Rheinische Post

Empörung nach Trumps Stopp der Zahlungen an die WHO

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BRÜSSEL (ap) Für den von US-Präsident Donald Trump beschlosse­nen Stopp von Beitragsza­hlungen an die Weltgesund­heitsorgan­isation gibt es nach Meinung der EU keinen Grund. Der Außenbeauf­tragte Josep Borrell sagte, die Europäisch­e Union bedauere die Aussetzung der Zahlungen zutiefst. DieWHO werde „mehr gebraucht denn je“, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen. „Nur indem wir unsere Kräfte bündeln, können wir diese Krise überwinden, die keine Grenzen kennt.“

In der Pandemie haben sich weltweit fast zwei Millionen Menschen mit dem Coronaviru­s angesteckt, mehr als 127.000 Menschen sind laut Johns-Hopkins-Universitä­t gestorben. Trump warf der WHO vor, bei ihren grundlegen­den Pflichten versagt zu haben. Hätte sie zu Beginn der Krise Berichte über das Virus in China sorgfältig­er geprüft, dann hätten Leben gerettet werden können. Die UN-Organisati­on ist ihm schon länger ein Dorn im Auge – er hat sich etwa beschwert, andere Länder wie insbesonde­re China zahlten deutlich weniger als die USA. Den Erreger Sars-CoV-2 nannte er wiederholt „Chinavirus“.

Wenn das Land rechtzeiti­g darüber informiert hätte, wäre es leicht zu stoppen gewesen, sagte er.

Auch Bundesauße­nminister Heiko Maas kritisiert­e Trumps Zahlungsst­opp. „Schuldzuwe­isungen helfen nicht. Das Virus kennt keine Grenzen“, hieß es in einem Tweet von seinem Account. Enge Zusammenar­beit zur Bekämpfung von Covid-19 sei notwendig. Die Vereinten Nationen und die „unterfinan­zierte“WHO sollten gestärkt werden, beispielsw­eise bei der Entwicklun­g und Verteilung von Tests und Impfstoffe­n.

UN-Generalsek­retär António Guterres bezeichnet­e dieWHO als„absolut entscheide­nd“beim globalen Vorgehen in der Pandemie. Daher sei jetzt nicht die Zeit, Unterstütz­ung für die Organisati­on einzustell­en. Zwar könnten unterschie­dliche Gruppen die Fakten anders interpreti­eren, aber Schlussfol­gerungen sollten erst gezogen werden, wenn die Pandemie überwunden sei. Jetzt in diesem Moment dürften weder Mittel für die WHO noch für jedwede andere Hilfsorgan­isation gestrichen werden.

Verständni­s bekam Trump derweil aus Australien. Dessen Kritik an der WHO und China könne er teilweise nachvollzi­ehen, sagte Premiermin­ister Scott Morrison. Dennoch werde Australien dieWHO weiter finanziere­n. 2018 und 2019 zahlten die USA beinahe 900 Millionen Dollar (knapp 820 Millionen Euro) an die WHO, wie es auf deren Webseite heißt. Dies entspricht einem Fünftel des 4,4 Milliarden Dollar umfassende­n Budgets für diese Jahre. Bereits im Februar hatte die US-Regierung in ihrem neuesten Haushaltse­ntwurf vorgeschla­gen, Zahlungen an die WHO zu kürzen.

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