An den Hochschulen hat der digitale Alltag begonnen
DÜSSELDORF (dpa) Video-Lehrveranstaltungen, vertonte Folien, Übungen auf Online-Plattformen, Chats mit Kommilitonen – der Alltag von knapp 780.000 Studierenden in Nordrhein-Westfalen hat sich verändert. Auf den Geländen der 70 Hochschulen herrscht auch nach dem Ende der vorlesungsfreien Zeit vielerorts große Leere.
„Es sind sowohl von den Lehrenden als auch von den Studierenden große Flexibilität und viel Kreativität gefordert. Zwar fällt der Präsenz-Unterricht komplett aus, aber wir sind guten Mutes, dass der digitale Betrieb gut läuft“, so Matthias Jaroch, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Hochschulverband in Bonn.
Laut Landesrektorenkonferenz, zuständig für die 14 Universitäten unter der Trägerschaft des Landes NRW sowie die Universität Witten/ Herdecke und die Deutsche Hochschule der Polizei in Münster, starteten allerorten die Online-Angebote. Mensas bleiben vorerst geschlossen. Nach und nach sollen unter den bestehenden Hygienevorschriften zumindest Bibliotheken den Betrieb wieder aufnehmen. Klar sei aber auch, dass nicht einhundert Prozent der üblichen Lehrveranstaltungen digital angeboten werden könnten.
Die Ruhr-Universität in Bochum (RUB) erwartet trotz der schwierigen Umstände ein „vollwertiges Semester“. Keine der erworbenen Studienleistungen ginge verloren, Studierende könnten „regulär Credit-Points erwerben“, heißt es auf der RUB-Website. Gleichwohl gab es bereits Berichte von zusammengebrochenen Servern an einigen Lehrstätten. So war auch die Online-Plattform „Moodle“, auf der die RUB-Studierenden ihre Zugangscodes für Lehrveranstaltungen oder Video-Konferenzen abrufen müssen, dem Ansturm phasenweise nicht gewachsen. „Es war zum Teil schwierig, auf die Plattform zu kommen. Da hieß es häufiger, dass der Server überlastet ist“, berichtete ein Mathematikstudent aus Bochum.„Die Seminare und Übungen per Zoom klappten dann aber gut.“
Alle Hochschulen haben ihre Studien-Angebote und Veranstaltungen auf Digital-Angebote umgestellt. Praktika, Experimente oder Exkursionen würden zunächst verschoben oder durch kontaktlose Veranstaltungen ersetzt, hieß es. „Die Fakultäten und zentralen wissenschaftlichen Einheiten mit all ihren Lehrenden sind hoch engagiert und erarbeiten kreative Lösungen, um den online-gestützten Lehrbetrieb für ihre Bereiche vorzubereiten und dies auch zu kommunizieren“, sagt Kornelia Freitag vom Lehrstuhl für Amerikanistik und RUB-Prorektorin.
Einer Umfrage der privaten Internationalen Hochschule IUBH zufolge befürchten viele Studierende negative Auswirkungen der Corona-Krise. Unter bundesweit befragten 7600 Studierenden sorgen sich fast zwei Drittel, dass die Pandemie ihr Studium verlängern könnte, so die IUBH. 78 Prozent der Befragten gaben finanzielle Sorgen an, da viele „typische Studentenjobs“wegfielen.
Die Mehrheit fürchtet, dass die Pandemie ihr Studium verlängert