Sechs Wochen mit Corona
Am 26. Februar wurden die ersten beiden Corona-Patienten in ein Düsseldorfer Krankenhaus eingeliefert. Es gibt nun sieben Todesfälle. Entscheidend für eine Lockerung des Shutdowns ist die Zahl freier Intensivbetten.
DÜSSELDORF
Vor fast sechs Wochen wurden die ersten beiden Corona-Patienten in ein Düsseldorfer Krankenhaus eingeliefert. Das Leben mit dem Virus hat unser Leben komplett verändert. Neue Infrastrukturen und Formen der Zusammenarbeit wurden installiert und verbessert. Eine Zwischenbilanz.
Die Zahlen
Bei 649 Düsseldorferinnen und Düsseldorfern ist die Infektion mit dem Coronavirus festgestellt. Davon werden 80 in Krankenhäusern behandelt, 37 auf Intensivstationen. 332 Menschen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Sieben Menschen sind an Covid-19 gestorben, 241 inzwischen genesen. Besonders tragisch: Die beiden neuen Todesfälle werden aus dem Dorothee-Sölle-Haus der Diakonie gemeldet. Bei den Frauen (68 und 79) lag eine Verfügung vor, die eine Beatmung und intensivmedizinische Behandlung ausschloss. Die Frauen sind in der Schön-Klinik gestorben.
Die Uniklinik hat zwei Patienten aus den Niederlanden aufgenommen, die intensivmedizinisch betreut werden müssen. Ein Patient wurde am Nachmittag mit dem Hubschrauber eingeflogen, der zweite folgte am Abend.
Hotline
Wer die Corona-Hotline 899 6090 anruft, bekommt es nun zunächst mit einer weiblichen Automatenstimme zu tun. Sie fragt, ob es dem Anrufer um den Corona-Test oder um allgemeine Fragen geht, um Wirtschaftsthemen oder Arztpraxen. Zugeordnet sind den Punkten die Tasten 1 bis 4. Hat man eine davon gedrückt, wird man weitergeleitet. Es kann möglich sein, dass dann erneut Fragen zu beantworten sind, etwa ob der Corona-Test mehr als fünf Tage her ist oder nicht.
Am Ende dieses Auswahlverfahrens über den „Phone Bot“landet man schließlich bei genau der Stelle, die zielgerichtet helfen kann. Waren es anfangs bis zu 8000 Anrufe am Tag bei der Hotline, liegen sie wochentags derzeit bei 800 bis 1200, am Sonntag waren es „nur 209.
Befunde
Unter Hochdruck wird jetzt daran gearbeitet, dass die Ergebnisse der Corona-Tests schnell zu den Bürgern gelangen. Dies ist umso wichtiger, als dass die Zahl der täglichen Tests auf 600 hochgeschraubt wird. „Bislang waren unser einziges Controlling die Beschwerden von Bürgern, die noch nicht über ihr Testergebnis informiert worden sind“, sagt Gesundheitsamtsleiter Klaus Göbels, der mit dieser Situation selbst höchst unzufrieden ist. Organsiationsexperten der Feuerwehr und aus der Kulturverwaltung erstellen aktuell ein neues Schema der Abläufe, um ein schnelles und transparentes System zu etablieren. Ziel ist, dass jede und jeder Getestete nach spätestens 36 Stunden sein Testergebnis erfährt.
Intensivbetten
In Deutschland wird diskutiert, wie eine Rückkehr zur Normalität geschehen könnte. Denn die Belastung für die Wirtschaft ist enorm. Göbels sieht die Gesundheitsämter in einer Zwickmühle. „Beim Ausbruchsmanagement im Pandemie-Fall können Sie nur verlieren“, sagt der 49-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Fehle es im Ernstfall an Kapazitäten im Krankenhaus, sei die Kritik groß.
Falle die Krise nicht so schlimm aus wie befürchtet und man habe für alle Eventualitäten vorgesorgt, heiße es schnell, bei den Maßnahmen seien übertrieben worden.
Für Göbels gibt es bei der stufenweisen Rückkehr zur Normalität ein Regulativ: die Zahl freier Betten für die intensivmedizinische Betreuung. Ein Vergleich: Am 27. März war die tagesaktuelle Erfassung der Krankenhaus-Kapazitäten gerade eingeführt worden. An diesem Tag hatten die Düsseldorfer Krankenhäuser 46 Betten auf Intensivstationen frei. Am vergangenen Freitag lag die Zahl freier Intensiv-Betten bei 39, gleichzeitig waren 32 solcher Betten mit Corona-Patienten belegt. Dass die Reserve freier Betten nahezu gleich groß war, hat mit dem Aufschieben „normaler“Operationen zu tun, und mit der Schaffung weiterer Intensiv-Betten.