Start-up unterstützt Gesundheitsämter
Das Düsseldorfer Unternehmen d.med works bietet eine digitale Lösung an, die Gesundheitsämtern in der Corona-Krise helfen soll.
Der digitale Quarantäne-Assistent des Düsseldorfer Unternehmens d.med works könnte den Behörden in der Corona-Krise helfen.
DÜSSELDORF Rund 200 Menschen befinden sich in Düsseldorf derzeit in häuslicher Corona-Quarantäne. Während der zweiwöchigen Inkubationszeit ist es die Aufgabe des Gesundheitsamtes, sich einmal am Tag bei den Leuten in Quarantäne nach dem aktuellen Gesundheitszustand zu erkundigen. Das sind somit 200 Anrufe am Tag. Das verbraucht reichlich Personal, viel Zeit und kostet Geld. Ein Düsseldorfer Unternehmen hat nun eine digitale Lösung für diese Mammutaufgabe entwickelt und steht mit interessierten Gesundheitsämtern in ganz Deutschland in Kontakt.
Anfang 2019 haben Frederik Sterthoff und Benedikt Heck die Firma d.med works mit Sitz im Medienhafen gegründet. Das Unternehmen entwickelt vor allem digitale Lösungen für den medizinischen Bereich von öffentlichen Behörden. Das augenscheinlichste Produkt ist die Webseite behoerdenarzt.de, das medizinisches Fachpersonal für behördliche Einsätze vermittelt.
Momentan steht ihre Arbeit natürlich ganz im Zeichen der Corona-Krise. „Wir haben uns sehr früh mit diesem Thema beschäftigt und uns war klar, dass die Gesundheitsämter viel Bedarf an medizinischem Personal und digitalen Lösungen haben werden“, sagt Heck, der selbst Facharzt für Unfallchirurgie ist.
Für den ersten Teil haben die beiden Unternehmer ihreWebseite genutzt, um neben Fachpersonal auch Medizinstudenten zu vermitteln. Mehr als 100 Studierende der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin sowie der Pharmazie haben sich gemeldet, um die Gesundheitsämter in den Regionen Oberhausen, Solingen und Rhein-Erft zu unterstützen. Es gibt mittlerweile Wartelisten. Die Zusammenarbeit mit weiteren Städten und Kommunen soll folgen.
Für den zweiten Teil hat d.med works zusammen mit Entwicklern eines weiteren Start-up-Unternehmens, Convaise aus München, ein interessantes Produkt entwickelt: den Quarantäne-Assistenten. Er soll helfen, die eingangs beschriebene Problemstellung für Gesundheitsämter teilweise zu lösen. „Mit dem Tool können die Personen, die in Quarantäne sind, ihren Gesundheitszustand dem Gesundheitsamt melden“, erklärt Heck. Und da jedes Gesundheitsamt von der Bundesregierung 150.000 Euro pauschal für digitale Lösungen anfordern kann, ist die Nachfrage groß. „Unsere Telefone stehen kaum noch still“, sagt Sterthoff.
Das Unternehmen steht nach eigenen Angaben in Kontakt zu mehreren kleineren Gesundheitsämtern in ganz NRW, aber auch mit Großstädten: Düsseldorf, Frankfurt und Nürnberg haben Interesse am Produkt der beiden Startu-p-Unternehmen angemeldet.
Kein Wunder, denn Sterthoffs und Hecks Angebot klingt sehr verlockend in der aktuellen Lage, in der einige Verwaltungen bereits wegen der großen Personalnot Mitarbeiter aus anderen Abteilungen zur Gesundheitsbehörde versetzt haben. „Wir sparen 90 Prozent der Personalkosten bei technikaffinen Personen in Quarantäne“, sagt Sterthoff. Heißt:Wenn nur die Hälfte der Leute in Quarantäne mit einfachen technischen Geräten vertraut sind, sparen die Gesundheitsämter nahezu die Hälfte ihrer Personalkosten in diesem Bereich.
Es gibt zwei Personengruppen, die sich in Corona-Quarantäne befinden: die Infizierten sowie die Kontaktpersonen ersten Grades, also diejenigen, die in direktem Kontakt mit einem Infizierten standen. Das Start-up d.med works hat ermittelt, dass ein Kontrollanruf zwischen sieben und neun Minuten dauert. In Düsseldorf heißt das: Es wird Personal benötigt für rund 28 Stunden – jeden Tag, von Montag bis Sonntag. In anderen Städten ist es sogar um ein Vielfaches mehr.
Doch wie funktioniert der Assistent nun? „Wir haben ihn natürlich einfach gehalten“, sagt Heck. „Er soll den persönlichen Kontakt mit dem Gesundheitsamt auch nicht ersetzen, aber er ergänzt ihn.“Es handelt sich nicht um eine App für das Smartphone, sondern um eine Web-Applikation. Am Morgen bekommt die Person in Quarantäne eine E-Mail oder SMS mit einem Link, über den sie sich anmelden und ihren Gesundheitsstatus eintragen kann. Das Ergebnis wird ans Gesundheitsamt übermittelt. Die Personen, deren Symptome sich nicht verschlechtert haben, werden herausgefiltert. Übrig bleiben die Menschen, die noch angerufen werden müssen – kategorisiert. „So weiß die Behörde schon am Morgen, welche Personen am dringendsten angerufen und eventuell getestet werden müssen“, erklärt Sterthoff.
Nach einer ausgiebigen Testphase ist der Quarantäne-Assistent mittlerweile schon in kleineren Kommunen im Einsatz. „Wir haben genug Erfahrungen und Daten gesammelt, um zu sagen: der Quarantäne-Assistent kann jedem Gesundheitsamt helfen“, sagt Heck.