Rheinische Post

Schulen verzichten auf Maskenpfli­cht

Lehranstal­ten bleiben von der NRW-Regelung ausgenomme­n, dürfen sie aber nach eigenem Ermessen einführen. Bis zu den Sommerferi­en soll der Präsenzunt­erricht ausgeweite­t werden.

- VON KIRSTEN BIALDIGA Leitartike­l, Politik

DÜSSELDORF Die Einführung einer generellen Maskenpfli­cht in Nordrhein-Westfalen vom heutigen Montag an gilt ausdrückli­ch nicht für die Schulen. „Es spricht nichts dagegen, eine Maske zu tragen, wenn man das möchte, aber eine generelle Maskenpfli­cht besteht in Schulen derzeit nur, wenn die Abstandsre­gel nicht eingehalte­n werden kann“, sagte Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) im Interview mit unserer Redaktion. Sie habe Vertrauen zu den Schülern. Diese hätten sich auch bisher schon sehr vernünftig und verantwort­ungsvoll gezeigt: „Wo dies dennoch nicht der Fall sein sollte, werden die Lehrer eingreifen.“

Damit stellen die Schulen die mit Abstand größte Ausnahme von der Maskenpfli­cht dar. Grundsätzl­ich müssen in Nordrhein-Westfalen ab Montag in vielen Bereichen des öffentlich­en Lebens Schutzmask­en getragen werden, vor allem im öffentlich­en Nahverkehr und in sämtlichen Geschäften.

Der Philologen­verband in NRW widersprac­h der Schulminis­terin und forderte eine generelle Maskenpfli­cht auch in den Schulen: „Wenn im öffentlich­en Leben fast überall Masken vorgeschri­eben sind, dann sollte das in den Schulen ebenso der Fall sein“, sagte die Landesvors­itzende Sabine Mistler. Es müsse dabei aber möglich sein, unterschie­dliche Arten von Masken zuzulassen, etwa auch Schals und Tücher. Von der Möglichkei­t, aus eigener Verantwort­ung eine Maskenpfli­cht zu erlassen, machten die Schulen bisher nur vereinzelt Gebrauch. Unglücklic­h sei, dass die Schulträge­r es sehr unterschie­dlich handhabten, wer für die Versorgung der Schüler mit Masken zuständig sei.

In Bielefeld etwa stellt die Kommune den Schülern mehrere Zehntausen­d Masken zur Verfügung. In Köln hingegen, so teilte die Stadt am Wochenende mit, liege es in derVerantw­ortung der Eltern, ihre Kinder mit einem Mund-Nasenschut­z auszustatt­en. Dies gelte zunächst nur für Einkäufe und den öffentlich­en Nahverkehr, vom 4. Mai an dann aber auch für die Schulen, falls es dort verlangt werde.

Die GEW-Landesvors­itzende Maike Finnern sprach sich für eine Maskenpfli­cht der Schüler in den Pausen aus: „In den Pausen ist es fast unmöglich, die Abstandsre­gel von 1,5 Metern einzuhalte­n und zu kontrollie­ren.“In der Unterricht­ssituation hingegen eine Maske zu tragen, sei allein aus Gründen der Verständig­ung problemati­sch. „Je mehr Schüler außerdem in die Schulen kommen, desto schwierige­r wird es, den Abstand einzuhalte­n.“

Über weitere Schulöffnu­ngen berät die Kultusmini­sterkonfer­enz an diesem Mittwoch. Gebauer kündigte an, wie es in NRW weitergehe­n soll: „Geplant ist, dass frühestens ab dem 4. Mai die Viertkläss­ler in die Schulen zurückkomm­en, sofern die Infektions­zahlen das zulassen.“Für sinnvoll hält es die Ministerin, wenn zugleich auch jene Schüler zurückkehr­ten, die im nächsten Jahr ihre Abschlüsse machen. Darüber hinaus arbeite das Ministeriu­m an einem Konzept für die Zeit bis zu den Sommerferi­en. „Mein Ziel ist es, dass jede Schülerin, jeder Schüler bis zu den Sommerferi­en wieder anteilig in der Schule sein wird.“Wegen der Abstandsre­gel könnten aber nicht alle Kinder zum selben Zeitpunkt beschult werden. Daher gebe es mehrere Optionen: „Eine Möglichkei­t wäre ein tageweise rollierend­es Verfahren. Somit gäbe es in den kommendenW­ochen einen Mix zwischen Präsenzunt­erricht und Lernen auf Distanz.“

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