Rheinische Post

Unis erproben Antikörper-Therapie

Mit dem Blut genesener Covid-19-Patienten könnten Erkrankte behandelt werden.

- VON WOLFRAM GOERTZ

KÖLN/MÜNSTER

Beim Kampf gegen das Coronaviru­s gibt es ermutigend­e Botschafte­n. Die deutsche Intensivme­dizin kann jetzt auf viele Betten zurückgrei­fen, die noch nicht durch den Ruf nach Bettenabba­u vernichtet wurden. In Remdesivir (einem Ebola-Medikament) gibt es eine ernste medikament­öse Option, allerdings in der Testphase.

Daneben erinnert sich dieWelt einer alten Methode, die auch schon bei der Spanischen Grippe, bei der Sars-Epidemie und bei Ebola angewendet wurde: Aus dem Blutplasma genesener Covid-19-Patienten können hochkonzen­trierte Antikörper gewonnen werden und schwer erkrankten Patienten wie eine Passivimpf­ung verabreich­t werden. Einige Uniklinike­n (darunter Köln und Münster) beginnen jetzt mit diesem Verfahren. Sie suchen Menschen, die nach einer Covid-19 Erkrankung wieder genesen sind und Blutplasma spenden möchten.

Chinesisch­e Ärzte haben die Methode bei Covid-19-Patienten ausprobier­t und die Ergebnisse soeben in der Fachzeitsc­hrift „Jama“publiziert. Von fünf sehr schwer erkrankten Patienten in Shenzhen wurden drei bereits nach wenigen Tagen besser, beispielsw­eise sank ihr Fieber deutlich. Die beiden anderen waren noch länger intensivpf­lichtig, überlebten die Krankheit aber auch.

Die Infusionen sind nicht nur als mögliche Behandlung gedacht. Solange es keinen Impfstoff gibt, könnten sie zumindest vorübergeh­end auch als Schutz wirken; er ist allerdings nur von begrenzter Dauer.

Wie funktionie­rt das Verfahren? Wenn ein Mensch mit einem Virus oder einem Bakterium infiziert wird, bildet der Organismus nach einer gewissen Zeit Antikörper, die die Infektion bekämpfen. Ist die Erkrankung überstande­n, verbleiben die Antikörper im flüssigen Teil des Blutes, dem Plasma – oft für Monate oder gar für mehrere Jahre. Im Idealfall könnte die Behandlung mit Antikörper­n wie eine Impfung wirken. Bei einem „echten“Impfstoff wird das Immunsyste­m gezielt aktiviert, um Antikörper selbst herzustell­en.

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