Schule und Alltag in der Krise
RP-Autorin Aylin Russ, 17, besucht das Mataré-Gymnasium. Seit mehr als einem Monat lernt sie zu Hause. Ein Erfahrungsbericht.
MEERBUSCH Ich versuche, jeden morgen relativ früh aufzustehen, damit ich ein bisschen Routine in meinen Tag bekomme. Mein Tag beginnt meistens mit einem kleinen Workout, das mich in Bewegung bringt. Generell bin ich sehr froh, dass ich zusätzlich noch die Möglichkeit habe, draußen laufen und spazieren zu gehen und an die frische Luft zu kommen.
In den vergangenen Wochen haben wir für die Schule viele Aufgaben von den Lehrern bekommen. Einige Lehrer haben uns Zeit bis nach den Osterferien gegeben, andere wiederum haben bestimmte Deadlines gesetzt, bis zu denen wir bestimmte Aufgaben abgeschickt haben mussten. Es gab öfter Probleme mit dem Schulserver, aber an sich hat das Ganze schon funktioniert. Es war ziemlich ungewohnt, mir meine Zeit in diesem Maß selbst einteilen zu müssen, aber irgendwie war es auch ganz schön, meinen Tagesablauf selbst planen zu können.
Mittlerweile bin ich mit den meisten Aufgaben fertig und habe dadurch viel Freizeit. Da ist es besonders schade, dass ich momentan meine Freunde nicht treffen kann. Das fällt mir in dieser Zeit am schwersten. Insbesondere in der
Frühlingszeit unternehmen wir normalerweise sehr gerne spontan Dinge nach der Schule, gehen zum Beispiel Eis essen oder fahren an den Rhein. Das alles vermisse ich sehr – dieser gemeinsame Start in den Sommer war für mich immer etwas Besonderes.
Was ich momentan schön finde, ist, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringe. Meine Eltern arbeiten jetzt beide aus dem Homeoffice. Dadurch sind sie beschäftigt, aber immerhin sehen wir uns öfter und gehen in den Pausen zusammen spazieren. Mit meiner Schwester können wir uns Zeit für ein schönes und langes Frühstück nehmen. Abends schauen wir oft gemeinsam Filme und haben auch seit längerer Zeit wieder einmal Gesellschaftsspiele gespielt.
Generell wurde mein Leben stark entschleunigt, und so kann ich Dinge tun, für die meistens wenig Zeit bleibt. Dazu gehören Fahrradtouren mit meiner Schwester, malen, backen, lesen oder Gitarre spielen. So richtig langweilig ist mir also noch nicht. Ich frage mich allerdings, wie es jetzt in der nächsten Zeit weitergehen wird und ob die Maßnahmen weiter anhalten oder ob wir bald wieder „normal“zur Schule dürfen.
Die ganze Situation erscheint mir manchmal immer noch sehr surreal. Besonders komisch habe ich mich gefühlt, als ich vor kurzem mit Handschuhen und Maske im Supermarkt war. Ich hoffe auf jeden Fall sehr, dass wir alle diese Krise gut überstehen und so bald wie möglich in unser normales Leben zurückkehren können.