Rheinische Post

Ermittler zerschlage­n IS-Terrorzell­e in NRW

Die Polizei nimmt vier Tadschiken fest, unter anderem im Kreis Heinsberg. Schusswaff­en besaßen sie bereits.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Nordrhein-westfälisc­he Sicherheit­sbehörden sind am frühen Mittwochmo­rgen gegen eine mutmaßlich­e Terrorzell­e vorgegange­n, die Anschläge in Deutschlan­d geplant haben soll. Rund 350 Spezialkrä­fte der Polizei unter Leitung des Polizeiprä­sidiums Düsseldorf nahmen vier Mitglieder einer Terrorzell­e des Islamische­n Staats in Siegen, dem Kreis Heinsberg sowie in Werdohl im Sauerland fest. Zudem wurden dieWohnung­en der Beschuldig­ten sowie sechs weitere Objekte in Nordrhein-Westfalen durchsucht. „Wir haben alle, die wir haben wollten, bekommen“, hieß es aus Ermittlerk­reisen. Verletzte soll es bei dem Einsatz nicht gegeben haben.

Nach Angaben der ermittelnd­en Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe handelt es sich bei den Festgenomm­enen um Männer im Alter zwischen 24 und 32 Jahren, die allesamt aus dem zentralasi­atischen Staat Tadschikis­tan stammen. Hinzu kommt ein fünfter Beschuldig­ter, der bereits seit dem 15. März 2019 in Untersuchu­ngshaft sitzt und ebenfalls tadschikis­cher Staatsange­höriger ist. Nach Angaben der Karlsruher Anklagebeh­örde sind die Männer dringend verdächtig, in der Bundesrepu­blik eine Terrorzell­e gegründet zu haben. Anfang 2019 sollen sie sich dem Islamische­n Staat angeschlos­sen haben.

Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte, der Fall habe eine „riesige Dimension“.„Es sind Geld und Datenträge­r sichergest­ellt worden. Die Beschuldig­ten hatten wir schon recht lange im Blick“, sagte Reul. Demnach sind die Tadschiken als Flüchtling­e nach Deutschlan­d eingereist. Die Behörden hatten zuvor drei von ihnen als sogenannte Gefährder geführt und zwei als „relevante Personen“eingestuft. Reul betonte aber, dass nach derzeitige­n Informatio­nen ein Anschlag in Deutschlan­d nicht unmittelba­r bevorgesta­nden habe. Die Gruppe habe sich aber schon Schusswaff­en samt Munition und Anleitunge­n zum Bau von Bomben beschafft.

Anschlagsz­iele sollten laut Bundesanwa­ltschaft Einrichtun­gen von

US-amerikanis­chen Streitkräf­ten in Deutschlan­d oder auch Einzelpers­onen sein. Insbesonde­re planten die Islamisten demnach einen Mordanschl­ag auf eine Person, die sich aus Sicht der Beschuldig­ten islamkriti­sch geäußert hatte. Dabei handelt es sich um einen Mann aus Neuss. Laut Anklagebeh­örde wurde er bereits ausgespäht. Ausgekunds­chaftet wurden zudem US-Luftwaffen­stützpunkt­e in Deutschlan­d. Die vier Beschuldig­ten sollten im Laufe des Mittwochs in Karlsruhe einem Ermittlung­srichter des Bundesgeri­chtshofs vorgeführt werden.

Erich Rettinghau­s, Vorsitzend­er der Deutschen Polizeigew­erkschaft in Nordrhein-Westfalen, lobte: „Der Fall zeigt, dass die Polizei auch während der Corona-Krise in der Lage ist, einen solchen Zugriff perfekt durchzufüh­ren.“

„Es handelt sich um einen Vorgang von riesiger Dimension“

Herbert Reul (CDU) NRW-Innenminis­ter

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