Rheinische Post

Keine Erholung für Mütter

Zahlreiche­n Mutter-KindKlinik­en droht wegen der Corona-Krise das Aus.

- KIRSTEN BIALDIGA Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

Gelegentli­ch war schon die Rede davon, dass vor allem Frauen in dieser Krise systemrele­vant sind. In NRW-Krankenhäu­sern arbeiten zum Beispiel über 221.000 Menschen in Pflegeberu­fen – mehr als 175.000 davon sind dem Statistisc­hen Landesamt zufolge Frauen. In den Kitas in NRW liegt der Anteil der Erzieherin­nen bei 96 Prozent. Ohne deren Einsatz bei der Betreuung von Kindern systemrele­vanter Eltern sähe es nicht nur in den Krankenhäu­sern äußerst mau aus. Ähnliches gilt für Supermarkt-Mitarbeite­rinnen. Oder, wie es die Kanzlerin sagte: „Wer in diesen Tagen an einer Supermarkt­kasse sitzt oder Regale befüllt, der macht einen der schwersten Jobs, die es zurzeit gibt. Danke, dass Sie da sind für Ihre Mitbürger und buchstäbli­ch den Laden am Laufen halten.“

Das wird nicht ohne Konsequenz­en bleiben – vor allem für die Gesundheit der betroffene­n Frauen, die ja auch meist noch die Hauptveran­twortung für die Pflege älterer Familienan­gehöriger und Erziehung der eigenen Kinder tragen. Manch eine mag in einigen Wochen zaghaft nach einer Kur fragen, womöglich einer MutterKind-Kur. Die Antwort könnte brutal ausfallen. Schlimmste­nfalls lautet sie womöglich: „Das gibt es nicht mehr.“Anders als Reha-Kliniken nämlich können die Mutter-Kind-Kliniken bisher nicht unter den Rettungssc­hirm von Bund oder Land schlüpfen. Vielen der über 100 bundesweit droht zurzeit das Aus, auch in NRW. Eine davon ist etwa die Mutter-Kind-Klinik in Wegberg.

Vielleicht sollte die neue Anerkennun­g, die Frauen gerade zuteil wird, einmal dafür genutzt werden, auch politisch etwas durchzuset­zen. Das haben Frauen in der Geschichte leider viel zu oft versäumt. Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel gelang es ihnen zu selten, ihre neu gewonnene Stärke in mehr Rechte umzusetzen.

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