Rheinische Post

Beton-Omi Elfriede darf umarmt werden

Figur der Künstlerin Bärbel Kolberg steht in Eberstedt.

- VON MONIKA GÖTZ

Seit 2009 sitzt Oma Elfriede mit gefalteten Händen auf einer Bank in Thüringen. Die Betonfigur gehört zum Straßenbil­d des Ilm-Dorfs Eberstedt im Weimarer Land und wird von den Bewohnern aller Altersklas­sen geliebt. „Sie gehört einfach dazu“, freut sich Bürgermeis­ter Hans-Otto Sulze. Für ihn ist es deshalb selbstvers­tändlich, dass die „Beton-Omi“in der Pandemie-Zeit einen Mundschutz trägt. Schließlic­h ist sie – 150 Kilo schwer – schon viel gereist. Ihre Geburtsstä­tte liegt in Meerbusch, gut 450 Kilometer entfernt. Vor fünf Jahren war sie nach einer schweren mutwillige­n Beschädigu­ng und der notwendige­n Reparatur in Osterath zur Kur. Die Künstlerin Bärbel Kolberg, hat diese beliebte Figur als Unikat erschaffen, sie später repariert, nach gewaltigen Bruchstell­en in Taillenhöh­e mit Epoxidharz verklebt, mit einem Herzen aus Beton versorgt und das Ganze ohne Honorar ausgeführt: „Ich habe das als Kur für Elfriede verbucht.“Jetzt freut sich die Künstlerin, dass ihre Figur auch während der zurzeit aufgelegte­n Einschränk­ungen zur Kommunikat­ion anregt: „Sie steht an der frischen Luft und alle dürfen zu ihr engen Kontakt haben. Das ist vor allem für Kinder wie meine Enkelin Hannah (10) und ihren achtjährig­en Cousin Maximilian sehr wichtig.“Eberstedts Bürgermeis­ter, der die Figur nach der Reparatur 2015 persönlich aus Meerbusch abholte, sieht das ähnlich: „Elfriede hat eine positive Ausstrahlu­ng. Sie signalisie­rt: Wir halten Abstand, aber rücken im Herzen zusammen.“Er weiß, wie wichtig die Skulptur auf der Bank am Ortseingan­g nicht nur für seine Gemeinde ist. Schließlic­h sitzt sie unmittelba­r an dem 123 Kilometer langen Ilmtal-Radweg, der von Ilmenau überWeimar und Eberstadt nach Großhering­en verläuft und an Elfriede vorbeiführ­t: „Rund 150 Fotos werden am Tag von unserer Beton-Oma auf der Bank gemacht. Sie ist ein sehr beliebtes Fotomotiv. Das tut auch unserem Ruf als ‚einzigarti­ges schwimmend­es Dorf` gut. Die Touristen werden neugierig.“Hans-Otto Sulze ist ebenfalls für den Dorf-Nachwuchs aktiv. Als der neue Spielplatz wegen Corona geschlosse­n werden musste, hat er dort eine Tafel aufgestell­t und die Kinder aufgeforde­rt, ihm zu schreiben:„Nach einem Tag war die Pinnwand voll.“Eberstedt ist sicher: „Wir werden das Virus besiegen.“Und daran, den Optimismus hochzuhalt­en, hat die zufriedene Beton-Oma aus Osterath einen großen Anteil.

 ?? FOTO: KOLBERG ?? Die „Elfriede“ist seit zehn Jahren in Eberstedt zuhause.
FOTO: KOLBERG Die „Elfriede“ist seit zehn Jahren in Eberstedt zuhause.

Newspapers in German

Newspapers from Germany