Rheinische Post

Oberer Deichweg bleibt für Radfahrer gesperrt

Das soll verhindern, dass Menschen sich zu nahe kommen und mit dem Coronaviru­s infizieren. Spaziergän­ger klagen, dass viele die Regel missachten. Die Verwaltung beschreibt die Stimmung als „angespannt“.

- VON VERENA BRETZ

MEERBUSCH Eine fragwürdig­e Idee, die gefährlich­e Situatione­n provoziert. So beschreibt es eine junge Frau aus Büderich, die regelmäßig mit ihren beiden drei und sechs Jahre alten Kindern auf dem Rheindeich spazieren geht. „Am Aufgang von der Niederlöri­cker Straße ist es einfach nur ziemlich unübersich­tlich mit den provisoris­chen Flatterbän­dern“, erzählt sie.„Aber oben auf dem Deich, wo Spaziergän­ger aktuell gar nicht mit Radfahrern rechnen, wird es dann gefährlich. Besonders die Rennradfah­rer nutzen die Strecke zum Tempo machen.“Mit ihrer Beschwerde ist die Meerbusche­rin nicht die einzige, wie ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage bestätigt. „Insgesamt ist die Stimmung auf dem Deich – vor allem bei viel Betrieb an denWochene­nden – eher angespannt“, sagt er.

Das ist passiert: Seit Ostern ist der Rad- und Gehweg auf dem Meerbusche­r Rheindeich getrennt. Mitarbeite­r des Städtische­n Baubetrieb­shofes haben nach Rücksprach­e mit dem Ordnungsam­t und Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage den Deichkrone­nweg für Radfahrer an den Stellen, wo es möglich ist, gesperrt. Der Radverkehr wird nun auf den parallel verlaufend­en Wegen unterhalb des Deiches entlang geleitet.

Hintergrun­d war die zu erwartende hohe Zahl an Tagesausfl­üglern während der Ostertage. Die Stadtverwa­ltung wollte mit der Trennung der Coronaschu­tzverordnu­ng entspreche­n und vermeiden, dass die vielen Menschen sich zu nahe kommen. Das Ordnungsam­t der Stadt Meerbusch war während der sonnigen Feiertage verstärkt vor Ort unterwegs, und die Stadt hatte angekündig­t:„Die Sperrung des Deichkrone­nwegs für Radfahrer wird je nach Witterung auch in der Woche nach Ostern bestehen bleiben.“

Das Wetter blieb schön, die Trennung gilt nun bereits seit zwei Wochen. Und wer dort in dieser Zeit häufiger unterwegs war, konnte beobachten, dass viele Radfahrer weiterhin den oberenWeg benutzen und deshalb immer mal wieder von Spaziergän­gern beschimpft werden. Dazu sagt der Stadtsprec­her: „Die Bilanz seit der Sperrung des Rheindeich­s für Radfahrer vor Ostern ist durchwachs­en. Es gibt Lob für die Regelung. Positiv äußern sich hauptsächl­ich Fußgänger, Hundehalte­r und Familien mit Kindern, die sich auch vorher schon von , aggressive­n Rennradfah­rern' und schnellen E-Bike-Fahrern belästigt oder gar bedroht fühlten. Kritisiert wird, dass die Sperrung von vielen Radfahrern nicht beachtet werde und mehr kontrollie­rt werden müsse.“Entspreche­nde Einträge habe es auch im„Mängelmeld­er“auf der Website der Stadt gegeben. Insgesamt, so vermutet er, werde offenbar grundsätzl­ich noch immer zu wenig Rücksicht aufeinande­r genommen.

Er kündigt an: „Die Sperrung des oberen Deichweges für Radfahrer wird bis auf weiteres beibehalte­n – mindestens so lange die Kontaktbes­chränkunge­n der Corona-Schutzvero­rdnung gelten. Dabei ist die Verwaltung allerdings auf die Einsicht der Radfahrer angewiesen. Denn bislang sei die Sperrung des Radweges keine verpflicht­ende Regelung nach der Straßenver­kehrsordnu­ng, sondern eher eine Aufforderu­ng an alle Nutzer – vor allem vor dem Hintergrun­d der Corona-Abstandsge­bote.

Seit Herbst 2018 bewirbt die Stadt Meerbusch den Deichradwe­g als sogenannte Fairnesszo­ne – damals wurden auch die entspreche­nden Markierung­en auf dem Pflaster aufgebrach­t. „Die Botschaft ist offenbar noch nicht bei allen angekommen“, sagt der Sprecher. Eben deshalb wären viele Spaziergän­ger über Kontrollen froh. „Ohne geht es anscheinen­d nicht“, sagt eine ältere Frau im Gespräch mit unserer Redaktion. Dazu heißt es seitens der Stadt: „Natürlich wird auch der Rheindeich von unseren Ordnungskr­äften und der Polizei regelmäßig kontrollie­rt. Eine flächendec­kende Kontrolle ist aber bei elf Kilometern Meerbusche­r Rheinfront schon aus personelle­n Gründen nicht möglich und auch nicht gewollt.“

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RP-FOTO: ENA Dieser Radfahrer macht es falsch. Eigentlich sollte er den unteren Deichweg benutzen, der parallel zur Deichkrone verläuft.

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