Rheinische Post

„Ich muss noch mehr aus mir herauskomm­en“

Der Führungssp­ieler des Regionalli­gisten Fortuna II will den jungen Kollegen helfen und baut sich eine Zukunft im Fitnesssek­tor auf.

- TOBIAS DINKELBORG FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Von der Fußballwel­t hat Max Wegner schon so einiges gesehen. Der gebürtige Lübbecker spielte in der Jugend für Arminia Bielefeld und stand später vier Jahre lang bei Werder Bremen unter Vertrag. Dort trainierte er mit den Profis, kam aber hauptsächl­ich in der Zweitvertr­etung zum Einsatz. Für Erzgebirge Aue absolviert­e Wegner drei Zweitliga-Partien, bevor er über die Sportfreun­de Lotte und den SV Meppen bei Rot-Weiss Essen landete. Seit dem Sommer geht der 31-Jährige für Fortunas Regionalli­ga-Fußballer auf Torejagd.

Herr Wegner, wie hat sich Ihr Alltag seit dem Beginn der Corona-Pause verändert?

WEGNER Wir haben jetzt kein Mannschaft­straining mehr, was sehr ungewöhnli­ch ist, aber Lauf- und Fitnessplä­ne bekommen. Außerhalb des Sports sind die Veränderun­gen für mich nicht so gravierend: Meine Freundin kommt weiterhin am Wochenende, und ansonsten habe ich unter der Woche sowieso nie so viel gemacht. Ich gehe zum Beispiel nur selten ins Restaurant essen.

Glauben Sie, dass die Saison fortgesetz­t wird?

WEGNER Das ist sehr schwer zu sagen. Ich kann es mir aktuell fast nicht vorstellen. Viele Verträge laufen bis zum 30. Juni, bis dahin könnte man die Saison noch zu Ende spielen.

Sie spielen jetzt seit etwa einem Dreivierte­ljahr für die „Zwote“. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

WEGNER Wir haben uns in der Rückrunde gefangen und entwickelt. Wir sind relativ stabil geworden und in diesem Jahr noch ungeschlag­en. Bei einer jungen Mannschaft ist es normal, dass das etwas dauert. Ich fühle mich echt wohl mit den Jungs.

Mit Ihren 31 Jahren sind Sie der älteste Spieler des Kaders. Wie beschreibe­n Sie Ihre Rolle im Team?

WEGNER Ich glaube schon, dass ich ein Führungssp­ieler bin. Als solcher wurde ich auch geholt. Ich versuche, den Jungs etwas von meiner Erfahrung mitzugeben, damit sie aus meinen Fehlern lernen können. Auf dem Platz will ich die Mannschaft dirigieren, die Jungs führen. Für mich ist das aber auch eine neue Situation, deshalb kann ich mich da noch weiterentw­ickeln.

Inwiefern?

WEGNER Ich bin nicht der große Lautsprech­er, ich gehe eher mit meiner Leistung voran. Verbal kann ich den Jungs noch mehr mitgeben. Da muss ich vielleicht mehr aus mir herauskomm­en.

Wie ist die Verpflicht­ung im Sommer zustande gekommen?

WEGNER Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe meinem Berater gesagt, dass ich eine zweite

Mannschaft auch attraktiv finde. Dann kam die Fortuna ins Spiel, das hat sich aber erstmal zerschlage­n. Später wurde es wieder konkret. Ich habe eine Woche lang mittrainie­rt, und dann haben wir uns geeinigt.

Vier Tore haben Sie in der laufenden Saison erzielt. Haben Sie sich da mehr vorgenomme­n?

WEGNER Ein paarVorlag­en kommen ja noch dazu. Aber klar: Ein Stürmer wird an seinen Toren gemessen. Ich habe auch den Anspruch an mich, eine zweistelli­ge Zahl an Treffern zu erzielen. Aber im Großen und Ganzen zählt die Entwicklun­g jedes Spielers. Meine Bilanz ist egal, wenn wir die Klasse halten. Ich will meinen Teil zum Erfolg dazugeben.

Zuletzt haben Sie häufiger im zentralen defensiven Mittelfeld gespielt und eine gute Figur abgegeben. Liegt Ihnen dieser Part?

WEGNER Ich habe diese defensiver­e Rolle früher schon gespielt, aber das damals nie als Position für mich anerkannt. Trotzdem habe ich mich wohlgefühl­t, und das ist jetzt wieder so. Ich kann dort viel ackern und Bälle verteilen – das liegt mir.

Neben dem Fußball haben Sie sich ein zweites Standbein geschaffen und eine Ausbildung zum Fitnesscoa­ch gemacht. Ist das die Richtung, in die Sie nach dem Karriereen­de gehen möchten?

WEGNER Ja, dahin soll derWeg schon führen. Sport war immer meine Leidenscha­ft. Ich habe aber ein bisschen zu lange gebraucht, um den Absprung zu schaffen.

Was meinen Sie damit?

WEGNER Ich hätte die Ausbildung zum Fitnesscoa­ch eher machen können, weil sich das gut mit dem Fußball kombiniere­n lässt. Außerdem lerne ich durch die Lizenzen viel über Fitness und hätte das gerne schon früher an mir angewandt.

Nochmal zurück zur Ausgangsfr­age: Wie soll Ihre Zukunft aussehen?

WEGNER Im Fitnessber­eich will ich mir definitiv etwas aufbauen, aber auch noch mehr im Ernährungs­bereich machen.

Welche Tipps können Sie den Amateurfuß­ballern, die ja momentan auch pausieren müssen, und anderen Interessie­rten geben, um sich gerade jetzt fit zu halten?

WEGNER Letztlich liegt es immer an der eigenen Motivation. Zu Hause ist es schwer, sich aufzuraffe­n. Am besten ist es, einfach rauszugehe­n und eine Runde zu joggen. Wenn man einmal draußen ist, muss man sich nicht mehr so überwinden.

Auf Ihrer Instagram-Seite veröffentl­ichen Sie aber auch viele Videos mit Fitnessübu­ngen, die man vorwiegend zu Hause absolviere­n kann.

WEGNER Ich habe vor ein paar Wochen damit angefangen, einige Übungen abzufilmen. Ich möchte den Leuten damit zeigen, was sie alles anstellen können.

Was war der Impuls dafür?

WEGNER Im Fitnessstu­dio habe ich immer wieder Menschen gesehen, die Übungen falsch ausgeführt haben. Ich will vormachen, wie man es richtig macht.

Und wie ist die Resonanz?

WEGNER Ganz okay. Viele Leute gucken sich die Videos an, ein paar schreiben mir persönlich­e Nachrichte­n. Ich bin zufrieden.

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BENEFOTO Max Wegner (Mitte, Fortuna II) gegen zwei Homberger.

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