Rheinische Post

„Ich hatte viele schlaflose Nächte“

Die Sorgen der Spargelbau­ern wegen fehlender Arbeitskrä­fte waren groß. Dank lokaler Unterstütz­ung ist die Ernte zwischenze­itlich aber gut angelaufen. Doch gleichzeit­ig plagen die Landwirte neue Probleme.

- VON DANIEL SCHRADER

OSTERATH Die ersten Tage sind geschafft – sowohl für die Osterather Spargelbau­ern Andreas Hoppe und Markus Frenken als auch für ihre neu rekrutiert­en Erntehelfe­r. Seit vergangene­r Woche wird der erste Spargel von den Feldern geerntet, obwohl nur ein Teil der Helfer aus Mittel- und Osteuropa anreisen konnte. Stattdesse­n haben die Landwirte lokale Arbeitskrä­fte organisier­t. Andreas Hoppe startete beispielsw­eise einen Aufruf bei Facebook, auf den sich viele Leute gemeldet haben. Darunter auch die drei Studentinn­en CarolineWi­enen, Nora Ummelmann und Felicitas Gleumes, die wegen der Corona-Krise aktuell viel freie Zeit haben. Zusammen mit sechs anderen Arbeitern stehen sie nun täglich auf dem Feld, um das Gemüse zu ernten.

Im Gegensatz zu den drei erfahrenen Kräften, die bereits vor der Corona-Krise nach Deutschlan­d gekommen waren, arbeiten die lokalen Helfer in einem Zwei-Schichten-System. „Ich will niemanden überforder­n“, sagt Hoppe. Denn die Arbeit auf dem Feld ist körperlich fordernd. „Wer denkt, dass die Arbeit Spaß macht, irrt sich“, erzählt Nora Ummelmann. Durch die gebückte Haltung macht sich die Tätigkeit vor allem im Rücken bemerkbar. Warum sie sich trotzdem auf den Aufruf des Landwirtes gemeldet hat? „Ich wollte irgendwo mit anpacken“, sagt die angehende Fitnessöko­nomin, „und man gewöhnt sich an die Arbeit.“Dank der Kolleginne­n sei die Tätigkeit zudem viel angenehmer.

Aber das Spargelste­chen ist nicht nur eine körperlich­e Herausford­erung, sondern benötigt auch Geschick. Zunächst muss der reife Spargel auf den Feldern gefunden, dann vorsichtig aus der Erde geerntet werden. Dabei sollte nicht zu wenig geschnitte­n werden, gleichzeit­ig darf jedoch nicht die Pflanze beschädigt werden. „Wir sind alle noch am Üben“, sagt Andreas Hoppe. Entspreche­nd fällt die Leistung der lokalen Helfer geringer aus als bei den erfahrener­en Arbeitern, wodurch für den Landwirt die Produktion­skosten steigen.

Ähnlich sieht es bei Markus Frenken aus. Drei Arbeiter aus Polen sind zur Ernte nach Meerbusch gekommen, zudem haben sich ein Student und ein Mann, der sonst in der Gastronomi­e tätig ist, bei ihm zur Unterstütz­ung gemeldet. Beide Helfer würden sich gut machen, auch wenn sie natürlich nicht dieselbe Leistung wie die erfahrenen Arbeiter bringen können. „Ich hatte viele schlaflose Nächte“, gesteht Frenken. Doch inzwischen blicke er entspannte­r auf die kommenden Tage und Wochen.

Das gilt auch für den Abverkauf. Denn nach Ostern sinken traditione­ll die Preise, zudem fallen mit den Gastronomi­en wichtige Abnehmer für den Spargel weg. Doch das werde aktuell durch den Verkauf in den Hofläden der beiden ausgeglich­en. Andreas Hoppe hat sogar einen zweiten Verkaufsst­and an der

Osterather Edeka-Filiale eröffnet. „Es scheint, als würden die Leute, die sonst in die Restaurant­s gehen, den Spargel jetzt zu Hause essen“, sagt Markus Frenken.

Doch die große Frage ist, ob die Nachfrage und vor allem die Preise stabil bleiben. Bis Ende Juni wird planmäßig der Spargel auf den Feldern gestochen. Doch sollte sich sein Geschäft nicht mehr rechnen, will Andreas Hoppe vorzeitig mit der Ernte aufhören. Markus Frenken hingegen braucht bis dahin wieder neue Erntehelfe­r, da seine Arbeiter aus Polen Ende Mai wieder zurückfahr­en. Und sobald der Spargel von den Feldern geerntet ist, warten bei Frenken Blumenkohl und Sellerie, wofür er ebenfalls Unterstütz­ung benötigt.

Und dann plagt die Bauern gegenwärti­g noch ein Problem, das nichts mit der Corona-Krise zu tun hat: die Trockenhei­t. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet und auch für die kommenden Tagen wird kaum genug Niederschl­ag erwartet. So haben die Bauern zwar die ersten Herausford­erungen gemeistert, doch zum entspannte­n Aufatmen ist es noch zu früh.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Nora Ummelmann, Caroline Wienen und Felicitas Glewes (v.l.) bei der Spargelern­te.

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