NRW will Schulen wieder öffnen
Es sei ihr „festes Ziel“, den Betrieb schrittweise ab Montag wieder aufzunehmen, sagt Schulministerin Gebauer. Eltern, Lehrer und Kommunen halten das für überstürzt.
DÜSSELDORF/BERLIN (kib/kd/maxi/ mar/csh) NRW hat als erstes Bundesland trotz andauernder Corona-Krise die schrittweise Rückkehr der Schüler ins Klassenzimmer angekündigt – und zwar von Montag an. Es sei ihr „festes Ziel“, die Schulen nach der aktuellen Osterferienwoche unter verbindlichen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen wieder zu öffnen, um vor allem Prüfungen und die Vergabe von Abschlüssen zu ermöglichen, erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer am Dienstag. Eine Woche später könnten die ersten Kita-Kinder folgen und wieder in die Betreuung kommen dürfen, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (beide FDP) der Deutschen Presse-Agentur. NRW-Chef Armin Laschet (CDU) hatte zuvor, wie andere Ministerpräsidenten auch, für die am Mittwoch geplante Absprache mit Kanzlerin Angela Merkel ein grundsätzlich einheitlichesVorgehen der 16 Bundesländer angemahnt – allerdings von „Flexibilität“in einzelnen Bereichen gesprochen. „Wir haben andere Abiturtermine als andere Länder, andere Ferientermine. Hier brauchen wir eine Flexibilität in grundsätzlicher Übereinstimmung“, sagte Laschet.
Eltern, Lehrer und Schulträger in NRW halten einen Schulstart am 20. April für verfrüht. „Klar ist aus Sicht der Unterzeichnenden, dass die Schulen nicht am 20. April 2020 wieder öffnen können“, heißt es in einem Schreiben des Deutschen Gewerkschaftsbund und diverser Schul- und Elternverbände an die Landesregierung. Andrea Heck,Vorsitzende des Elternvereins NRW, sagte zudem unserer Redaktion:„Wir Eltern tragen in der Corona-Krise seit Wochen eine große Last. Aber statt mit uns zu reden, wird nur über uns gesprochen. Wir werden nicht ausreichend informiert.“
Auch die Kommunen als Schulträger forderten eine längereVorlaufzeit für den Neustart.„Wir brauchen mindestens eine Vorlaufzeit von einer Woche, um die neuen Regeln umsetzen zu können“, sagte Bernd Jürgen Schneider, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW. Wenn die Schulen ab Montag wieder geöffnet würden, könne noch nicht alles reibungslos funktionieren. „Weniger Schüler gestaffelt auf mehr
Zeit und Räume zu verteilen, bringt ganz neue Abläufe mit sich, zum Beispiel beim Transport der Schüler oder beim Betrieb der Mensen“, so Schneider. Es gebe noch viele offene Fragen:„Bekommen die Schulen auf dem Markt all die Hygienemittel, die es jetzt braucht? Wo sollen die Schüler und Lehrer den Mundschutz in ausreichender Zahl herbekommen?“Da seien klare Empfehlungen nötig. Schneider sprach sich für einen alternierenden Schulbesuch aus: „Am leichtesten wäre es zu organisieren, wenn der Rhythmus tageweise wechselt, die Klassen also geteilt werden und nur jeden zweiten Tag die Schule besuchen.“
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), sagte unserer Redaktion: „Wir werden beim Schulstart einen Stufenplan vorsehen, um immer wieder sehen zu können, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt.“Mit welchen Klassenstufen man beginne, sei offen.
Der Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger sagte, es müsse festgelegt werden, welche Schülergruppen am dringlichsten wieder auf Präsenzunterricht angewiesen seien.„Das sind an Grundschulen die Viertklässler, weil sie sich auf den Übertritt vorbereiten, und an Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen die Abschlussklassen, weil bei denen die Abschlussprüfungen anstehen.“Wenn maximal nur die Hälfte des Präsenzunterrichts erteilt werde, sei eine Halbierung von Klassen möglich, weil dann genügend Lehrkräfte und Räume zurVerfügung stünden.