Rheinische Post

Golfer enttäuscht von Bundesregi­erung

Der Verband kritisiert, dass die Sportart trotz gesicherte­n Abstands weiter nicht ausgeübt werden darf.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Verschiede­ne Sportverbä­nde in Deutschlan­d drängen mit Nachdruck auf eine Normalisie­rung nach den Beschränku­ngen durch die Coronaviru­s-Pandemie. „Mit Unverständ­nis und großer Enttäuschu­ng nehmen wir wahr, dass das Verbot des Sportbetri­ebs auf Sportstätt­en bis Anfang Mai fortgeschr­ieben wurde“, sagt Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes (DGV). Der DGV wolle sich mit Nachdruck dafür einsetzen, dass Golf wieder erlaubt wird. Im gegensatz zum Parkspazie­rgang könne eine Golfanlage­nleitung sogar die Einhaltung von Kontaktspe­rr-Beschränku­ngen und Richtlinie­n des Verbandes aktiv überprüfen und die Befolgung sicherstel­len. Der Verband vertritt die Interessen von geschätzt 1,8 Millionen Freizeitgo­lfern in Deutschlan­d.

Im Tennis hofft man ebenfalls auf eine schnelle Rückkehr. Für Freizeitsp­ieler ist es in der Corona-Krise seit Wochen verboten, sich zu zweit zum Spielen zu verabreden, auch wenn

der sichere Abstand leicht einzuhalte­n ist. Hängt das Verbot also mit den Filzkugeln zusammen, die beide Spieler in die Hand nehmen würden? Dass das Virus so übertragen werden könne, weist dieVirolog­in Melanie Brinkmann als absurd zurück. „Ich sehe beim normalen Umgang mit einem Tennisball kein Problem“, erklärte die Expertin vom Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung in Braunschwe­ig, „zumindest unter der Voraussetz­ung, dass die Spieler nicht kräftig auf

den Ball spucken und dem Gegner in den Mund werfen.“

Der amerikanis­che Tennisverb­and USTA dagegen schreibt: Medizinisc­he Berater glauben, dass die Bälle neben den Netzpfoste­n, Türklinken, Bänken und dem Bodenbelag als mögliche Überträger aufzuliste­n sind. Auch wenn es dazu keine Studien gebe. Unabhängig von solchen Überlegung­en war es für Verantwort­liche ohnehin das Ziel, die Möglichkei­t, dass Menschen zum Vergnügen aufeinande­rtreffen, zu minimieren. Die Sperre für Sportanlag­en gilt deswegen einheitlic­h.

Schließlic­h würden zwei Menschen auf einer geöffneten Tennis-Anlage kaum allein bleiben. Man teilt teils enge Wege zu den Plätzen, der Anreiz besteht, sich gemeinsam auf eine Bank zu setzen oder auf der Klub-Terrasse zu plaudern. Es wäre schwierig, Kontaktket­ten nachzuvoll­ziehen, heißt es aus dem Sozialmini­sterium in Baden-Württember­g. Auch das Prüfen, ob Abstandsre­geln eingehalte­n werden, wäre ein enormer Aufwand.

„Wenn man sich so selten wie

möglich begegnen soll, ist es nicht richtig, wenn wir sagen, wir wollen eine Ausnahme“, sagte derVizeprä­sident des Deutschen Tennis Bunds, Dirk Hordorff. „Wenn jeder eine Ausnahmege­nehmigung beantragt, funktionie­rt das System nicht.“

Tennis aber zählt wie Golf zu den Sportarten, die in diesen Zeiten unter Auflagen am sichersten sind. Die Grundlinie­n liegen mehr als 20 Meter auseinande­r, ein Abstand von zwei Metern kann eigentlich immer gegeben sein.

Die Freiluftsa­ison beginnt. Der Deutsche Tennis Bund will deswegen eine baldige Öffnung der Plätze anregen. Der DTB wolle sich einem Schreiben des Deutschen Golf Verbands anschließe­n. Der DTB lässt sich vonVirolog­en beraten, um mögliche Bedingunge­n vorzuschla­gen: „Tennis ist natürlich prädestini­ert als Sportart“, sagte Hordorff. Der DTB-Vizechef geht davon aus, dass die Freizeitsp­ieler zumindest deutlich früher auf die Tennisplät­ze zurückkehr­en können als die Profis mit ihrem erhebliche­n Reiseaufko­mmen auf die Turnier-Tour.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Derzeit müssen Golfer auf ihren Sport verzichten.
FOTO: IMAGO Derzeit müssen Golfer auf ihren Sport verzichten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany