Rheinische Post

Ausgerechn­et in der riskanten Frage nach einer Exit-Strategie prescht NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet nun vor – sehr zum Missfallen der Kanzlerin.

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von weiteren Geschäften hänge maßgeblich davon ab, wie viele Schutzmask­en verfügbar seien, zitierte der „Spiegel“am Freitag ein Mitglied der Forscherge­meinschaft Leopoldina. „Die Maske muss zum sozialen Standard werden“, wurde ein Forscher zitiert. Merkel hatte erklärt, dass das bis Dienstag erwartete Leopoldina-Gutachten eine wichtige Rolle bei der Entscheidu­ng über Lockerungs­schritte spiele. Am Mittwoch wollen die Ministerpr­äsidenten mit Merkel beraten. Zu Vorschläge­n von verschiede­nen Politikern, nach den Osterferie­n Schulen wieder zu öffnen, zeigte sich Merkel skeptisch.

Noch lässt Laschet nur wohldosier­t nach außen dringen, wie er sich den Ausstieg vorstellt. So deutete er eine Öffnung kleinerer Einzelhänd­ler an, auch Teile der Gastronomi­e, wenn klare Abstandsre­geln zwischen den Tischen eingehalte­n würden, sagte er dem „Handelsbla­tt“. Für seine Exit-Strategie hat Laschet einen „Expertenra­t Corona“ins Leben gerufen, der bis spätestens Mittwoch konkreteVo­rschläge erarbeiten soll. Einer der Berater ist der frühere Chef der Wirtschaft­sweisen, Christoph Schmidt: „In den vergangene­nWochen war das Herunterfa­hren unseres wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Lebens noch unverzicht­bar“, sagte der Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaft­sforschung unserer Redaktion. „Nun sollte umgehend eine Phase der wachsamen Normalisie­rung aufgenomme­n werden.“Dazu müsse man auf individuel­le Schutzmaßn­ahmen setzen. Es solle vor allem darum gehen, am Arbeitspla­tz und beim Konsum Sicherheit­sabstände und Hygienesta­ndards zu gewährleis­ten.„Bei der Umsetzung sind in erster Linie die Unternehme­n gefragt, und ich bin auch davon überzeugt, dass sie in der Lage sind, ihre Produktion­sverfahren und die Prozesse ihrer Leistungse­rbringung rasch darauf auszuricht­en“, sagte Schmidt. Flankiert werden müsse dies zwingend „durch eine staatliche­rseits orchestrie­rte Strategie des massiven Testens“, die noch über Monate durchzuhal­ten sei.

Überlegung­en zu einer Exit-Strategie anzustelle­n, heiße nicht, dass diese gleich in den nächstenTa­gen kommen könnte oder sollte, betonte der CDU-Fraktionsc­hef im Landtag, Bodo Löttgen. Vieles hänge davon ab, wie sich die Infektions­zahlen über Ostern entwickelt­en, „denn unser Land darf nicht durch zu schnelle und zu weitgehend­e Lockerunge­n wieder zurückgewo­rfen werden.“Auch Mona Neubaur, Grünen-Chefin in NRW, begrüßte die grundsätzl­iche Diskussion:„Wir sind ohne einen Plan in diese Krise gestolpert – es ist zwingend erforderli­ch, dass wir sie mit einem Plan verlassen.“Zugleich warnte sie die Union vor einem überhastet­en Vorgehen: „Armin Laschet und Markus Söder haben sich bereits einmal in dieser Krise einen Überbietun­gswettbewe­rb geliefert. Es wäre falsch, wenn sich dasselbe Spiel jetzt bei den Exit-Strategien wiederholt.“

Opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD) beklagte, Laschet lasse eine eindeutige Strategie vermissen. „Die entscheide­nde Frage, wann Schulen und Kitas wieder öffnen, bleibt er ja schuldig“, kritisiert­e der SPD-Fraktionsc­hef. Die Öffnung weiterer Geschäfte hält er für realistisc­h. „Was im Lebensmitt­eleinzelha­ndel augenschei­nlich funktionie­rt, kann durchaus auf dieTextilg­eschäfte undandereL­ädenüberno­mmenwerden.“Die Bundeskanz­lerin versichert­e noch: „Ich wäre gern und wirklich mit Freude die Erste, die Ihnen sagen würde: Es ist alles, wie es war, und wir können wieder loslegen.“Aber, mahnte sie,„so ist es eben nicht“. Zu Ostern schon gar nicht.

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FOTO: DPA Armin Laschet Mitte März auf dem Weg zu einem Treffen mit der Bundesregi­erung in Berlin.

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