Gießelmann spielt um neuen Vertrag
Der Linksverteidiger lehnte Fortunas Angebot Anfang des Jahres ab. Wenn weitergespielt wird, geht es auch um seine Zukunft.
Es war bislang keine einfache Saison für Niko Gießelmann. Nach einigen wackligen Auftritten zu Beginn der Spielzeit stand der 28-Jährige plötzlich in der Kritik – eine ungewohnte Situation für den Linksverteidiger, der seit seinem Wechsel an den Rhein im Sommer 2017 doch stets den Stempel „Zuverlässigkeit in Person“getragen hatte. Der damalige Trainer Friedhelm Funkel wusste bei ihm eben immer, woran er ist: Gießelmann lieferte zwar nicht unbedingt brasilianische Finesse am Ball, dafür aber unbändigen Einsatzwillen, Zweikampfstärke und hohes Tempo.
KeinWunder also, dass der gebürtige Hannoveraner im System Funkel gesetzt war. Im Aufstiegsjahr ebenso wie in der ersten Bundesligasaison, in der Gießelmann 30 der 34 Ligaspiele absolvierte, 27 davon über die volle Distanz. Umso härter war der Bruch im vergangenen Herbst, als es plötzlich nicht mehr wie gewohnt laufen wollte. Wobei die Kritik in den sozialen Medien – wie so oft – jedes vernünftige Maß vermissen ließ. Mitunter wurde der Kämpfer schlicht als Sündenbock ausgeguckt und musste die Suppe auslöffeln, die ihm manches Mal auch einige Mitspieler durch unnötige Ballverluste eingebrockt hatten.
So oder so kam das Wellental für ihn zur Unzeit, denn Ende Juni läuft der Drei-Jahres-Vertrag aus, den er nach seinem Transfer vom Zweitligisten Spielvereinigung Greuther Fürth bei Fortuna unterschrieben hatte. Und da sich ein leicht gesunkenes Standing bei Fußballprofis stets auf Vertragsverhandlungen auswirkt, zeigte sich Gießelmann mit dem Angebot, das ihm der Verein zu Beginn der Rückrunde unterbreitete, nicht zufrieden und lehnte es ab. Der Auftakt zu einerVerhandlungsrunde, die zur Stunde noch nicht abgeschlossen ist.
Die Unterbrechung der Bundesligasaison wegen der Corona-Pandemie hat den Niedersachsen somit noch härter getroffen als viele Kollegen. Gerade war es Gießelmann nämlich gelungen, sich näher und näher an seine alte Form heranzutasten, und nach dem 2:0Sieg beim SC Freiburg im Februar kassierte er ein dickes Lob von Trainer Uwe Rösler: „Niko Gießelmann hat sich nach der unglücklichenVerletzung von Markus Suttner als Einwechselspieler sehr gut hineingekämpft. Das ist speziell für einen Abwehrspieler manchmal ganz schön schwer.“
Überhaupt macht Rösler kein Hehl daraus, dass er Gießelmann auch in der neuen Saison, unabhängig von der Spielklasse, gern weiter im Kader behielte. Voraussetzung dafür wäre natürlich die Einigung mit Fortuna – doch auch der Verein muss durch die massiven Einnahmeverluste in Folge der Corona-Krise noch mehr auf den Cent schauen und ist de facto aktuell gar nicht in der Lage, finale Entscheidungen zu treffen. Ohne es in jener Phase also auch nur ansatzweise ahnen zu können, hat sich der Verteidiger ein wenig verzockt. Doch falls die Saison fortgeführt wird, ist ein Happy End nicht ausgeschlossen.