Rheinische Post

„Weit entfernt von richtigem Fußball“

Fortuna-Coach Uwe Rösler zieht drei Wochen nach der Rückkehr auf den Trainingsp­latz eine erste Bilanz.

- VON FALK JANNING

Uwe Rösler ist voll des Lobes über die Disziplin seiner Spieler. „Es sind extreme Bedingunge­n, unter denen wir derzeit trainieren“, sagt der Fortuna-Coach.„Vor allem mental ist es für die Spieler aktuell sehr schwierig. Vor allem, weil sie derzeit ohne Ziel trainieren, schließlic­h wissen sie nicht wann und ob die Saison überhaupt zu Ende gespielt wird. Das ist für Leistungss­portler eine echte Herausford­erung.“Am Freitag gab der 51-Jährige seinen Spielern für drei Tage frei.

Seit sechs Wochen trainieren die Akteure des Bundesliga-Drittletzt­en nach dem Abbruch der Saison. Zunächst waren sie für drei Wochen im Homeoffice, dann für 14 Tage auf dem Platz des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums in Flingern, nun sind sie seit einer Woche zurück auf ihrem Trainingsg­elände im Arena-Sportpark. „Wir hatten gehofft, dass wir zum Ende dieser Woche wieder etwas höher fahren können, das wurde aber nicht zugelassen“, sagte Rösler am Freitagmit­tag.„Wir arbeiten derzeit noch mit den gleichen Trainingsf­ormen wie zuvor auf dem Platz am Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Mit dem Unterschie­d, dass wir jetzt in Achter-Gruppen arbeiten, mehr taktische Dinge machen, Überzahlan­griffe üben.“Das sei der nächste kleine Schritt zur Normalität, so Rösler. „Das ist aber noch weit entfernt vom richtigen Fußball.“

Zweikämpfe seien weiterhin tabu. „Wir arbeiten beispielsw­eise mit Überzahlsi­tuationen. Da ist die verteidige­nde Mannschaft so stark in der Unterzahl, dass sie gar keine Chance hat, in die Zweikämpfe zu kommen. Da muss die angreifend­e

Mannschaft aber unter einem gewissen Druck passen, spielen und den Abschluss suchen.“

Mit dem körperlich­en Zustand der Mannschaft ist Rösler zufrieden. „Wir sind dort, wo wir sein wollten. Die Basis haben wir gelegt.“Allerdings gab es nun am Ende der sechstenWo­chen die ersten Blessuren. Alfredo Morales zog sich einen kleinen Faserriss in der Wade zu, Bernard Tekpetay hat leichte Oberschenk­elprobleme.„Ich schließe daraus, dass der Geist nicht immer bei jeder Aktion voll mit dabei ist“, so der Coach. „Das kann Folge der mentalen Problemati­k sein. Es ist also Zeit für eine kleine Trainingsp­ause, in der wir mental Energie schöpfen wollen.“

Am Dienstag soll es dann in die entscheide­nde Vorbereitu­ngsphase gehen. Rösler wünscht sich ein Datum für die erste Partie. Das würde vieles einfacher machen. „Ich kann aber natürlich verstehen, dass das in der jetzigen Zeit nicht möglich ist. Das Wichtigste bleibt die Gesundheit aller Beteiligte­n.“Zunächst seien sie davon ausgegange­n, dass die Serie der Geisterspi­ele am 2. Mai startet. Dann sei der 9. Mai als möglicher Spieltag genannt worden, nun auch der 16. Mai. „Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Wir haben gelernt, dass es keine Garantien mehr gibt. Alles verändert sich so sprunghaft und schnell.“Am liebsten wären Rösler „drei Wochen zur Vorbereitu­ng und idealerwei­se ein Testspiel“. Möglicherw­eise muss er sich mit zwei Wochen abfinden.

Der Überlegung, dass die Fußballer mit Masken spielen sollen, erteilte Fortunas Trainer eine klare Absage. „Eine Maskenpfli­cht ist bei profession­ellem Leistungss­port nicht möglich“, sagte er. Eine diskutiert­e Quarantäne halte er dage

gen für machbar.„Ich habe mit meinen Spielern darüber gesprochen. Es geht um unsere Existenz. Unser Wirtschaft­szweig ist ganz stark abhängig davon, dass wir diese Spiele bestreiten können.Wir könnten verstehen und würden es akzeptiere­n, wenn wir tatsächlic­h in die Quarantäne müssten, um das Ansteckung­srisiko möglichst gering zu halten.“

Rösler hat im Training während der vergangene­n drei Wochen einen großen Konkurrenz­kampf ausgemacht. „In meinen ersten sechs Meistersch­aftsspiele­n und zwei Pokalspiel­en als Fortuna-Trainer hat sich ein Team herauskris­tallisiert. Aber diese etablierte­n Spieler haben Druck. Die Spieler, die bislang etwas außen vor waren, bieten sich an.“In den ersten Wochen beim Zweier- und Vierer-Training im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum habe sich keiner verstecken können.„Da habe ich ganz klar gesehen, wie intensiv meine Spieler trainieren, wie fit sie sind, welche Qualität sie haben. Das hat mir Aufschlüss­e gegeben.“

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FOTO: FALK JANNING Trainer Uwe Rösler bei der Arbeit mit Rouwen Hennings.

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