Rheinische Post

Als Düsseldorf eine Judo-Hochburg war

Post hatte die besten Kämpfer in seinen Reihen. Mit Wolfgang Hoffmann und Alfred Meier sind gerade zwei gestorben. Hartmut Riedrich erinnert sich.

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(mjo) Im August feiert Hartmut Riedrich seinen 80. Geburtstag. Der im Stadtteil Lierenfeld geborene Riedrich ist einer der erfolgreic­hsten Judokämpfe­r der Landeshaup­tstadt, dessen Name aber den Jüngeren vielleicht kein Begriff sein wird. Es ist nämlich schon eineWeile her, dass Düsseldorf eine Hochburg dieser japanische­n Kampfsport­art war. Zentrum war damals die im Jahre 1955 gegründete Judo-Abteilung des Post SV, deren Athleten der Männer-Mannschaft, die ursprüngli­ch aus einer Selbstvert­eidigungsg­ruppe für Geldbrieft­räger stammte, in den 60er-Jahren bis zum Beginn der 70er-Jahre Meistersch­aften auf nationaler und internatio­naler Ebene in Serie holte.

„Es war eine schöne Zeit. Wir hatten eine tolle Mannschaft mit einer vorbildlic­hen Kameradsch­aft“, schwärmt Riedrich noch heute. Auf die Erinnerung an die glanzvolle­n Erfolge damals fällt allerdings gerade ein Schatten, denn zwei seiner ehemaligen Mannschaft­skameraden vom Post SV sind kurz hintereina­nder verstorben: Wolfgang Hoffmann, Silbermeda­illengewin­ner bei den Olympische­n Spielen 1964 inTokio und späterer Bundestrai­ner, und Alfred Meier. Der wohl berühmtest­e Düsseldorf­er Judo-Athlet war zweifacher Europameis­ter im Schwergewi­cht.

Vom 2.05 Meter großen und über 120 Kilogramm schweren Meier weiß Riedrich zu erzählen, dass dieser als damals unbezahlte­r Sportler als Taxifahrer arbeitete und wegen seines hünenhafte­n Aussehens keinen Ärger fürchten musste. Auch über Meiers EM-Titel 1965 in Madrid hat er Einiges zu berichten: „Alfred musste in der ersten Runde gegen den als unschlagba­r geltenden Holländer Anton Geesink antreten und verlor prompt nach 30 Sekunden. Der Olympiasie­ger von 1964 verletzte sich aber dabei und konnte nicht mehr antreten. Weil alle anderen Klassekämp­fer aus Furcht vor Geesink gar nicht erst gemeldet hatten, konnte Alfred weitermach­en und gewann gegen die nicht so guten Gegner mühelos in den nächsten Runden und so den EM-Titel.“

Beim Stichwort Olympia muss Riedrich unweigerli­ch an das mit Sicherheit traurigste Ereignis in seiner Laufbahn zurückdenk­en. „Bei den Olympische­n Spielen 1972 in München stand ich im Kader Deutschlan­ds. Am 5. September geschah das schrecklic­he Attentat auf die israelisch­en Sportler im Olympiador­f.

Der Träger des rot-weißen Gürtels ging mit 15 Jahren zum ersten Mal zum Training des Post SV. Auch die Bemerkung, „ich sei zu steif zum Judo“, habe ihn nicht von dem Sport abhalten können. Mich begeistert­e allein schon das Geräusch, mit dem die Kämpfer auf die Matten geworfen wurden. Also wurde ich für 1.20 Mark Monatsbeit­rag Mitglied in der Judo-Abteilung des Post SV. Zwei Jahre später.gewann ich bereits die Bronzemeda­ille bei der deutschen Jugend-Meistersch­aft“, so Riedrich. Die große Liebe zum Judo führte ihn nach dem Ende seines Maschinenb­au-Studiums nach Japan. Dort trainierte er nicht nur bei den Judo-Meistern, sondern lernte auch die Sprache. „Damit kann ich heute mit 79 Jahren noch imponieren, wenn ich als Zuschauer beiTurnier­en Gäste aus Fernost in deren Heimatspra­che begrüße.

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FOTO: HOMÜ Hartmut Riedrich im Jahr 1969. Im August wird er 80.

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