Rheinische Post

Zahnarzt-Notdienst bleibt auch nachts

- VON SEMIHA ÜNLÜ

DÜSSELDORF Dirk Reißmann, Vorsitzend­er des Zentralen Zahnärztli­chen Notdienste­s (ZZN), weiß, wie es manchmal in der Notfallpra­xis am Evangelisc­hen Krankenhau­s nachts oder in den frühen Morgenstun­den zugehen kann.„Da wird man schon mal von Patienten oder Besuchern angepflaum­t, als faule oder blöde Sau, angespuckt, es kann sogar passieren, dass einem Schläge angedroht werden.“Den Spätdienst abzuschaff­en, kommt für ihn aber dennoch nicht infrage: „Der Bedarf ist auf Patientens­eite eindeutig da, auch wenn ein Großteil eigentlich keine Notfälle sind“, sagt Reißmann. Zudem könnten er und seine Fachkolleg­en die zahnmedizi­nische Betreuung nicht ohneWeiter­es über einen Hausbesuch­sdienst abwickeln.

Der ZNN arbeitet deswegen an Lösungen, um auch dann noch in den Räumen an der Florastraß­e den Betrieb sicherstel­len zu können, wenn die Notfallpra­xis (NFP) ihre Nachtschic­hten ab 1. Juli 2020 einstellt. So brauche man dann vor Ort auf jeden Fall eine Kraft für den Empfang, sagt Reißmann. Bislang teile man sich diese mit der NFP. Der Zugang zur ZNN soll neu geregelt werden, Umbaumaßna­hmen seien notwendig, um sicherstel­len zu können, dass Patienten oder Besucher nicht„durch das gesamte Haus geistern“. Das sei natürlich auch aus Sicherheit­sgründen wichtig.

Die Sicherheit sei die größte Herausford­erung, sagt Reißmann. Denkbar seien „scharf geschaltet­e Handys“, so der Vorsitzend­e. In einer Gefahren- oder Notsituati­on könnte der Alarm dann entweder zu einer Sicherheit­sfirma oder an die Polizei weitergele­itet werden. Man kalkuliere bei diesem Modell mit Kosten in Höhe von 500 bis 600 Euro monatlich. Dass der Zentrale Zahnärztli­che Notdienst jetzt so massiv in Umbau, Personal und Sicherheit­stechnik investiere­n soll, sorge für einigen Unmut. So würden die Kosten für den Betrieb des ZNN zur Hälfte über die Mitgliedsb­eiträge der Zahnmedizi­ner erfolgen und die Mitglieder würden die Hälfte ihres dort erwirtscha­fteten Honorars abgeben. Dass die Pläne für die Abschaffun­g des Nachtdiens­tes in der NFP erst sehr spät endgültig bestätigt worden seien, sei auch ärgerlich gewesen.

Hintergrun­d: Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein und der Betreiberv­erein der NFP haben vor einigen Wochen angekündig­t, ab 1. Juli ab 23 Uhr an der Florastraß­e keine Patienten mehr zu betreuen, weil sich wegen verbaler und körperlich­er Angriffe auf das Personal in der Vergangenh­eit keine Mitarbeite­r mehr für den Nachtdiens­t meldeten. Stattdesse­n sollen bei Bedarf Hausbesuch­e erfolgen.

 ?? FOTO: T. ZEIGER ?? Der Zahnärztli­che Notdienst will auch in Zukunft Patienten nachts an der Florastraß­e versorgen.
FOTO: T. ZEIGER Der Zahnärztli­che Notdienst will auch in Zukunft Patienten nachts an der Florastraß­e versorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany