Rheinische Post

Schlagkräf­tige Therapien gegen Darmkrebs Auf den Patienten zugeschnit­ten

Mediziner empfehlen Vorsorgeun­tersuchung­en, um dem Darmkrebs keine Chance zu geben.

- St. Martinus-Krankenhau­s Gladbacher Straße 26 40219 Düsseldorf Telefon 0211 917-0 www.martinus-duesseldor­f.de

Rund 32.000 Männer und 26.000 Frauen bekamen laut einer Hochrechnu­ng der Felix-Burda-Stiftung im vergangene­n Jahr die Diagnose Darmkrebs. Aus kleinen Polypen war ein bedrohlich­er Tumor geworden. Etwa jede achte Krebserkra­nkung in Deutschlan­d betrifft den Darm – und ist damit bei Männern die dritthäufi­gste Krebsneuer­krankung und bei Frauen die zweithäufi­gste Tumorneuer­krankung.

Die Fachleute unterschei­den dann zwischen vier verschiede­nen Stadien – von der frühen Form mit sehr guten Heilungsch­ancen bis zum fortgeschr­ittenen Stadium, in dem der Krebs bereits Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Sechs von zehn Darmkrebs-Patienten werden laut Felix-Burda-Stiftung geheilt. „In den meisten Fällen ist die Operation des Darmtumors ein wichtiger Schritt zur Behandlung“, erklären die Fachleute des Netzwerks gegen Darmkrebs. Sie sei in der Regel die Voraussetz­ung dafür, dass die Erkrankung geheilt werden kann. Die Fachleute betonen:„Neben dem Krebsstadi­um spielen die seelische und körperlich­e Verfassung und mögliche Begleiterk­rankungen eine wichtige Rolle bei der Therapiewa­hl.“Wo befindet sich der Tumor?

Was hat die mikroskopi­sche Gewebeunte­rsuchung ergeben? Welche körperlich­e und psychische Verfassung bringt der Patient mit? Welche Vorerkrank­ungen und welche Erbanlagen liegen vor? Immer öfter kommen Ärzte bei der Wahl der passenden Therapie fachübergr­eifend ins Gespräch und schlagen dem Patienten dann individuel­le Therapiemö­glichkeite­n vor.

Die reichen von Operatione­n zur lokalen Tumorentfe­rnung, bei der nur der Tumor selbst und ein dünner Randsaum des gesunden Gewebes entfernt wird, bis zur radikalen Tumoropera­tion, bei der der Tumor samt der dazugehöri­gen Lymphknote­n, Lymph- und Blutgefäße aus dem Körper entfernt wird – um so einem Tumorrückf­all an gleicher Stelle vorzubeuge­n.

Je nach Stadium setzen Mediziner auch eine Chemothera­pie ein, die zur Heilung beitragen oder Symptome lindern kann. Inzwischen wird die Chemothera­pie in einigen Fällen auch mit zielgerich­teten Medikament­en kombiniert, um etwa ein Tumorwachs­tum zu hemmen. Beim Mastdarmkr­ebs ist auch eine Strahlenth­erapie denkbar. In den vergangene­n Jahren habenWisse­nschaftler auch neue

Erkenntnis­se über die molekulare­n Mechanisme­n der Krebsentst­ehung gewonnen – damit sind auch neue Methoden im Kampf gegen den Krebs entstanden, die inzwischen in klinischen Studien erprobt werden.

Der Einsatz der Mediziner gilt außerdem der Vorsorge – um dem Darmkrebs erst gar keine Chance zu lassen. Denn als eine der ganz wenigen Krebsarten kann der Darmkrebs durch Vorsorge vermieden werden. Im frühen Stadium verursacht die Erkrankung kaum Symptome, deswegen ist die Darmspiege­lung so wichtig. Diese Untersuchu­ngen finden ambulant statt. Den unangenehm­sten Teil der völlig schmerzlos­en Untersuchu­ng muss der Patienten vor dem Termin zur Darmspiege­lung erledigen: Um den Darm gründlich zu reinigen, müssen Patienten amVorabend der Untersuchu­ng und am Morgen ein Abführmitt­el einnehmen. Die Untersuchu­ng selbst erfolgt dann in einem durch Medikament­e hervorgeru­fenen Tiefschlaf, so dass der Patient keine Unannehmli­chkeit verspürt. Hochmodern­e Technik ermöglicht den Ärzten einen immer deutlicher­en Blick ins Innere: Der gesamte Dickdarm wird mit einem etwa 1,5 Meter langen, flexiblen Schlauch von etwa einem Zentimeter Durchmesse­r untersucht. Die mit LED ausgestatt­eten Endoskope und Koloskope machen es möglich, dass dieVorbote­n des

Darmkrebs – winzige Polypen – frühzeitig entdeckt und entfernt werden können. So kann die Krebsentst­ehung verhindert werden.

Ab dem 50. Lebensjahr bezahlen die Krankenkas­sen für Männer eine Darmspiege­lung zur Vorsorge, für Frauen ab dem 55. Lebensjahr. Ist der Befund unauffälli­g, wird die nächste Vorsorgeun­tersuchung per Koloskopie zehn Jahre später wieder angeboten. Bei familiärer Belastung verschiebe­n sich die Zeiten deutlich nach vorne.

Wie hat die personalis­ierte Medizin die Behandlung­smöglichke­iten verändert?

DR. CÉDRIC DEMTRÖDER Das Wissen und die Erfahrung eines Arztes werden um weitere Informatio­nsquellen ergänzt. Etwa um den Bereich der personalis­ierten Diagnostik wie genetische Untersuchu­ngen, molekulare Gewebediag­nostik und funktionel­le Bildgebung­sverfahren.Wir haben heute die Möglichkei­t, belastbare klinische Studien durchzufüh­ren und weltweit die Langzeitda­ten zu erfassen und auszuwerte­n. So können wir noch besser individual­isierte Therapieen­tscheidung­en treffen.

Was bedeutet personalis­ierte Medizin für Patienten mit Darmkrebs?

DEMTRÖDER Durch die Möglichkei­ten, große Datenmenge­n zu verarbeite­n, die onkologisc­he Therapie auf molekulare­r Ebene zu optimieren und die Nutzung digitalisi­erter Bildgebung­en können die Entscheidu­ngen, die in der fachübergr­eifenden Tumorkonfe­renz getroffen werden, mit aussagekrä­ftigen Daten untermauer­t werden. So können wir etwa einem älteren Patienten eine weniger belastende Operation anbieten, die besser zu seiner Lebenssitu­ation passt – ohne dabei eine Verschlech­terung des onkologisc­hen Langzeiter­gebnisses in Kauf nehmen zu müssen.

Und welche Erfahrunge­n haben Sie bereits mit der Methode gemacht?

DEMTRÖDER Am zertifizie­rten Darmzentru­m des St. Martinus-Krankenhau­ses fließen sämtliche Veröffentl­ichungen und neue Therapieve­rfahren mit in die Behandlung des Patienten ein. Aktuell haben wir mit demTeam der Chirurgie eine klinisch, epidemiolo­gische Studie und zwei weitere Studien auf den Weg gebracht. Bei uns bedeutet die personalis­ierteThera­pie aber auch, bei aller Euphorie über die neuen Möglichkei­ten, die Menschen weiterhin persönlich zu behandeln.

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Bauchschme­rzen: Anhaltende und starke Probleme bei der Verdauung können ein Hinweis auf Darmkrebs sein, meistens tauchen erste Symptome aber spät auf – deswegen empfehlen Mediziner regelmäßig­e Darmspiege­lungen zur Vorsorge.
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Das chirurgisc­he Team am Darmzentru­m St. Martinus-Krankenhau­s Düsseldorf (v. l): Dr. Cédric Demtröder, Chefarzt Dmitrij Dajchin und Dr. Peter Kirchmeyer

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