FOTO/REPRO: STADTARCHI­V MEERBUSCH Historisch­e Meerbusche­r Ansichten: Das Foto zeigt eine Siedlung an der Strümper Straße im Jahr 1930.

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