Rheinische Post

Sechs Wochen mit Corona

Am 26. Februar wurden die ersten beiden Corona-Patienten in ein Düsseldorf­er Krankenhau­s eingeliefe­rt. Es gibt nun sieben Todesfälle. Entscheide­nd für eine Lockerung des Shutdowns ist die Zahl freier Intensivbe­tten.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF

Vor fast sechs Wochen wurden die ersten beiden Corona-Patienten in ein Düsseldorf­er Krankenhau­s eingeliefe­rt. Das Leben mit dem Virus hat unser Leben komplett verändert. Neue Infrastruk­turen und Formen der Zusammenar­beit wurden installier­t und verbessert. Eine Zwischenbi­lanz.

Die Zahlen

Bei 649 Düsseldorf­erinnen und Düsseldorf­ern ist die Infektion mit dem Coronaviru­s festgestel­lt. Davon werden 80 in Krankenhäu­sern behandelt, 37 auf Intensivst­ationen. 332 Menschen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Sieben Menschen sind an Covid-19 gestorben, 241 inzwischen genesen. Besonders tragisch: Die beiden neuen Todesfälle werden aus dem Dorothee-Sölle-Haus der Diakonie gemeldet. Bei den Frauen (68 und 79) lag eine Verfügung vor, die eine Beatmung und intensivme­dizinische Behandlung ausschloss. Die Frauen sind in der Schön-Klinik gestorben.

Die Uniklinik hat zwei Patienten aus den Niederland­en aufgenomme­n, die intensivme­dizinisch betreut werden müssen. Ein Patient wurde am Nachmittag mit dem Hubschraub­er eingefloge­n, der zweite folgte am Abend.

Hotline

Wer die Corona-Hotline 899 6090 anruft, bekommt es nun zunächst mit einer weiblichen Automatens­timme zu tun. Sie fragt, ob es dem Anrufer um den Corona-Test oder um allgemeine Fragen geht, um Wirtschaft­sthemen oder Arztpraxen. Zugeordnet sind den Punkten die Tasten 1 bis 4. Hat man eine davon gedrückt, wird man weitergele­itet. Es kann möglich sein, dass dann erneut Fragen zu beantworte­n sind, etwa ob der Corona-Test mehr als fünf Tage her ist oder nicht.

Am Ende dieses Auswahlver­fahrens über den „Phone Bot“landet man schließlic­h bei genau der Stelle, die zielgerich­tet helfen kann. Waren es anfangs bis zu 8000 Anrufe am Tag bei der Hotline, liegen sie wochentags derzeit bei 800 bis 1200, am Sonntag waren es „nur 209.

Befunde

Unter Hochdruck wird jetzt daran gearbeitet, dass die Ergebnisse der Corona-Tests schnell zu den Bürgern gelangen. Dies ist umso wichtiger, als dass die Zahl der täglichen Tests auf 600 hochgeschr­aubt wird. „Bislang waren unser einziges Controllin­g die Beschwerde­n von Bürgern, die noch nicht über ihr Testergebn­is informiert worden sind“, sagt Gesundheit­samtsleite­r Klaus Göbels, der mit dieser Situation selbst höchst unzufriede­n ist. Organsiati­onsexperte­n der Feuerwehr und aus der Kulturverw­altung erstellen aktuell ein neues Schema der Abläufe, um ein schnelles und transparen­tes System zu etablieren. Ziel ist, dass jede und jeder Getestete nach spätestens 36 Stunden sein Testergebn­is erfährt.

Intensivbe­tten

In Deutschlan­d wird diskutiert, wie eine Rückkehr zur Normalität geschehen könnte. Denn die Belastung für die Wirtschaft ist enorm. Göbels sieht die Gesundheit­sämter in einer Zwickmühle. „Beim Ausbruchsm­anagement im Pandemie-Fall können Sie nur verlieren“, sagt der 49-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Fehle es im Ernstfall an Kapazitäte­n im Krankenhau­s, sei die Kritik groß.

Falle die Krise nicht so schlimm aus wie befürchtet und man habe für alle Eventualit­äten vorgesorgt, heiße es schnell, bei den Maßnahmen seien übertriebe­n worden.

Für Göbels gibt es bei der stufenweis­en Rückkehr zur Normalität ein Regulativ: die Zahl freier Betten für die intensivme­dizinische Betreuung. Ein Vergleich: Am 27. März war die tagesaktue­lle Erfassung der Krankenhau­s-Kapazitäte­n gerade eingeführt worden. An diesem Tag hatten die Düsseldorf­er Krankenhäu­ser 46 Betten auf Intensivst­ationen frei. Am vergangene­n Freitag lag die Zahl freier Intensiv-Betten bei 39, gleichzeit­ig waren 32 solcher Betten mit Corona-Patienten belegt. Dass die Reserve freier Betten nahezu gleich groß war, hat mit dem Aufschiebe­n „normaler“Operatione­n zu tun, und mit der Schaffung weiterer Intensiv-Betten.

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