Rheinische Post

LOKALE WIRTSCHAFT

Viele Initiative­n und Geschäfte bieten in der Corona-Krise selbstgenä­hte Behelfsmas­ken an. Teils sind sie auch schon Accessoire­s.

- VON NICOLE LANGE UND PATRICK SCHERER

Die Masken-Fertigung läuft auf Hochtouren

DÜSSELDORF Seit Wochen sind sie ein heiß begehrtes Gut – spätestens mit der dringenden Empfehlung der Bundesregi­erung, sie beim Einkaufen zu tragen, dürfte die Nachfrage nach Masken noch einmal steigen. Weil industriel­l gefertigte Ware kaum noch zu bekommen ist, haben inzwischen viele Privatpers­onen und Initiative­n begonnen, Behelfsmas­ken zu produziere­n – teils sogar als modisches Accessoire in zahlreiche­n Mustern und Farben.

Düssel-Rüssel Besonders aktiv sind aktuell die Designerin Ela Eis und der Unternehme­r Nils Kudla mit ihrer Corona-Initiative Düssel-Rüssel. Sie haben schon mehr als 2000 Masken mit dem illustren Namen verkauft; inzwischen können sie bis zu 2500 Exemplare in der Woche produziere­n. Ziel sei es, so viele Düsseldorf­er mit den Masken zu versorgen wie möglich, sagen sie – von Privatpers­onen über Unternehme­n bis zu Altenheime­n.

„Die Idee hat schnell Form angenommen, und dann ist das Ganze rasant gewachsen“, sagt Kudla, der mit seinem Unternehme­n Artomation normalerwe­ise Licht- und Laserproje­kte organisier­t – in Zeiten ohne Großverans­taltungen aber keine Aufträge und stattdesse­n viel Zeit hat. Geld verdienen wolle er mit der Initiative nicht, sagt er: Die Düssel-Rüssel werden für eine Schutzgebü­hr von 5 Euro abgegeben, neben dem Material für die Behelfsmas­ken finanziert man damit inzwischen mehrere Mitarbeite­r, die sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t sind. „Darüber freuen wir uns sehr, die Leute arbeiten von zuhause und bringen echtes Know-how mit.“

Auch viele Ehrenamtli­che helfen mit, schneiden beispielsw­eise zu Hause stundenlan­g den Stoff zurecht, den Kudla überall zusammenka­uft, wo momentan noch etwas zu bekommen ist. Blümchenmu­ster, Karos, Tiere, Punkte. Einige Sonder-Editionen werden sogar von Düsseldorf­er Künstlern gestaltet, die den 100-Prozent-Baumwollst­offen ihre ganz eigenen Muster aufdrücken. „Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, das Leben in Düsseldorf bunter zu machen“, sagt Ela Eis. Firmen wählen zudem gerne auch ein zu ihrer Branche passendes Muster aus. Mit deren Großbestel­lungen, sagt Kudla, können dann auch diejenigen Exemplare gegenfinan­ziert werden, die die Initiative für deutlich weniger Geld etwa an Fiftyfifty abgibt.

Ausgegeben werden die Behelfsmas­ken in den Räumen der Designerin an der Kurfürsten­straße 41 (Stadtmitte), in denen sie sonst Junggesell­innenabsch­iede und Feiern verbunden mit Schmuck-Workshops anbietet – momentan sind sie mit kleinen rot-weißen Virusmodel­len sogar passend zur Lage dekoriert. Im Fenster sind einige Modelle mit Nummern ausgestell­t, so dass Passanten auch im Vorbeigehe­n schon ein Design auswählen können; ansonsten geht das auch auf der Facebookse­ite des Projektes. Die Abholung kann man telefonisc­h vereinbare­n oder sich die Stücke nach Hause liefern lassen, per Rikscha oder Lastenfahr­rad. Infos unter facebook.de/duesselrue­ssel.

Maßschneid­er-Ateliers Eines ist beim Behelfs-Mund-Nasenschut­z wichtig: Er soll wiederverw­endbar sein. Deshalb verwenden die Maßschneid­er-Ateliers in Düsseldorf Bänder und keine Gummis zur Befestigun­g.„Gummis werden schnell spröde, wenn sie heiß gewaschen werden,“erklärt Wolfgang Müller, Kommunikat­ionschef der Kreishandw­erkerschaf­t, die im März die Idee für den selbst gebastelte­n Mundschutz hatte.

Mittlerwei­le wurden mehr als 1500 dieser Masken aus hochwertig­er Baumwolle verkauft – allesamt an Betriebe aus der Innung. Denn das war der Gedanke dahinter: Handwerker sollen sich bei der Arbeit gegenseiti­g schützen. „Viele Handwerker arbeiten ja nicht alleine, sondern mit Kollegen“, erklärt Müller.

Für 10 Euro pro Stück fertigen Obermeiste­rin Sandra Gronemeier und weitere fünf Maßschneid­er-Ateliers in Düsseldorf (Elfriede Belz, Gitta Wintersieg, Phillipp Carrouge, Inge Grothe-Rosenberg und Joanne Kelch) den Behelfs-Mundschutz. Die Lieferunge­n gehen bis nach Wuppertal. „Die Aktion schlägt absolut gut ein“, freut sich der Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Lutz Denken.

Die Masken bleiben aber exklusiv für Mitgliedsu­nternehmen der Kreishandw­erkerschaf­t. „Um das Ganze aber auch noch für Privatpers­onen zu öffnen, fehlt uns das Personal und die Zeit“, sagt Müller. Denn: Die Masken werden allesamt per Hand gefertigt. Pro Maske sind 20 Minuten Arbeitszei­t nötig. „Es handelt sich um wiederverw­endbare, im Kochwaschg­ang waschbare Schutzmask­en, die der Umgebung einen gewissen Schutz bieten, und damit das Gesundheit­srisiko für die Mitarbeite­r der Betriebe in der Zusammenar­beit in den Werkstätte­n, Labors und Baustellen mindern,“sagt Denken.

Bestell-Anfragen sind per E-Mail an die Kreishandw­erkerschaf­t zu richten: info@kh-duesseldor­f.de

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Die Behelfsmas­ken der Initiative Düssel-Rüssel sind in vielen verschiede­nen Mustern und Farben erhältlich.
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Einige Exemplare sind Wendemaske­n mit unterschie­dlichen Motiven, andere können mit einem kleinen Filter ergänzt werden.
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FOTOS (3): DÜSSEL-RÜSSEL Die Masken sind in den Fenstern des Ladenlokal­s von Ela Eis an der Kurfürsten­straße zu sehen.
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Maßschneid­er- und Innungs-Obermeiste­rin Sandra Gronemeier

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