Erster Stadtdirektor wird 90 Jahre
Edgar Sonnenschein hat von 1970 bis 1993 die Entwicklung der Stadt Meerbusch stark mitgeprägt – mit Sachverstand und rheinischem Humor.
(RP) Edgar Sonnenschein gehört zu den wichtigen Akteuren in den Anfangsjahren der jungen Stadt Meerbusch. Am gestrigen Freitag wurde er 90 Jahre alt. Im Dezember 1969 begann für ihn ein neuer, entscheidender Lebensabschnitt: Von der Bezirksregierung Düsseldorf wechselte der Beamte auf die linke Rheinseite. Sein Titel damals: „Beauftragter der Bezirksregierung für die Aufgaben des Stadtdirektors“. Seine Aufgabe: die Verwaltungen der vormals selbstständigen Gemeinden Büderich, Osterath und Lank zusammenzuführen – eine Herausforderung, die er bestens meisterte. Und das nicht ohne Folgen: Am 21. Mai 1970 wählte der Rat den Juristen einstimmig zum ersten Meerbuscher Stadtdirektor.
Dass er 23 Jahre als Verwaltungschef im Rathaus an der Dorfstraße in Büderich arbeiten würde, ahnte Sonnenschein damals nicht. Den Schritt nach Meerbusch hat er nach eigenem Bekunden nie bereut. 1993 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. In Büderich lebt der „überzeugte Düsseldorfer“bis heute. Die Meerbuscher lernten Edgar Sonnenschein sehr schnell als Urtyp eines Beamten „vom alten Schlag“kennen und schätzen: fleißig, pflichtbewusst, geradlinig, loyal, entscheidungsfreudig und ausgestattet mit einem scharfen Sachverstand setzte er sich für die Belange der noch jungen„Retortenstadt“Meerbusch ein.
Auf eine harmonische Zusammenarbeit mit der Politik legte der Jurist stets großen Wert – nicht ohne selbst raffiniert und zielsicher das Zepter zu führen. Ein klares Wort galt ihm ebenso viel wie eine Unterschrift.
Die Verwaltung, so bekannte er einmal, sei kein Neutrum. Durch überzeugende Verwaltungsvorlagen könne man den Rat und seine Gremien ganz legitim bestens beeinflussen. Fällten die Politiker Entscheidungen, die seinen Ansichten zuwider liefen, führte er sie - ganz Beamter - dennoch loyal aus. Sein Ziel, auf dem Dr.-Franz-SchützPlatz in Büderich ein zentrales Rathaus zu bauen, erreichte er nicht. Den Bau des Theaters am Wasserturm in Lank musste er gegen seine Überzeugung verwirklichen, die städtische Galerie im heutigen Standesamt in Büderich war nicht sein Ding.
Bei aller Konsequenz und Sachlichkeit verlor er nie die Fähigkeit, Dinge mit der nötigen Portion rheinischem Humor zu betrachten. Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, die von Beginn ihrer Ausbildung 1970 bis 1993 unter Sonnenscheins Führung arbeitete, erinnert sich gut an ihren alten Chef: „Edgar Sonnenschein war ein strenger, aber gerechter Vorgesetzter, der viel von seinen Mitarbeitern verlangte. Aber man konnte auch immens viel von ihm lernen.“