Rheinische Post

Borussias Trainer hat ein Rezept für einen erfolgreic­hen Neustart.

Lange hatte sich Borussia Mönchengla­dbachs Trainer in der Bundesliga-Zwangspaus­e nicht öffentlich geäußert. Nun sprach er wieder – und machte klar, was er trotz der Corona-Krise will: Erfolg.

- KARSTEN KELLERMANN

Marco Rose hat einen Monat lang geschwiege­n. Es war nicht die Zeit für Worte eines Fußballtra­iners, fand der Coach von Borussia Mönchengla­dbach. Nun aber, da der Fußball zumindest die schemenhaf­te Perspektiv­e hat, ab Mai wieder stattzufin­den, ist Rose zurückgeke­hrt in die Öffentlich­keit und fand in seinem Kerngebiet klareWorte.Worte mit denen er Gladbach eingeschwo­ren hat auf den Rest der Saison.

Dass einer wie Rose, der die Emotionen liebt und lebt, keine Geisterspi­ele mag, ist logisch. Daraus machte er auch bei seinem Auftritt in der Sendung „Wontorra - Allein zu Haus“keinen Hehl. „Spiele ohne Fans sind ein Verlust für uns“, sagte er. Er meinte das aber keineswegs als Vorab-Alibi, sondern als nüchterne Feststellu­ng. Weswegen er keine Debatte anstoßen wollte, sondern ganz einfach sein Fußballerh­erz ausschütte­te. Das Stadion ist wichtig für Roses Idee vom Spiel, er versteht Fußball als Wechselwir­kung zwischen Rasen und Tribüne.

Doch Rose will dem Coronaviru­s nicht erlauben, sich ihm und seiner

Borussia in den Weg zu stellen. Er wird seine Spieler auf die Situation ohne Fans vorbereite­n. Dass die Borussen auch ohne Zuschauer Spiele gewinnen können, das haben sie gegen den 1. FC Köln gezeigt. Im Geisterder­by gab es ein 2:1. Roses Prinzip ist es, anzugreife­n. Weswegen er auch klar stellte, dass er nicht nach hinten schaut in der Tabelle, wo Leverkusen lauert, sondern nur nach vorn – Angriff, so denkt Rose, ist die beste Verteidigu­ng. Wer aktiv ist, kann agieren und muss nicht reagieren, das ist immer ein Vorteil.

Rose sagte, es sei wichtig, dass Borussia, als Vierter der Tabelle auf Championsl­eague-Kurs, „größtmögli­ch denkt“. Er hat Recht, denn genau dieser Ansatz kann den Unterschie­d ausmachen. Größtmögli­ch heißt nicht größenwahn­sinnig, sondern maximal – und wer das Maximale erreicht, der muss sich nie vorzuwerfe­n lassen, etwas verpasst zu haben. Genau das war in den vergangene­n Jahren vielleicht Borussias Problem: Vielleicht zu früh zufrieden gewesen zu sein, weil man vielleicht einen Tick zu passiv dachte. So etwas gibt es bei Rose nicht.

In keiner Situation. Er hat dem Team klar gesagt, dass die Corona-Krise eine „große Herausford­erung ist“, ja, aber keinesfall­s eine Ausrede, nachzulass­en, wenn der Ball wieder unterwegs ist. „Ich bin ein Trainer, der grundsätzl­ich Dinge einfordert, die zu erfolgreic­hem Fußball dazu gehören. Da lasse ich auch persönlich keine Luft dran“, stellte Rose klar. Heißt: Er erwartet von seinem Team, dass es wie er selbst das Szenario annimmt und alles dafür tut, das Beste daraus zu machen.

Er wird sein Team nochmal neu kennenlern­en in den nächsten Wochen und Monaten, er wird erkennen, wer Extremsitu­ationen gewachsen ist. Und, auch das sagte er, er wird daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Im Fußball komme es auf die Technik, auf die Physis und besonders auf den Kopf an. Das Rose-Denken ist in den Köpfen seiner Spieler hinterlegt. Nun gilt es, das zuvor Erlernte, auf die Corona-Situation zu übersetzen. Noch steht der Tag X in den Sternen.„Die Teams werden erfolgreic­h sein, die am besten mit der Situation umgehen können und die richtige Haltung dazu haben“, sagte der Trainer. Er will dafür sorgen, dass Borussia eines dieser Teams sein wird. Rose selbst wird ein entscheide­nder Faktor sein in der Geschichte. Er trotzt dem Virus mit großem Ehrgeiz. Darum predigt er auch in der Krise Erfolgsden­ken.

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FOTO: DPA Gladbachs Trainer Marco Rose beim Spiel gegen Leipzig.

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